Fußball | U17-WM

Weltmeister-Titel: DFB-Junioren schreiben Geschichte

Stand
Autor/in
Thomas Kellermann

Beim Finale der U17-WM hat die deutsche Nationalmannschaft einen historischen Sieg gefeiert. Gegen Frankreich setzte sich die deutsche Elf im Elfmeterschießen durch.

Die Hände von Noah Darvich greifen den Pokal. Nur ein paar Schritte sind es bis zu seinen Mannschaftskollegen. Dann reckt er die Trophäe in den Himmel, es regnet Konfetti, die Spieler hüpfen, schreien, fallen auf die Knie. Diese Bilder sah man nach einer großartigen U17-Europameisterschaft im Frühsommer dieses Jahres, bei der die DFB-Auswahl ein packendes Finale gewinnen und somit den Titel bejubeln konnte.

Am Samstag haben sich diese Szenen wiederholt. Die deutsche U17 geann in Surakarta, Indonesien, den Weltmeister-Titel. Ebenso wie im EM-Endspiel vom 2. Juni hieß der Gegner Frankreich. Damals konnte sich das Team von Trainer und Ex-KSC-Profi Christian Wück im Elfmeterschießen durchsetzen. Ein ähnlich enges und spannendes Spiel wurde es auch am Samstag, erst das Elfmeterschießen brachte die Entscheidung.

U17 mit Talenten aus dem Südwesten

Die Südwest-Talente Maxim Dal (Mainz 05), Max Moerstedt (TSG Hoffenheim) und Noah Darvich (ehemals SC Freiburg, heute FC Barcelona) waren schon beim EM-Triumph dabei und standen in der Final-Startelf. Auch bei der WM spielten sie eine wichtige Rolle, Sturmhoffnung Moerstedt ist mit vier Turnier-Toren treffsicher, Kapitän Darvich unterstreicht mit herausragenden Leistungen, warum er als wohl größtes DFB-Nachwuchstalent gilt. Ergänzt wird das Südwest-Gespann von den Neulingen Louis Babatz (Mainz 05) und Maximilian Herwerth (VfB Stuttgart), die vor sechs Monaten noch nicht mitspielen durften.

Noah Darvich (FC Barcelona) im Spiel gegen Neuseeland
Noah Darvich (FC Barcelona): Er ist nicht nur der Kapitän, sondern auch der große Star der Mannschaft. Bis zum Sommer spielte er noch beim SC Freiburg, dann entschied er sich aber dazu, für die zweite Mannschaft des FC Barcelona aufzulaufen - mit der Perspektive, dort Profi zu werden. Darvich kommt auf insgesamt 22 Länderspiele und traf beim 3:1 WM-Sieg gegen Mexiko. Bild in Detailansicht öffnen
Max Moerstedt (TSG Hoffenheim) im Spiel gegen Mexiko
Max Moerstedt (TSG Hoffenheim): Ein absolutes Sturm-Talent. In der laufenden Saison erzielte der 17-jährige Mannheimer bereits zehn Tore und ist damit maßgeblich an der Tabellenführung der TSG Hoffenheim in der A-Junioren-Bundesliga beteiligt. Auch in der Nationalmannschaft bleibt er treffsicher und erzielte bereits vier Tore, unter anderem das zwischenzeitliche 3:2 im WM-Halbfinale gegen Argentinien. Bild in Detailansicht öffnen
Maxim Dal (1. FSV Mainz 05) beim Algarve Cup in Faro, Portugal im Spiel gegen Spanien
Maxim Dal (1. FSV Mainz 05): Eine Stammkraft in der erfolgreichen U19 der Mainzer. Im Sommer durfte der Durchstarter bereits bei den Profis reinschnuppern, verletze sich jedoch beim Testspiel gegen die TuS Koblenz (6:1) schwer am linken Knie. Pünktlich zur U-17-WM steht Dal aber wieder auf dem Platz und startete bereits zwei Mal von Beginn an. Bild in Detailansicht öffnen
Torhüter Louis Babatz (Mainz 05) beim Spiel der U19 gegen den FC Bayern München
Louis Babatz (1. FSV Mainz 05): Der Stammtorhüter der A-Junioren Mannschaft des FSV Mainz 05 wartet noch geduldig auf sein erstes Länderspiel. Im Frühjahr feierte der gebürtige Wiesbadener seinen größten Erfolg: Mit seinem Mannschaftskollegen Maxim Dal gewann er die deutsche A-Junioren-Meisterschaft. Bild in Detailansicht öffnen
Maximilian Herwerth (VfB Stuttgart) im Spiel gegen die U17 der SpVgg Unterhaching
Maximilian Herwerth (VfB Stuttgart): Bei der U-17-WM steht der Abwehrspezialist des VfB Stuttgart zum ersten Mal auf der großen Bühne. Beim 3:1-Erfolg gegen Neuseeland feierte der Innenverteidiger sein Länderspiel-Debüt und kam auch im Viertelfinalspiel zum Einsatz. Bild in Detailansicht öffnen

Ein Sieg für die Geschichtsbücher

Von den Offensivproblemen der A-Nationalelf war bei den Nachwuchskickern nichts zu sehen: Mit Ausnahme des Viertelfinalspiels gegen Spanien (1:0) und des Finales (2:2) erzielte die U17 in jedem Spiel mindestens drei Treffer. Mit Moerstedt und Paris Brunner sind gleich zwei Deutsche auf dem dritten Platz des Torjäger-Rankings. Die Aufgabe gegen die französische Hintermannschaft war dennoch eine schwere, so hatte Frankreich bis zum Finale erst einen Gegentreffer hinnehmen müssen. Auch im Endspiel der Europameisterschaft gelang der DFB-Auswahl in 120 Minuten kein Treffer gegen "Les Bleus".

Nach der ersten EM-Trophäe im Frühsommer ist der WM-Sieg ebenfalls eine Premiere für die deutsche U17. Vier Mal erreichte man das Halbfinale, 2007 und 2011 wurde man Dritter, gewinnen konnte man das Turnier aber vorher noch nie. Und nicht weniger historisch: Durch diesen WM-Sieg ist es das erste Mal, dass eine U17-Auswahl sowohl die Europa- als auch die anschließende Weltmeisterschaft gewinnt.

Von Sattheit keine Spur

Außenverteidiger Eric da Silva Moreira war nach dem EM-Triumph noch lange nicht satt: "Einige Leute denken vielleicht: 'Ihr habt schon einen großen Titel gewonnen und seid damit zufrieden'. Aber so denken wir nicht. Wir sind hier nach Indonesien gekommen, um den Pokal zu holen."

Als Grund für den Erfolg seines Jahrgangs nennt der gebürtige Freiburger Darvich aber nicht nur die fußballerische Klasse seiner Mitspieler. Vor allem betont er, dass "die Stimmung in der Mannschaft klasse" sei und alle sich "super verstehen und gegenseitig unterstützen".

Der Weg des deutschen Teams zum Titel

RundePaarungErgebnis
Gruppe F, 1. SpieltagMexiko - Deutschland1:3
Gruppe F, 2. SpieltagNeuseeland - Deutschland1:3
Gruppe F, 3. SpieltagDeutschland - Venezuela3:0
AchtelfinaleDeutschland - USA3:2
ViertelfinaleSpanien - Deutschland0:1
HalbfinaleArgentinien - Deutschland3:3 (2:4 i. E.)
FinaleDeutschland - Frankreich2:2 (4:3 i.E.)
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Autor/in
Thomas Kellermann