Werbung hat einen großen Einfluss auf das Essverhalten von Kindern (Foto: IMAGO, imago images/Indiapicture)

Ernährung

Ungesunde Lebensmittel: Werbung für Kinder verbieten?

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Christine Langer
Oliver Huizinga
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Vinetta Richter
Vinetta Richter, Reporterin und Social Media Redakteurin SWR Wissen aktuell (Foto: SWR, SWR, privat)

Werbung für Fast Food und andere ungesunde Lebensmittel, gerade für Kinder, steht in der Kritik. Jetzt will die Ampelkoalition diese Werbung verbieten. Fachleute wollen noch strengere Regeln.

Oliver Huizinga, von der Deutschen Allianz Nichtübertragbarer Krankheiten, fordert ein strengeres Werbeverbot für ungesunde Lebensmittel.

Ernährungsverhalten von Kindern in Deutschland

Was Kinder essen und trinken wird, so Huizinga, ist von einer großen Anzahl an Faktoren abhängig. Nicht nur Werbung, sondern auch die Verpflegung in Kita oder Schule und was die Eltern einkaufen, habe einen Einfluss auf das Essverhalten der Kinder. Außerdem prägen die eigenen Präferenzen das Einkaufsverhalten der Kinder, wenn sie zum Beispiel ihr Taschengeld ausgeben.

Kinder sehen jedoch, laut einer Studie der Universität Hamburg, jeden Tag circa 15 Werbungen für ungesunde Lebensmittel. Das führt unter anderem dazu, dass Kinder und Jugendliche in Deutschland sich sehr ungesund ernähren.

Das haben auch Studien des Robert Koch-Instituts immer wieder gezeigt. Kinder und Jugendliche essen nur halb so viel Gemüse und Obst und etwa 60 Prozent mehr Zucker als empfohlen. Erste Daten weisen auch daraufhin, dass das ungesunde "Snacking" während der Lockdowns und durch die Corona-Maßnahmen noch mehr geworden sei.

Ein Mädchen schaut eine Comicserie im Fernsehen. (Foto: IMAGO, IMAGO / Xinhua)
Das ungesunde "Snacking" während der Lockdowns hat dazu geführt, dass jetzt mehr Kinder übergewichtig sind.

Die Gesundheit der Kinder leidet

Generell hat die Ernährung enorme Auswirkungen auf unsere Gesundheit. Bereits in der Kindheit werden unsere Vorlieben geprägt. So könne also eine schlechte Ernährung ein erhöhtes Risiko für zahlreiche Krankheiten wie Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Übergewicht auslösen, erklärt Oliver Huizinga.

In der Zeit vor Corona waren bereits 15 Prozent aller Kinder und Jugendlicher in Deutschland stark übergewichtig. Laut ersten Daten habe sich diese Anzahl seit der Corona-Pandemie deutlich gesteigert.

Plan der Ampelkoalition

Oliver Huizinga und die Deutsche Allianz Nichtübertragbarer Krankheiten begrüßen die geplanten Einschränkungen des Koalitionsvertrags. Sie fordern jedoch zusätzliche Beschränkungen der Werbung und weitere Maßnahmen wie zum Beispiel eine Extrasteuer auf Zuckergetränke oder auch eine Streichung der Mehrwertsteuer für Gemüse und Obst. Damit würde das gesunde Essen günstiger werden.

Junge schaut über sein iPad eine Serie. (Foto: IMAGO, IMAGO / Stella Pictures)
Kinder schauen nicht mehr nur Fernsehen, sondern sind auf Streaming Plattformen wie YouTube und Instagram unterwegs.

Außerdem fordert die Allianz ein striktes Werbeverbot für ungesunde Lebensmittel im Fernsehen zwischen sechs und 23 Uhr. Dabei sei es wichtig nicht nur auf Kinderkanälen so ein Werbeverbot durchzusetzen, sondern auch bei Sendungen wie "Voice of Germany" oder "Germany's Next Topmodel".

Sie sollten generell nur für gesunde Produkte werben dürfen. Dann könnten wir tatsächlich die Kinder vor diesem schädlichen Einfluss der Werbung schützen.

So ein Werbeverbot müsse jedoch mehr als nur Fernsehen und Radio umfassen. Gerade auch über Streaming-Angebote, Social Media und durch das Influencer-Marketing würden laut Huizinga ungesunde Lebensmittel für Kinder beworben.

Wie ist es in anderen Ländern?

In anderen Ländern gibt es teilweise schon mehr und strengere Regelungen, als in Deutschland geplant sind. Zum Beispiel in Großbritannien, wo es ein großes Problem mit Übergewicht bei Kindern gibt. Dort wird seit einigen Jahren Werbung sukzessive eingeschränkt.

Kleiner Junge, 4 Jahre, isst Chips. (Foto: IMAGO, IMAGO / Bernhard Classen)
Auch in anderen Ländern ist so ein Werbeverbot Thema. In Großbritannien gibt es bereits feste Verbote.

Ähnlich läuft es auch in Portugal ab. Auch Spanien plant Einschränkungen. Es gibt also bereits einige Länder, an denen sich Deutschland ein Vorbild nehmen könnte, um den schädlichen Einfluss der Werbung für Kinder zurückzudrängen.

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Vinetta Richter, Reporterin und Social Media Redakteurin SWR Wissen aktuell (Foto: SWR, SWR, privat)