Silkes Secondhand-Kaufhaus in Worms: Gebraucht statt neu kaufen

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Katharina Feißt
Bild von Katharina Feißt, Studio Mainz (Foto: SWR, Daniel Brusch)
Tina Bonin
Tina Bonin (Foto: SWR, SWR)
Silke Schulz lacht in die Kamera. Sie bietet Haushaltsauflösungen und Entrümpelungen in Worms an und betreibt dort das „Kaufhaus der Wiederkehr“, wo Secondhandartikel verkauft werden. (Foto: SWR)
Silke entrümpelt Wohnungen und löst Haushalte auf. Um nachhaltiger zu arbeiten, hat sie 2021 das „Kaufhaus der Wiederkehr“ in Worms gegründet. Denn: „Die Ressourcen werden immer weniger, man schmeißt aber immer mehr weg. Die Welt kann so nicht weitermachen.“
Silke Schulz räumt im „Kaufhaus der Wiederkehr“ in Worms Waren in die Regale. Dort werden Secondhandartikel preiswert verkauft, um einen nachhaltigen Konsum zu ermöglichen und Müll zu reduzieren. (Foto: SWR)
In ihrem Secondhand-Kaufhaus bringt sie drei bis fünf Prozent der Waren aus ihren Haushaltsauflösungen wieder in den Umlauf. Für wenig Geld kann man hier Kinderspielzeug, Putzmittel, Konservendosen, Werkzeug, Möbel, Haushaltsgeräte, Klamotten oder Dekoartikel kaufen – alles, was ein Haus halt so hergibt.
Ein Wikingerschiff und Buntstifte stehen mit anderem Spielzeug in einem Regal. Im „Kaufhaus der Wiederkehr“ in Worms werden Haushaltsgegenstände gebraucht und günstig weiterverkauft. (Foto: SWR)
Die Kundschaft ist genauso bunt wie die Waren: Neben Flohmarktfans kommen auch viele Rentnerinnen und Rentner, Studierende oder junge Familien.
Angebrochene Putzmittel stehen in einem Regal. Im „Kaufhaus der Wiederkehr“ in Worms werden Haushaltsgegenstände gebraucht und günstig weiterverkauft. (Foto: SWR)
Zu Silke kommen aber auch Menschen, die aufs Geld achten müssen. Das merkt sie vor allem am Monatsanfang. Dann würden sich einige Kundinnen und Kunden den Wagen mit Putzmitteln vollladen. „Die freuen sich dann, wenn sie mal ein Marken-Putzmittel bekommen, weil normalerweise No-Name-Produkte gekauft werden.“
Silke Schulz räumt im „Kaufhaus der Wiederkehr“ in Worms Waren in die Regale. Dort werden Secondhandartikel preiswert verkauft, um einen nachhaltigen Konsum zu ermöglichen und Müll zu reduzieren. (Foto: SWR)
Beruflich ist Silke Sammlerin, privat ist sie aber keine Deko-Queen: „Ich brauche nicht ständig was Neues. Und wenn, dann finde ich das ja bei uns.“

Silke entrümpelt Wohnungen und löst Haushalte auf. Dabei entdeckt sie immer wieder Schätze, die sie im Internet oder ihrem Antiquitätenladen verkauft. Doch das meiste landete lange Zeit einfach auf dem Müll, obwohl viele Gegenstände noch brauchbar waren. „Die Ressourcen werden immer weniger, man schmeißt aber immer mehr weg. Die Welt kann so nicht weitermachen“, dachte sich Silke. Und gründete 2021 in Worms das „Kaufhaus der Wiederkehr“.

In diesem Secondhand-Kaufhaus landet „alles, was das Haus halt so hergibt“, wie es im Slogan heißt. Und das ist nicht übertrieben: Putzmittel, Konservendosen, Werkzeug, Möbel, Haushaltsgeräte, Klamotten oder Dekoartikel stapeln sich auf dem Boden und in den Regalen. „Dinge, wo ich denke, die sind schön und sollten eigentlich nicht vernichtet werden,“ erzählt Silke. Drei bis fünf Prozent der Gegenstände, die ihr bei den Haushaltsauflösungen in die Hände kommen, kann sie so retten und weiterverkaufen.

Silke erzählt, dass man bei den Entrümpelungen schon mal „ein dickes Fell“ brauche: Nicht nur bekomme sie ganz intime Einblicke in gelebte Leben. Manchmal würden die Toten auch erst Wochen oder Monate später gefunden. „Wenn du merkst, da hat ein Mensch gelebt, der total vereinsamt war, steckst du das dann nicht so leicht weg.“ Vor kurzem habe sie eine Wohnung räumen müssen, in der jemand mit Kaufsucht lebte. „Da mussten wir hunderttausende von Kerzen rausschleppen“, erinnert sich Silke. Auch Messi- oder Prepper-Haushalte hat sie schon entrümpelt.

Mit ihrem Secondhand-Kaufhaus möchte Silke die Welt ein wenig nachhaltiger machen. Und die günstigen Waren werden von der bunt gemischten Kundschaft gerne angenommen. Gerade am Monatsanfang merkt sie, dass viele Menschen, die bei ihr einkaufen, aufs Geld achten müssen. „Die freuen sich dann, wenn sie mal ein Marken-Putzmittel bekommen, weil normalerweise No-Name-Produkte gekauft werden.“

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