Ärztin werden – Jenny studiert Medizin im Ausland

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Helen Riedel
Bild von Helen, Multimedia-Redakteurin SWR heimat (Foto: SWR)
Junge Frau vor bulgarischem Krankenwagen. (Foto: SWR)
„Da merkt man, dass es gar nichts mit der Abinote zu tun hat, ob du ein guter Arzt wirst.“ (Jenny, 21, Medizinstudentin aus Kaiserslautern)
Junge Medizinstudentin mit Haube im OP. (Foto: SWR)
„Ich habe mich dazu entschlossen, mein Medizinstudium im Ausland zu starten.“
Junge Medizinstudentin mit Herz auf OP-Tisch. (Foto: SWR)
„Ich hätte mir gewünscht, dass jemand sagt: Nimm deinen Mut zusammen, es gibt so viele Möglichkeiten.“
Junge Medizinstudentin seziert ein altes Herz. (Foto: SWR)
„Es ist überall Ärztemangel, ich hätte eigentlich gerne hier in Deutschland studiert, aber das ging nicht.“
Junge Medizinstudentin mit Haube und Brille. (Foto: SWR)
Jenny wünscht sich mehr Medizinstudienplätze in Deutschland.

„Da merkt man, dass es gar nichts mit der Abinote zu tun hat, ob du ein guter Arzt wirst.“

Dass sie Ärztin werden will, weiß Jenny seit der zehnten Klasse. Der Wunsch anderen Menschen zu helfen, ist ihre Motivation. Im März 2020 macht sie in der Nähe von Kaiserslautern ihr Abitur. Aber der Notendurchschnitt von 2,2 reicht in Deutschland nicht aus, um hier Medizin zu studieren.

Sie versucht über verschiedene Wege einen Studienplatz zu bekommen: Medizinertest, Landarztquote und über die Bundeswehr. Als nichts davon klappt, fängt sie ein Freiwilliges Soziales Jahr im Krankenhaus an, aber ihr Wunsch Medizin zu studieren, lässt sie nicht los. In einer der Mittagspausen googelt sie und findet schnell verschiedene Angebote, um im Ausland zu studieren. Sie bewirbt sich an der Universität in Pleven (Bulgarien), besteht den Aufnahmetest und kann ihr Medizinstudium zum Sommersemester 2021 beginnen.

Am Anfang war es ein Kulturschock

Über Facebook und WhatsApp-Gruppen findet Jenny Kontakt zu anderen Deutschen, die auch in Bulgarien studieren. „Am Anfang hatte ich einen Kulturschock, aber dann gewöhnt man sich dran und lernt die neue Stadt zu lieben. Es ging dann schnell, dass man sich eingelebt hat.“ Inzwischen ist Jenny mit dem vierten Semester fertig und versucht danach an eine deutsche Uni zu wechseln. Dafür braucht sie das Physikum, das erste Staatsexamen. Einen Vorteil vom Medizinstudium in Bulgarien sieht sie vor allem darin, dass sich das Physikum dort aus vielen Prüfungen zusammensetzt, die über die Semester verteilt sind. In Deutschland hingegen schreibt man eine große Prüfung. „Man hat dann nicht diese Angst: ‚Wenn ich da jetzt durchfalle, dann kann ich nicht weiterstudieren.‘“ Mit der Sprache hat Jenny kein Problem. Das Studium ist auf Englisch. Nur bei Praktika in bulgarischen Krankenhäusern muss sie sich mit der fremden Sprache anfreunden. „Es ist interessant zu sehen, wie die Ärzte dort in den Krankenhäusern klarkommen, die nicht immer die neueste Technik haben, wie in Deutschland.“

Jenny bereut es nicht, ins Ausland gegangen zu sein. „Man muss vielleicht einfach mal ins kalte Wasser geschmissen werden, um aus anderen Perspektiven auf bestimmte Sachen zu sehen.“ Sie findet, dass das Medizinstudium im Ausland eine gute Alternative ist für Menschen, die in Deutschland sonst nicht studieren könnten. Um dem Ärztemangel hierzulande entgegenzuwirken, wünscht sie sich mehr Studienplätze und ein bundesweites, einheitliches Vergabeverfahren von Studienplätzen.

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