Ist es also für Paare besser, in getrennten Betten oder sogar in getrennten Zimmern zu schlafen? Schlafforscher Dr. Hans-Günter Weeß leitet das Interdisziplinäre Schlafzentrum am Pfalzklinikum Klingenmünster. Im Gespräch wägt er die Vor- und Nachteile ab.
SWR1: Was halten Sie als Schlafmediziner und Forscher von getrennten Schlafzimmern?
Dr. Hans-Günter Weeß: Das kann man nicht so pauschal sagen. Es gibt jeweils Vor- und Nachteile. Auf der einen Seite ist es so: Wenn man gemeinsam in einem Bett schläft, gibt es vielen ein Gefühl von Sicherheit, Geborgenheit und Intimität. Das kann die partnerschaftliche Nähe fördern. Vor allem, wenn man sich gut aufgehoben fühlt, ist man entspannter und hat subjektiv das Gefühl, dass man tiefer und fester schläft. Gerade bei älteren Menschen hat es oft noch einen zusätzlichen Aspekt. Wenn man sich mal nachts etwas unwohl fühlt, hat man das Gefühl, da ist mein Partner, der kann mir helfen, wenn ich erkrankt bin oder Ähnliches.
Auf der anderen Seite ist es aber auch so, dass man sich am Tage in einer Partnerschaft wunderbar verstehen kann und gut harmoniert, aber das muss in der Nacht nicht so sein. Der eine schnarcht, der andere spricht im Schlaf, der andere hätte es gerne hell beim Schlafen, der andere gerne dunkel, der eine möchte gerne frische Luft und es kühl haben, der andere hätte es gerne mummelig warm. Das heißt, da kann man sich nachts, wenn man gemeinsam in einem Bett schläft, schon wechselseitig den Schlaf rauben.
Dann ist es immer besser, sofern die Möglichkeit besteht, zu getrennten Schlafzimmern zu greifen. Der Schlaf ist das wichtigste Regenerations- und Reparaturprogramm, das der Mensch überhaupt hat. Wir sollten sehr darauf achten, dass wir mit guter Qualität, also tief und fest und ausreichend, schlafen können. Da sollten wir uns nicht wechselseitig durch unterschiedliche Angewohnheiten den Schlaf rauben.
Frauen schlafen allein besser
SWR1: Sie sind nicht nur Schlafforscher, sondern auch Psychologe und Psychotherapeut. Sie haben schon mal angedeutet, dass Paare sich geborgen fühlen, wenn sie gemeinsam im Bett liegen. Wenn man es ganz weit formulieren will, passt Romantik und Liebe auch zum Thema Schlafforschung.
Weeß: Ja, das passt unbedingt, weil gerade diese Grundentspannung notwendig ist für einen tiefen und festen Schlaf. Die erleben wir oft subjektiv viel eher, wenn wir eben nicht alleine schlafen, sondern zu zweit. Aber bei Frauen, die alleine schlafen, messen wir im Schlaflabor objektiv eine etwas bessere Schlafqualität, als wenn der Mann nebendran liegt.
Das hat jetzt nichts damit zu tun, dass der Mann eher schnarcht, sondern das hat etwas damit zu tun, so sagen, es uns zumindest die Evolutionsforscher, dass die Frau eigentlich schon seit der Steinzeit, zuständig war für die Gruppe. Das heißt, wenn jemand krank war, gepflegt werden musste, wenn es Kinder gab, dann war die Frau zuständig. Und wenn sie jetzt die Kleinfamilie mit ihrem Mann bildet, dann schläft sie unbewusst an ihrem "Arbeitsplatz" sozusagen, das heißt, sie ist einen Tick angespannter.
Dadurch ist der tiefe Schlaf nicht ganz so prominent, nicht ganz so gut. Das ist die Erklärung der Entwicklungsbiologen und Entwicklungspsychologen für diesen objektiven Befund, der sich aber auf der subjektiven Ebene gar nicht widerspiegelt. Wenn wir die Frauen fragen, ob sie denn lieber allein oder zu zweit schlafen, wählt die Mehrheit das Schlafen zu zweit.
Wer zusammen schläft, sollte Kompromisse finden
SWR1: Hochinteressant! Also die Steinzeit hat noch Auswirkungen auf die Schlafqualität in Zeiten, in denen wir gar nicht mehr steinzeitlich leben. Es gibt also Paare, die vielleicht nicht besonders gut miteinander in einem Bett schlafen, es aber trotzdem unbedingt möchten. Was können solche Paare tun, um ihre Schlafqualität zu verbessern?
Weeß: Wenn es darum geht, dass der eine oder andere vielleicht laute Geräusche macht, wie Schnarchen oder Sprechen im Schlaf, dann kann Ohropax helfen. Wenn es darum geht, dass der eine gerne Frischluft hätte, aber der andere möchte es gerne warm haben, dann kann man darüber sprechen, dass die Schlafzimmertür geöffnet wird und in einem anderen Raum gelüftet wird. Dann hat man auch frische Luft, aber eben nicht so kühl, wie wenn man direkt neben dem offenen Fenster liegt, insbesondere im Winter.
Da geht es letztendlich um eine gewisse Kompromissfähigkeit, dass nicht jeder auf seine optimalen Schlafbedingungen beharrt. Dann gelingt es vielleicht auch trotz aller Unterschiedlichkeit doch noch, gemeinsam harmonisch im Schlafzimmer schlafen zu können.
Das Gespräch führte SWR1 Moderator Hanns Lohmann.