Sebastian Hoeneß, Trainer des VfB Stuttgart

Fußball | Meinung

17 Bundesligaspiele im Amt: Sebastian Hoeneß lässt den VfB Stuttgart träumen

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Johann Schicklinski

Sebastian Hoeneß ist jetzt seit 17 Bundesligaspielen Trainer des VfB Stuttgart - eine Halbserie lang also. Der 41-Jährige hat beim zuletzt notorischen Sorgenkind sehr viel richtig gemacht, findet SWR-Sportredakteur Johann Schicklinski.

Auch wenn das 2:3 gegen die TSG Hoffenheim ein kleiner Euphoriedämpfer ist, bleibt festzuhalten: Nach neun Spielen ist der VfB Stuttgart sensationell Tabellendritter der Fußball-Bundesliga. 21 Punkte, 27:11 Tore - so lautet die starke Bilanz.

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Nach sechs Bundesliga-Siegen in Serie reißt die Serie des VfB Stuttgart ausgerechnet gegen die TSG Hoffenheim. Trotzdem können die Schwaben viel Positives aus der Niederlage ziehen.

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Für mich der Hauptverantwortliche: Trainer Sebastian Hoeneß! Seit er die Geschicke beim schwäbischen Traditionsverein übernommen hat, geht es nur in eine Richtung: steil nach oben. Er hat mit dem VfB jetzt 17 Spiele absolviert, also eine Halbserie. Seine Zwischenbilanz fällt sehr positiv aus.

Beeindruckende Zahlen für Sebastian Hoeneß

Das lässt sich alleine schon an Zahlen festmachen. Seit Hoeneß am 3. April beim VfB Stuttgart das Traineramt übernahm, holten die Schwaben in 17 Bundesligaspielen 34 Punkte, also exakt zwei Zähler pro Partie. Es gab erst drei Niederlagen. In der "Hoeneß-Tabelle" ist der VfB damit Vierter. Nur Leipzig, Dortmund und der FC Bayern waren seitdem besser. In einer kompletten Spielzeit, sprich nach 34 Spielen, würden die Schwaben, wenn sie diesen Schnitt beibehielten, 68 Punkte aufweisen. Das ist zwar nur ein Gedankenspiel, dennoch wäre das eine Ausbeute, mit der man normalerweise die Qualifikation für die Champions League schafft.

Dazu, und das schmückt die Bilanz noch mehr, kommen unter Hoeneß im DFB-Pokal und in der Relegation vier Siege in fünf Spielen, inklusive der Rettung vor dem Abstieg.

Diese Leistung ist aus meiner Sicht nicht hoch genug zu bewerten. Erst recht, wenn man sich die Ausgangssituation, die Hoeneß bei seinem Antritt vorfand, vor Augen hält: Stuttgart hatte 20 Punkte nach 26 Spielen auf dem Konto, war Tabellenletzter, es herrschte komplette Verunsicherung bei den Spielern und eine bleierne Schwere über dem ganzen Klub. Hoeneß hatte keine Vorbereitung mit seiner neuen Mannschaft, es musste sofort funktionieren, sonst wäre der dritte Abstieg in sieben Jahren nicht zu vermeiden gewesen.

Mit mutigem Spiel die Liga aufmischen

Und Hoeneß lieferte. Der Nachfolger des geschassten Bruno Labbadia strahlte bei seinem "Himmelfahrtskommando" vom ersten Tag an Energie, Selbstbewusstsein und, am wichtigsten, Glaube aus. Glaube an den Erfolg seiner Mission - und an seine Mannschaft. Er lamentierte nicht, suchte nicht vorab nach Gründen, möglichen Misserfolg zu erklären, sondern ging sofort voran. Das kam an bei der Mannschaft, die wieder anfing, an sich selbst zu glauben. Deren Brust wieder breiter wurde und die sich auch auf dem Platz etwas zutraute.

Und dieses Selbstbewusstsein nahm das Team mit in die neue Spielzeit, wo es mit mutigem Spiel die Liga aufmischt. Trotz der Verluste von Kapitän Wataru Endo, Konstantinos Mavropanos und Borna Sosa ist die Überzeugung förmlich spürbar. Die Mannschaft begeisterte auch gegen Hoffenheim, trotz der Pleite. Nach dem Spiel standen die Spieler vor der Cannstatter Kurve und ernteten "standing Ovations".

Hoeneß ist ein Bessermacher

An dieser Euphorie hat Hoeneß großen Anteil. Er redet die Spieler nicht nur stark - er macht sie auch besser. Kollektiv, denn die zahlreichen, hochtalentierten Einzelspieler wurden zu einer Mannschaft, gewannen so die Fans zurück und immer öfter auch die Spiele. Und individuell - nahezu jeder Spieler hat sich weiterentwickelt.

Glücksfall folgt auf Fehlgriff

Es ist einfach zu spüren, dass unter Hoeneß etwas gewachsen ist. Gegen Hoffenheim wäre Stuttgart nach einem 0:2- und einem 1:3-Rückstand fast noch einmal zurückgekommen. Die Chancen dazu waren da, nicht nur beim Elfmeter von Deniz Undav. Alleine in der Nachspielzeit gab es noch drei Hochkaräter für den VfB, der in nahezu allen relevanten Statistiken vornelag - nur nicht beim Ergebnis.

Auf Kurs "sorgenfreie Spielzeit"

Trotzdem wurde erneut sichtbar, dass die Mannschaft sich auch durch Rückschläge nicht beirren lässt. Sie steht sofort wieder auf und sucht immer den Weg nach vorne. 27 Tore in neun Spiele - exakt drei Treffer pro Partie - zeugen davon. Der Lauf der Schwaben ist deshalb für mich kein Zufall, ich glaube, dass das Team auch aus dieser Heimniederlage lernen wird. Dafür wird alleine Hoeneß sorgen. Der schwäbische Traditionsklub ist dank seines Trainers längst auf Kurs "sorgenfreie Spielzeit und den Fans viel Freude bereiten".

Geht die Entwicklung so weiter, darf man beim VfB Stuttgart auch von mehr träumen, etwa dem internationalen Geschäft. Denn das Potenzial dazu ist aus meiner Sicht da - und es wird dank Hoeneß endlich auch genutzt.

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Johann Schicklinski