Thomas Hengen, Geschäftsführer 1. FC Kaiserslautern (Foto: IMAGO, IMAGO / Werner Schmitt)

Fußball | 2. Bundesliga

FCK-Geschäftsführer Hengen: "Wir wollen alle Heimspiele gewinnen!"

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INTERVIEW
Jürgen Schmidt
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Hannah Haus

Eine Woche nach dem dramatischen Spiel in Düsseldorf spricht FCK-Geschäftsführer Thomas Hengen über den Ausfall von Torjäger Ragnar Ache und schwärmt über das Traditionsduell gegen den HSV vor ausverkauftem Haus.

SWR Sport: Heute wenige Stunden vor dem Spiel gegen den HSV: Wie hat die Mannschaft diese Woche verkraftet, dieses Achterbahnspiel, die Vorkommnisse? Wie weit ist der Schock hintangestellt?

Thomas Hengen: Der Schock ist aufgearbeitet. Wie jede Woche setzt sich das Trainerteam mit dem Spiel auseinander, es werden Gespräche und Sitzungen geführt, es wird Videomaterial geschnitten. Wir sprechen an, was gut und schlecht gelaufen ist.

SWR Sport: Wie lange haben Sie sich denn geärgert?

TH: Du hast während des Spiels ein Gefühl, du bist ja schon länger dabei. Nach dem 2:3 dachte ich mir schon, dass uns das Spiel entgleiten wird. Dass wir dann nicht dagegen gesteuert haben, liegt schon daran, dass wir in unseren Reihen Spieler mit nicht so viel Erfahrung oder mit Erlebniswerten haben, die so eine Situation schon mal mitgemacht haben. Wir haben ein ähnliches Spiel mal in der Bundesliga erlebt, gegen Karlsruhe. 3:0 geführt und dann mit Ach und Krach ein 3:3 nach Hause geholt. Von daher wissen wir, wie dynamisch Fußball ist. Wenn ein Stadion seine Wucht entfaltet, kann noch viel passieren. Dann muss man wissen, wie man dagegen steuern kann. Das ist jetzt angesprochen und aufgearbeitet worden.

SWR Sport: Über den Flaschenwurf wurde jetzt viel gesprochen, Sie haben keinen Protest eingelegt. Warum eigentlich nicht?

TH: Ja, weil es a) keine Aussicht auf Erfolg gab, b) haben wir das Spiel weiter sportlich führen wollen und auch geführt. Laut Regelwerk muss das Spiel direkt abgebrochen werden vom Schiedsrichter. Und c) wollen wir auch kein Alibi gelten lassen für den Spielausgang. Wir verurteilen das auf das Brutalste, was da passiert ist. Das wollen wir in keinem Stadion sehen, auch nicht bei uns. Wir müssen mit aller Härte des Gesetzes da nach gehen. Wir haben einen Strafantrag gestellt. Unser Anwalt wird Akteneinsicht einfordern, wird versuchen in Verbindung mit Polizei, mit Fortuna Düsseldorf, den Täter ausfindig zu machen und dann dementsprechend zu bestrafen, hoffentlich.


SWR Sport: Mit Ragnar Ache fällt trotzdem ein wichtiger Mann aus. In den letzten Spielen ist er zu einer Art Lebensversicherung geworden, er hat getroffen, er ist sehr agil, also eine ganz klare Stammkraft. Wie sehr wird er fehlen?

TH: Jeder Spieler, der ausfällt, fehlt uns. Und bei Ragnar ist es eben unser Torjäger. Wir haben ihn aber letztes Jahr noch nicht in unseren Reihen gehabt und haben trotzdem unsere Tore geschossen. Er ist sicherlich ein großer Faktor in unserem Spiel, er gibt einen großen Impact. Aber unsere Mannschaft hat gezeigt, dass sie flexibel ist, nicht so ausrechenbar wie in der Vergangenheit. Wir haben mehrere Leute, die Tore schießen können und der Ausfall kann jetzt auf mehreren Schultern getragen werden.

SWR Sport: Können Sie sagen, wie lange er ausfällt?

TH: Schwer zu sagen. Da müssen wir von Woche zu Woche schauen, wie die Reha und der Heilungsprozess verlaufen. Wir hoffen natürlich so schnell wie möglich, aber wir geben ihm auch die Zeit, dass er hundertprozentig zurückkommen kann.

SWR Sport: Terrence Boyd wird von Anfang an spielen. Die letzte Zeit kam er immer von der Bank. Was erhoffen Sie sich von ihm?

TH: Erstens sind wir eine große Mannschaft von 27 Spielern, da kann nicht jeder anfangen. Aus letzter Saison war Terrence noch gewohnt immer zu starten. Dieses Jahr ist es eben anders. Er hat jetzt seine Chance und es wäre fatal zu verkrampfen und in einem Spiel alles raushauen zu wollen, alles zu zeigen. Er muss seine Aufgabe im Team machen, die ihm aufgetragen werden. Wenn er dann ab und zu noch ein Tor schießt, wäre das schön. Aber das gilt auch für jeden anderen Spieler. Jeder brennt darauf, reinzukommen, das ist eine wunderbare Situation.

SWR Sport: Ausverkauftes Haus, 50.000 Fans, der HSV, ein Traditionsduell. Wie sehr glänzen da die Augen?

TH: Es gibt doch nichts Schöneres. Jetzt haben wir, so wie letzte Woche, schon wieder volle Hütte. Es kommt ein großer Name wie der HSV, der sich auch noch an der Tabellenspitze befindet. Wir wollen aber alle unsere Heimspiele gewinnen und so müssen wir auch auftreten.

SWR Sport: Traditionsduell, 60 Jahre Bundesliga. Die Karte in der Westkurve hat damals noch 2,90 DM gekostet. Davon können Sie jetzt zwar nicht mehr überleben, aber das ist gefühlte Bundesliga, oder?

TH: Ja, das war es letzte Woche und ist es dieses Wochenende auch. Wenn man sich die Besetzung in der zweiten Liga anschaut, über Schalke, Hertha, Nürnberg, Pauli und wenn man da weiter geht, kommt man aus dem Schwärmen gar nicht mehr raus. Wir sind dafür zuständig, dass wir im Verbund mit unserem Umfeld, unseren Fans jedes Mal ein Highlight setzen. Jetzt haben wir mal ein negatives Highlight am Samstag erlebt und wollen wieder ein positives Highlight zu Hause erleben.

SWR Sport: Am Dienstag dann das nächste Highlight, wieder ausverkauft, das DFB-Pokal Spiel gegen Köln. Was macht das mit Ihnen, wenn das gerade so rappelt. Nicht nur in der Kasse, sondern auch mit diesen wunderbaren Spielen?

TH: Mit dem Dienstag beschäftige ich mich aktuell gar nicht. Ich freue mich jetzt erst Mal auf Samstag. Die Liga hat absolute Priorität, dann kommt mit Köln ein Goodie, das sich die Mannschaft erarbeitet hat. Jetzt haben wir erst Mal Hamburg vor der Brust, die auch am letzten Wochenende gezeigt haben, dass sie aus einer Mini-Krise gestärkt rausgekommen sind. Auch die haben ein paar Ausfälle zu verkraften, es wird also hoffentlich ein Duell auf Augenhöhe.

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