Handballerin Stine Jörgensen (SG BBM Bietigheim) im Wurf (Foto: IMAGO, IMAGO / wolf-sportfoto)

Handball | SG BBM Bietigheim

Profisport und Schwangerschaft: Der harte Weg von Handballerin Jørgensen

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AUTOR/IN
Ann-Kathrin Rose

Stine Jørgensen von der SG BBM Bietigheim ist nach der Geburt ihrer Zwillinge schnell aufs Parkett zurückgekehrt. Dabei war es für die Handballerin alles andere als einfach, denn im Spitzensport ist Schwangerschaft nicht wirklich vorgesehen.

Stine Jørgensen hat in ihrer Karriere fast alles erlebt. Die Handballerin hat für Spitzenteams gespielt, war Kapitänin des dänischen Nationalteams, hat die Meisterschaft in Dänemark, den Pokalsieg in Deutschland gefeiert und ist nicht nur in der Bundesliga, sondern auch auf internationalem Parkett aufgelaufen. Die größte Herausforderung ist für sie aber eine andere: Es ist der Balanceakt zwischen Kindern und Karriere. Denn Jørgensen, die inzwischen für die SG BBM Bietigheim spielt, ist nicht nur Profisportlerin, sie ist auch Mutter von Zwillingen. "Es ist toll", sagt die 31-Jährige im Gespräch mit SWR Sport. "Aber natürlich ist es hart, beides zu vereinbaren."

Stine Jørgensen: Profisportlerin – und trotzdem Mutter 

Hart ist es auch deshalb, weil die Strukturen im Profisport eigentlich nicht vorsehen, dass Sportlerinnen Kinder bekommen. So berichten Sportlerinnen nach der Bekanntgabe ihrer Schwangerschaft etwa von Sponsoren, die Verträge kündigen oder ihre Förderung einstellen – anders als bei den männlichen Kollegen. Auch das hat Jørgensen beschäftigt. 

Mit Ehemann Jan, der selbst einst Spitzenathlet und Badminton-Profi war, hat sie darüber viel gesprochen. "Wir haben all das diskutiert", erzählt Jan Jørgensen. "Und ohne allzu sehr ins Detail zu gehen: Es war ein harter Weg für uns, Kinder zu bekommen, mit Stines Job. Denn das ist definitiv keine beliebte Entscheidung, wenn man Handball spielt." Für das Paar aber war klar: Sie wollen eine Familie gründen. Und dafür sorgen, dass die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, auch im Spitzensport, kein Tabu-Thema mehr ist. 

Spitzensport und Schwangerschaft 

"Es sollte nichts sein, worüber man nicht sprechen kann", sagt Jan Jørgensen, genau das aber passiere nur allzu oft. "Es gibt so viele Gerüchte, über aufgelöste Verträge, weil eine Spielerin schwanger geworden ist." In Bietigheim aber läuft es anders – von Beginn an. "Als Stine zu mir gekommen ist, habe ich mich gefreut", verrät Trainer Markus Gaugisch. Natürlich habe es geschmerzt, vorerst auf eine seiner Top-Spielerinnen verzichten zu müssen, aber: "Das ist normal: Frauen werden Mütter. Das passiert in jedem Beruf. Auch bei Handballerinnen."

Und – für die einstige Kapitänin des dänischen Nationalteams stand fest: Sie will so schnell wie möglich zurück auf das Parkett. "Ich bin hier hergekommen, um Handball zu spielen", sagt die Dänin. Das war 2019. Im Mai 2021 wurden die Zwillinge geboren. Nur sechs Wochen später trainierte Stine Jørgensen wieder – mit Unterstützung aus dem Verein. "Wir haben einen tollen Physiotherapeuten. Er ist zu uns nach Hause gekommen und wir haben die ersten Übungen gemacht." Und nicht nur das: Als Jan Jørgensen einmal beruflich unterwegs war und die Zwillinge zum Kinderarzt mussten, half Physiotherapeut Felix Bauer. Auch beim lästigen Papierkram kann Familie Jørgensen auf den Bietigheimer Klub zählen.

Der Kampf zurück 

Den Rest leistet Stine Jørgensen – sie kämpft sich zurück, erst individuell und schließlich ins Teamtraining. "Es ist nicht einfach, nach einer Schwangerschaft zurückzukommen, sondern harte Arbeit", erzählt die 31-Jährige. Inzwischen läuft sie wieder für die SG BBM Bietigheim auf – in der Bundesliga und international. "Und es ist auch hart, nicht bei den Kindern zu sein, wenn sie so klein sind. Aber auch das wird besser mit der Zeit. Das habe ich gelernt." Denn der Druck ist enorm, auf die Sportlerin und auf Mutter Stine Jørgensen. "Meine größte Sorge war: Mutter zu sein, mein Bestes zu geben und niemanden hängen zu lassen." 

Die Sorgen teilt sie vor allem mit Ehemann Jan. "Er ist der größte Support", sagt Stine Jørgensen und strahlt ihn an. Der ehemalige Badminton-Profi arbeitet meist von zu Hause und kümmert sich um die Zwillinge. "Ohne ihn könnte ich das nicht machen und bin sehr dankbar dafür." Auch Jan Jørgensen grinst, das Geheimnis, davon ist er überzeugt, ist aber ein anderes. "Wir sind ein gutes Team – das steht fest. Und es war immer unser Traum, Eltern zu werden." Diesen Traum haben sie sich erfüllt. Das aber ist nicht der einzige: "Für mich war immer klar, dass ich wieder Handball spielen will." Auch das hat Stine Jørgensen geschafft.

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Ann-Kathrin Rose