Präsident Claus Vogt (Mitte) war der Treiber hinter dem Projekt Frauenfußball beim VfB Stuttgart. In Anwesenheit von Rainer Adrion (l.) und Teammanagerin Lisa Lang überreichten die Mädchen Marie Lesch (l.) und Martha Beckmann am 20. Mai eine Petition für Frauenfußball an den VfB. (Foto: SWR, SWR/privat)

"Ein historischer Schritt"

Nach 127 Jahren: VfB Stuttgart gründet Frauenfußball-Abteilung

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Michael Bollenbacher

Der VfB Stuttgart hat eine Abteilung für Frauen- und Mädchenfußball gegründet. Startschuss des Spielbetriebs wird zur Saison 2022/2023 erfolgen.

Der VfB Stuttgart wird dazu eine Kooperation mit dem VfB Obertürkheim eingehen. Damit folgen die Schwaben Borussia Dortmund und Schalke 04, die im vergangenen Jahr die Gründung einer Frauenabteilung publik machten. Auch die baden-württembergischen Frauen-Bundesligisten SC Freiburg, SC Sand und TSG Hoffenheim haben bereits seit 1975, 1980 respektive 2007 eine Frauenfußball-Abteilung.

Vogt: "Wir haben Nägel mit Köpfen gemacht"

"Das ist ein historischer Schritt für unseren VfB und dessen Weiterentwicklung. Seit mehr als 15 Jahren gab es immer wieder Gespräche und Pläne. Jetzt haben wir Nägel mit Köpfen gemacht und unser Abteilungsspektrum im e.V. um eine weitere sehr wichtige Abteilung erweitert. Darauf sind wir alle sehr stolz“, sagte VfB Präsident Claus Vogt in einer Mitteilung.

Vogt hatte sich das Thema Frauenfußball bereits zu Beginn seiner Amtszeit im Dezember 2019 auf seine "To-do-Liste" geschrieben. Eineinhalb Jahre später kann Vollzug gemeldet werden.

"Kein Selbstläufer" laut VfB-Präsident Claus Vogt

"Grundsätzlich ist das natürlich kein Selbstläufer, aber wir haben eine tolle Arbeitsgruppe und ein super Konzept mit fast 100 Seiten entwickelt, alle Seiten beleuchtet", so Claus Vogt bei der Petitionsübergabe Ende Mai.

Gleichzeitig ist der Zeitpunkt, eine Frauenfußball-Abteilung aus dem Boden zu heben, laut Vogt nicht optimal. "Wir haben immer noch Probleme mit den Platzverhältnissen, die Corona-Situation kam dazu, die finanzielle Situation", so der VfB-Präsident. Und dennoch wollte der VfB "ein klares Zeichen setzen für Stuttgart, für den Verein, für die Region und dort auch Verantwortung übernehmen zum Thema Vielfalt und Frauen- und Mädchenfußball", so Vogt weiter.

Den letzten Pass in Richtung Frauenfußball-Abteilung leisteten ausgerechnet zwei Mädchen aus Stuttgart. Marie Lesch und Martha Beckmann, beide zwölf Jahre alt, hatten sich in den vergangenen Monaten durch eine Petition für die Gründung einer Frauen- und Mädchenfußballabteilung beim VfB Stuttgart stark gemacht.

Am 20. Mai hatten die beiden Fußballerinnen, die für die SG Stuttgart kicken, ihr Ziel erreicht Sie durften die Petition mit knapp 1.900 Unterschriften an VfB-Präsident Claus Vogt übergeben. Auch wenn die Petition nicht der Hauptgrund für die Gründung war, ein emotionaler Treiber war sie sicherlich.

"Die großen Vereine sollten eine Frauen-Mannschaft haben, weil sie als Vorbild vorangehen sollen. Damit der Frauenfußball immer mehr gefördert wird."

Schalkes Frauen fangen in der Kreisliga an - und die VfB-Frauen?

Schalke 04 hat mit seiner neu gegründeten Frauenfußballmannschaft sportlich übrigens ganz unten angefangen. Der Verein setzt auf Hobby- und Breitensport mit dem Ziel, den Fußball in der Region ganz nach vorne zu bringen.

Kooperation mit dem VfB Obertürkheim

Die neue Abteilung wird zur Saison 2022/2023 in den Liga-Spielbetrieb einsteigen. Geplant ist der Aufbau mehrerer Teams im Aktiven- und Nachwuchsbereich. Realisiert werden kann dies durch die neugeschlossene Kooperation mit dem VfB Obertürkheim, durch die der VfB Stuttgart das Spielrecht für die geplanten Mannschaften übernimmt. Die entsprechenden verbandsrechtlichen Anträge haben beide Vereine bereits bei den zuständigen Verbänden eingereicht und man befindet sich dazu in guten Gesprächen.

Auch wegen der Themen wie Infrastruktur und Nachwuchsförderung hatte der VfB vor einiger Zeit Frauen-Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg nach Stuttgart eingeladen. Laut Präsident Vogt sei man zu diesen Themen generell in "guten Gesprächen".

Der 51-Jährige ist überzeugt, dass der VfB nach der Gründung einer Frauen- und Mädchenabteilung kaum Überzeugungsarbeit leisten müsste, um junge Mädchen oder auch Frauen in den Verein zu holen.

Wichtiger Schritt Richtung gesellschaftliche Verantwortung

Stand Februar 2021 sind in Stuttgart laut Stadt 11 Vereine mit 15 Frauen-Mannschaften und 12 Vereine mit insgesamt 39 Mädchen-Mannschaften registriert. Nun geht auch der bekannteste Verein der Stadt, der VfB Stuttgart, den Weg Richtung gesellschaftliche Verantwortung, Vorbildfunktion und Gleichberechtigung.

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Michael Bollenbacher