Dr. Tal Hoffmann vom Institut für Schreibmotorik

Schreiben mit der Hand ist wie Gehirnsport

Stand

Studien von Frau Dr. Tal Hoffmann vom Schreibmotorik Institut zeigen alarmierende Ergebnisse: Die Fähigkeit mit der Hand zu schreiben hat bei Kindern – insbesondere nach der Pandemie – signifikant nachgelassen.

Doch trotz der zunehmenden Digitalisierung bleibt das Schreiben mit der Hand ein zentraler Baustein des Lernens, wie uns Frau Dr. Tal Hoffmann im Interview berichtet.

SWR1: Was konnten Sie in den Studien feststellen?

Dr. Tal Hoffmann: Wir haben festgestellt, dass jedes dritte Mädchen und jeder zweite Junge Probleme mit der Handschrift haben. Sie schreiben unleserlich, ihr Schreibtempo ist problematisch und sie kriegen Verkrampfungen und Schmerzen beim Schreiben von längeren Texten. Fast 80 Prozent der Lehrkräfte berichten über schlechtere Kompetenzen bei den Kindern, wenn sie in der Schule lernen zu schreiben.

SWR1: Wie wichtig ist denn Handschrift? Was geht verloren, wenn Kinder nicht mehr richtig lernen, mit der Hand zu schreiben?

Tal Hoffmann: Das Handschreiben ist verknüpft mit Lesen, es ist korreliert mit der Rechtschreibung, mit Auswendiglernen und dem Lernen von neuen Informationen. Wenn wir mit den Händen schreiben, dann üben wir alle diese Kompetenzen.

Schreiben mit der Hand ist wie Gehirnsport
Schreiben mit der Hand ist wie Gehirnsport

Sprachentwicklung durch Handschrift fördern

SWR1: Wenn ich ein Wort gut schreiben kann, fördere ich meine Sprachentwicklung, richtig?

Tal Hoffmann: Auf jeden Fall. Das ist so aufwendig für unseren Körper, für unser Gehirn, zu schreiben. Das ist wie Gehirnsport, verbunden mit Aufmerksamkeit, ich verstehe mehr, was ich schreibe. Das entwickelt die Kognition im Gehirn (Anm. d. Red.: Kognition ist ein Sammelbegriff für verschiedene Wahrnehmungs- und Denkprozesse im Gehirn). Das Sprachzentrum wird gefördert, sowie Fokus und Konzentration.

SWR1: Die Probleme sollen bereits im Kindergartenalter anfangen. Woran liegt das? Da sind die Kinder doch noch viel zu klein, um zu schreiben, oder?

Tal Hoffmann: Das fängt bereits an, wenn wir drei Jahre alt sind, noch bevor wir schreiben, wenn wir einen Stift in die Hand nehmen und kritzeln. Der Prozess ist lang und hört nicht in der Grundschule auf, sondern geht weiter, bis die Kinder in die neunte Klasse kommen und 15 oder 16 Jahre alt sind. Erst dann haben wir eine fertige Fähigkeit, mit unseren Händen zu schreiben.

Handschrift im Erwachsenenalter

SWR1: Können Sie eigentlich Ihre eigene Handschrift lesen?

Tal Hoffmann: Gute Frage, teilweise (lacht). Da hatte ich nicht so viel Unterstützung als Kind, wie es sein sollte und das ist genau der Punkt. Es ist wichtig für die Bildung, die Kinder zu unterstützen. Viele Erwachsene sind unzufrieden mit ihrer eigenen Handschrift und suchen verschiedene Wege, sie zu verbessern.

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Stand
Das Interview führte
Dörte Tebben
Dörte Tebben
Interview mit
Dr. Tal Hoffmann
Onlinefassung
SWR1