Im niederösterreichischen Landesimpfzentrum in Tulln werden Erwachsene mit Biontech-Pfizer oder Moderna geimpft oder oder bekommen die dritte Impfung als Booster. Seit Kurzem werden auch Kinder Off-Label geimpft und erhalten 13 der Dosis für Erwachsene. (Foto: IMAGO, IMAGO / photonews.at)

Spritze unterm Weihnachtsbaum

Sollen 5- bis 11- Jährige gegen Covid-19 geimpft werden?

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Veronika Simon
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Ralf Kölbel

Die Ständige Impfkommission hat bekanntgegeben, was sie für die Corona-Impfungen von Kindern zwischen 5 und 11 Jahren empfehlen will.

Wie auch schon bei den größeren Kindern und Jugendlichen rät die STIKO, erst mal nur Kinder mit Vorerkrankungen oder solche mit Kontakt zu Risikopatienten zu impfen. Aber auch gesunde Kinder sollen bei individuellem Wunsch geimpft werden können, heißt es in einer Mitteilung. Die abschließende Empfehlung steht aber noch aus.

Kinder erkranken nur selten schwer an Covid-19

Generell erkranken Kinder nur sehr selten schwer an Covid. In Deutschland steigt bei den Älteren in der vierten Welle die Zahl der Menschen, die mit Covid ins Krankenhaus eingeliefert werden. Bei den Kindern bleibt die Hopsitalisierungsrate dagegen auf sehr niedrigem Niveau – trotz hoher Fallzahlen.

Insgesamt gab es laut RKI in Deutschland bei Kindern und Jugendlichen nur 39 Todesfälle durch Covid. Bei über 100.000 Corona-Toten insgesamt.

Seltene Herzmuskelentzündungen als mögliche Komplikation

Da die Kinder nur selten schwer an Covid erkranken, muss die Impfung dagegen extrem sicher sein.
Es besteht die Sorge, dass auch bei den 5- bis 11-jährigen Herzmuskelentzündungen auftreten könnten. Denn die wurden in sehr seltenen Fällen bei Jugendlichen nach der Corona-Impfung beobachtet.

 Im niederösterreichischen Landesimpfzentrum in Tulln werden Erwachsene mit Biontech-Pfizer oder Moderna geimpft oder oder bekommen die dritte Impfung als Booster. Seit Kurzem werden auch Kinder Off-Label geimpft und erhalten 13 der Dosis für Erwachsene. (Foto: IMAGO, IMAGO / photonews.at)
Kinder im Alter von 5 bis 11 Jahren sollen nun gegen Corona geimpft werden.

Für Professor Fred Zepp ist das ein wichtiges Argument. Er ist Mitglied der STIKO und hat mitentschieden, dass die Impfung erstmal nur für gefährdete Kinder empfohlen wird.

„Wir wissen noch nicht, wie häufig das in der Altersgruppe 5 bis 11 Jahre geschehen wird. Mit anderen Worten: Das ist etwas, worauf wir schauen müssen, das können wir aus den Studien, den Zulassungsstudien, die sonst nicht sehr gut gemacht sind, nicht ableiten, weil da nur 1580 Kinder den Impfstoff erhalten haben. Die Herzmuskelentzünden treten etwa ein Mal unter 10.000 Impfungen auf. Mit anderen Worten: Es müssen erst eine gewisse Menge von Kinder geimpft worden sein, um das zu bewerten.“

In den USA werden bereits 5- bis 11-Jährige geimpft

Weltweit wurden in den letzten Monaten bereits viele Kinder geimpft. Besonders in Ländern wie den USA, wo Kinder häufiger schwer an Covid erkranken, bekam bereits Millionen unter-12-jährige die Impfung. Für eine abschließende Bewertung fehlen der STIKO aber noch wichtige Daten.

In den USA wurden bereits schon Kinder gegen Corona geimpft. (Foto: IMAGO, IMAGO / Xinhua)
In den USA wurden bereits schon Kinder gegen Corona geimpft.

Man habe, so STIKO-Mitglied Zepp, in den USA Anfang November angefangen zu impfen. Die Herzmuskel-Nebenwirkungen seien aber meist erst nach der zweiten Impfung aufgetreten. Das heißt, die Gruppe der Kinder in den Vereinigten Staaten bekomme gerade jetzt die zweite Impfung. Das bedeutet, dass wahrscheinlich in 2-4 Wochen erste wirklich belastbare Datenaus den USA bekommen. Und die Ständige Impfkommission würde, so Zepp, jederzeit, auch an Feiertagen, im diese Daten bewerten.

Kinder leiden unter der Pandemie

Dann könnte die STIKO ihre Empfehlung für alle Kinder zwischen 5 und 11 erweitern. Für viele Eltern wäre das eine Erleichterung. Denn dass die Kinder unter der Pandemie extrem leiden, obwohl sie selbst nicht schwer erkranken, erlebt auch Till Reckert im Alltag in seiner Kinderarztpraxis:

„Wir merken es konkret an Adipositas, die extrem zugenommen hat. Wir merken es daran, dass jetzt lauter Schüler eingeschult werden, die nicht richtig Deutsch können, weil sie keine Chance hatten es richtig zu lernen. Wir merken es daran, dass die Sozialfähigkeit, also andere Menschen aushalten zu können, die ist jetzt nicht so ausgeprägt wie sonst.“

Durch die eingeschränkte Impfempfehlung der STIKO muss Till Reckert die Eltern jetzt intensiver beraten. Denn erlaubt ist es, auch gesunde Kinder zu impfen.

Vater umarmt kranke Tochter (Foto: IMAGO, Imago / Westend61)
Kinder leiden stark unter den Einschränkungen der Pandemie.

Es gibt noch Restfragen zur Sicherheit

„Man kann natürlich das Kind impfen lassen mit der Zulassung. Von einer Impfkommission erwartet man aber, dass sie im Prinzip alle Sicherheitsparameter mitbeurteilt und das können wir natürlich mit 1518 geimpften Kindern nicht übernehmen. Das bedeutet nicht, das mans nicht tun darf. Das bedeutet aber, dass es da noch ein paar Restfragen gibt zur Sicherheit. Über die müssen sich die Familien bewusst sein und wenn sie sagt: „Ja, trotzdem ist das in Ordnung!“ dann ist das natürlich auch aus Sicht der Ständigen Impfkommission völlig in Ordnung!“

Natürlich wird auch Till Reckert Kinder gegen Corona impfen. Das ganze Thema wird aber aus seiner Sicht zu sehr gehypt. Damit Kinder in einer Welt ohne Pandemie aufwachsen können, wird er weiter Erwachsene impfen – jeden Adventssamstag, in seiner Freizeit.

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