
„Als ich im Sommer in St. Petersburg war, dachte ich: ‚Wow, hier könnte ich leben.‘ Jetzt, seit das alles passiert ist, habe ich einfach nur Angst um das Land. Ich habe richtig Mitleid mit den Menschen.“ (Xenia, 24, Studentin mit russischen Wurzeln)
Xenia ist Deutsche, hat durch ihre Eltern aber einen starken Bezug zu Russland. Alle in ihrem Umfeld seien gegen den Krieg und würden darunter leiden, von der Welt teilweise verurteilt und isoliert zu werden: „Viele Menschen wollen Kontakt zum Westen, die hören westliche Musik, die haben Instagram, die nehmen an der Globalisierung teil. Wenn man die jetzt völlig abschneidet, kann das nicht gut sein.“
Xenias ehemalige Kollegen bei ihrer Praktikumsstelle in St. Peterburg seien mittlerweile durch abgesagte Projekte teilweise arbeitslos. Die Sanktionen träfen am Ende des Tages auch Menschen, die mit Putins Entscheidungen nichts zu tun haben. Was es in Russland bedeutet, gegen diese Entscheidungen zu protestieren, sei für Viele in Deutschland schwer vorstellbar:
„Ich respektiere alle Menschen, die auf die Straße gehen für ihre Meinung. Aber wenn jetzt ein Familienvater nicht auf die Straße geht, weil er sonst vielleicht abgeführt wird, muss man auch Verständnis haben. Ich verurteile die Menschen nicht, weil sie ängstlich sind.“
Wichtig ist Xenia, dass man die russische Bevölkerung nicht geschlossen mit Putins Entscheidungen gleichsetzt. Sollten Ost und West wieder zu Gegenpolen werden, könne gerade das zu gefährlichen Einstellungen führen: „Ich kann mir vorstellen, dass einige junge Menschen dann versuchen werden, Russland zu verlassen oder auf die Straße zu gehen, aber ich kann mir auch vorstellen, dass so auf der russischen Seite auch Hass entwickelt wird. In Verbindung mit der Propaganda entwickelt man dann erst so richtig negative Gefühle zum Westen. Ich glaube, Emotionen werden das Bild verzerren.“
Xenias Appell ist, gerade jetzt zusammenzuhalten, wo die Politik droht, die Menschen auseinanderzubringen.
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