US-Wahlen

Amtseinführung von Donald Trump: Was wird aus der Wissenschaft in den USA?

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Autor/in
Anja Braun
Anja Braun, Reporterin und Redakteurin SWR Wissen aktuell.
Onlinefassung
Ralf Kölbel
Ralf Kölbel, Online-Redakteur bei SWR Wissen aktuell sowie Redakteur bei Redakteur bei SWR Kultur DAS Wissen.
Lilly Zerbst
Portraitbild der Reporterin Lilly Zerbst.

Alternative Wahrheiten, unbeliebte Forschungsgebiete, Besetzung wichtiger Entscheidungsstellen durch ideologisch geneigte Personen. Trumps Amtseinführung markiert einen erneuten Schnitt für die Wissenschafts- und Forschungspolitik der USA.

Mit der Amtseinführung Donald Trumps brechen in den USA schwierige Zeiten für Wissenschaft und Forschung an. Bereits in der letzten Amtszeit des US-Präsidenten wurden immer wieder wissenschaftliche Forschungsergebnisse unterdrückt, heruntergespielt oder einfach ignoriert. Wie geht es nun weiter? Eine Einschätzung von Anja Braum aus der ARD-Wissenschaftsredaktion.

Trumps Kabinett gegen die Wissenschaft

Immerhin ahnen Wissenschaft und Forschung schon mal, was in den kommenden vier Jahren auf sie zukommt. Denn Trumps erste Präsidentschaft hat bereits Marken gesetzt. Das bekannte Trump-Zitat der "alternativen Wahrheiten" stellt bereits die Relevanz der Wissenschaft an und für sich in Frage. Doch in Trumps erster Amtszeit ist es ihm nicht gelungen, direkt auf die Forschungseinrichtungen und Universitäten einzuwirken.

Das könnte jetzt anders werden. Der designierte US-Präsident Trump hat im Wahlkampf angekündigt, dieses Mal alle Schaltstellen in der Verwaltung bis weit hinunter mit ideologisch Gleichgesinnten besetzen zu wollen. Sein Wunschkabinett stellt er eher wissenschaftsfeindlich auf:

"Der Vizepräsident hat die Professorenschaft zum Feind erklärt. Der Gesundheitsminister Kennedy ist Impfgegner. Der Verteidigungsminister Hegseth zum Beispiel glaubt nicht an Infektionen. Oder der Energieminister Chris Wright kommt aus der Fracking Industrie", erklärt Patrick Cramer, Präsident der Max-Planck-Gesellschaft.

Kritiker befürchten, dass ganze Wissenschaftszweige durch die Wiederwahl von Donald Trump massive Einschränkungen hinnehmen müssen.
Kritiker befürchten, dass ganze Wissenschaftszweige durch die Wiederwahl von Donald Trump massive Einschränkungen hinnehmen müssen.

Werden ganze Forschungszweige aussortiert?

Absehbar scheint, dass ein Forschungsbereich besonders scharf betrachtet und möglicherweise auch beschnitten werden wird: die Klimaforschung. Hier wird der Wahlsieg Trumps schon deshalb Auswirkungen haben, weil der künftige US-Präsident den Klimawandel nicht wirklich ernst nimmt und zum Teil sogar leugnet.

Da erscheint es nur konsequent, dass Trump auch den staatlichen Wetterdienst auflösen will. Und: "Auch andere unliebsame Forschungsfelder werden unter Druck kommen, also die Erdsystemforschung, aber auch zum Beispiel ethnologische Forschung oder Geschlechtsforschung, also alles, was nicht in sein Weltbild passt, wird es sicherlich schwer haben", warnt Patrick Cramer.

Mit einem so deutlichen Sieg Donald Trumps hatte eigentlich niemand gerechnet. Doch die Wahl Trumps zum US-Präsidenten könnte massive Auswirkungen auf die Forschung in den USA haben.
Mit einem so deutlichen Sieg Donald Trumps hatte eigentlich niemand gerechnet. Doch die Wahl Trumps zum US-Präsidenten könnte massive Auswirkungen auf die Forschung in den USA haben.

Wie stabil ist das Wissenschaftssystem der USA?

Patrick Cramer, Molekularbiologe und Chemiker an der Spitze der Max-Planck-Gesellschaft, setzt darauf, dass das amerikanische Wissenschaftssystem eine gewisse Resilienz zeigen wird, so wie auch während der ersten Amtszeit Trumps.

Trump hat auf die meisten Universitäten keinen direkten Zugriff, da sie im Wesentlichen von ihren Bundesstaaten finanziert werden. Bei den großen nationalen Förderprogrammen von den National Institutes of Health oder der National Science Foundation sieht das allerdings anders aus.

Trump und die alternativen Wahrheiten

Insgesamt könnte das Klima für den gesamten Wissenschaftsbetrieb rauer werden. Denn bereits die erste Trump-Regierung hatte immer wieder wissenschaftliche Forschungsergebnisse unterdrückt, heruntergespielt oder einfach ignoriert. Trump werde vermutlich den Effekt verstärken, dass Menschen lieber an angenehme Dinge glauben und unangenehme Erkenntnisse ignorieren wollen, meint Michael Resch, Leiter des Höchstleistungsrechenzentrums in Stuttgart, der lange in Houston/Texas gelebt hat.

Für den gesamten Wissenschaftsbetrieb wird das Klima rauher. Bereits in seiner ersten Amtszeit hatte Donald Trump immer wieder wissenschaftliche Forschungsergebnisse unterdrückt, heruntergespielt oder einfach ignoriert.
Für den gesamten Wissenschaftsbetrieb wird das Klima rauher. Bereits in seiner ersten Amtszeit hatte Donald Trump immer wieder wissenschaftliche Forschungsergebnisse unterdrückt, heruntergespielt oder einfach ignoriert.

Tech-Milliardäre und ihre Medien stützen Trump

Die Medien spielen eine wesentliche Rolle in einer Demokratie. In den USA gewinnen die Tech Milliardäre immer mehr Einfluss auf soziale Medien und auch analoge Medienunternehmen.Das bereitet dem MPG-Präsidenten Patrick Cramer Sorgen: "Es wird immer von Twitter gesprochen. Von Meta also früher Facebook, aber vergessen wir nicht, dass Jeff Bezos, der Amazon Chef, die Washington Post gekauft hat. (...) Also das ist eine ganz große Gefahr, dass die Medien praktisch kontrolliert werden von diesen Tech Milliardären."

Das kann dazu führen, dass offene und faire Diskurse erschwert oder sogar unmöglich werden. Wir werden mehr Desinformation haben. Wir werden mehr wissenschaftsfeindliche Aktivitäten haben, warnt Cramer.

Appell an Forschende weltweit

Wegducken oder sich in den Elfenbeinturm zurückziehen ist keine Lösung. Im Gegenteil: Der Informatikprofessor Michael Resch findet, dass in den USA - aber auch überall auf der Welt - die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler noch deutlicher und offener kommunizieren sollten und versuchen müssten, häufiger mit der Bevölkerung ins Gespräch zu kommen, um ihre Informationen weiterzugeben.

Wissenschaftliche Kooperation mit USA weiter wichtig

Der Präsident der Max-Planck-Gesellschaft, Patrick Cramer erklärt, dass die USA einer der wichtigsten Forschungspartner Deutschlands sind. Es gebe " kein Land der Welt, mit dem wir so viel publizieren wie mit den USA." Schon deshalb sei es wichtig, die wissenschaftliche Kooperation mit den USA fortzusetzen. Gerade im Wissenschaftsbetrieb gebe es auch zahlreiche Trump-Gegner.

Europas Wissenschaft als Gegengewicht zu Fake News

Das Allerwichtigste aber sei, jetzt den europäischen Forschungsraum zu stärken, die Stimme der Vernunft in Europa zu stärken. Gegen die immer stärker werdenden Tendenz aus den USA Fakten und Evidenz abzuwerten, müsse sich die Wissenschaft aufstellen.

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