Die derzeit verfügbaren Covid-19-Impfstoffe zeigen bei der Omikron-Variante wohl eine geringere Wirksamkeit. (Foto: IMAGO, imago images/Martin Wagner)

Corona-Pandemie

Omikron-Variante: Studien deuten auf geringeren Impfschutz hin

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Stefan Troendle
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Ralf Kölbel

Laut mehreren Studien könnten die bisher verfügbaren Covid-19-Impfstoffe offenbar nur teilweise gegen die Omikron-Variante schützen. Eine Booster-Impfung scheint den Schutz allerdings zu erhöhen.

Zur Wirksamkeit der Covid-19-Impfstoffe in Bezug auf die Omikron-Variante wurden jetzt erste, teilweise widersprüchliche, Ergebnisse präsentiert. Wie immer bei ersten Untersuchungen muss man die Ergebnisse mit aller Vorsicht betrachten.

In Südafrika waren es beispielsweise nur 12 Proben, die untersucht wurden – das ist natürlich nicht sehr aussagefähig. Aufgrund dieser vorläufigen Ergebnisse sieht Alex Sigal vom südafrikanischen Gesundheitsforschungsinstitut aber Hinweise, dass der Impfstoff von Biontech/Pfizer nur teilweise gegen die Omikron-Variante schützt.

There are a few results: 1. Omicron still uses ACE2 2. There is a very large drop in neutralization of Omicron by BNT162b2 immunity relative to ancestral virus 3. Omicron escape from BNT162b2 neutralization is incomplete. Previous infection + vaccination still neutralizes

Boostern könnte bei Biontech-Vakzin besseren Schutz vor der Omikron-Variante bieten

Das Mainzer Biotechnologieunternehmen Biontech und sein Partner Pfizer haben jetzt bekanntgegeben, dass eine dreifache Impfung mit ihrem Impfstoff gegen die Corona-Variante Omikron schützt. Das hätten vorläufige Studien im Labor ergeben. Drei Impfdosen des Biontech-Impfstoffs neutralisieren die Omikron-Variante, so das Ergebnis der zweiwöchigen ersten Untersuchung.

Wer zwei Impfdosen bekommen hat, habe möglicherweise weniger Schutz gegen eine Infektion mit Omikron, sei aber gegen einen schweren Verlauf der Covid-Erkrankung immer noch gewappnet. Biontech teilte mit, dass die tatsächliche Wirksamkeit des Impfstoffs weltweit genau beobachtet werde.

Außerdem wolle das Mainzer Unternehmen nach wie vor daran arbeiten, den Impfstoff gegen die Omikron-Variante anzupassen. Sollte dies nötig sein, so könnte Biontech nach eigenen Angaben den neuen Impfstoff bis März 2022 bereitstellen.

Die derzeit verfügbaren Covid-19-Impfstoffe zeigen bei der Omikron-Variante wohl eine geringere Wirksamkeit. (Foto: IMAGO, imago images/ZUMA Wire)
Die derzeit verfügbaren Covid-19-Impfstoffe zeigen bei der Omikron-Variante wohl eine geringere Wirksamkeit.

Bei Omikron wohl trotz Impfung nur begrenzter Schutz vor Ansteckung

Wie gut die bisher verfügbaren Impfstoffe gegen die Omikron-Variante schützen, hat die Frankfurter Virologin Sandra Ciesek untersucht. Erstes Ergebnis: Wohl alle Impfstoffe schützen generell nicht sehr gut vor einer Ansteckung mit der Omikron-Variante des Coronavirus. Ciesek hat mit ihrem Team herausgefunden, dass selbst doppelt Geimpfte wohl kaum vor einer Ansteckung mit Omikron sicher sind.

Untersucht wurden Proben von Menschen, die zweimal mit Biontech oder zweimal mit Moderna oder mit einmal AstraZeneca und einmal Biontech geimpft wurden. Sie waren nach sechs Monaten nicht vor einer Ansteckung mit dieser Mutante geschützt. Die vorhandenen Antikörper konnten die Omikron-Variante nicht neutralisieren bzw. bekämpfen.

Wer dreimal mit Biontech geimpft wurde, hat wohl immerhin noch einen geringen Schutz: 25 Prozent Wirksamkeit bezogen auf die Ansteckung, sagt Virologin Ciesek – bei der Delta-Variante sind es 95 Prozent.

Die Frankfurter Virologin Sandra Ciesek hat die Wirksamkeit verschiedener Covid-19-Impfstoffe gegenüber der Omikron-Variante untersucht. (Foto: IMAGO, imago images/IPON)
Die Frankfurter Virologin Sandra Ciesek hat die Wirksamkeit verschiedener Covid-19-Impfstoffe gegenüber der Omikron-Variante untersucht.

Impfstoffe schützen wohl weiterhin vor schwereren Verläufen

In Bezug auf schwere oder tödliche Verläufe bei Geimpften gehen die meisten Forscher aber bisher davon aus, dass der Schutz hier längst nicht so stark zurückgeht – Genaueres weiß man aber noch nicht. Hier kommt es nämlich nicht nur auf neutralisierende Antikörper, sondern auch auf die zelluläre Immunantwort durch sogenannte T-Zellen an, wie der Forscher Leif-Erik Sander von der Berliner Charité erklärt. T-Zellen spüren unter anderem infizierte Körperzellen auf und verhindern, dass sie das Virus weiter verbreiten.

"Die bisher bekannten Daten lassen noch keine Aussage zur zellulären Immunität durch sogenannte T-Zellen zu. Hier erwarten wir keine wesentliche Einschränkung durch die Mutationen in Omikron, sodass ich erwarte, dass der Impfschutz vor schwerer COVID-19-Erkrankung weiterhin größtenteils aufrechterhalten wird."

Entwicklung von auf die Omikron-Variante angepassten Impfstoffen sinnvoll

Die Virologin Sandra Ciesek sagt, ihre Daten wiesen darauf hin, dass die Entwicklung eines an Omikron angepassten Impfstoffs sinnvoll ist. Wie aussagefähig diese Ergebnisse sind, das heißt wie viele Proben sie untersucht hat, ist aber noch nicht bekannt. Ihr Kollege Christian Drosten von der Charité schreibt auf Twitter: eine 40-fach reduzierte Wirksamkeit – das sieht nicht gut aus für doppelt Geimpfte.

Eine 40-fache Reduktion der Neutralisationsaktivität bedeutet NICHT, dass die Impfung 40-mal weniger schützt. Der reale Immunitätsverlust ist viel geringer. Im Moment ist Dreifachimpfung der beste Schutz. Neue Impfstoffe erst nach der Winterwelle. Nicht warten, sondern boostern.

Was man also bisher sagen kann: Die Omikron-Variante ist wohl wirklich wesentlich ansteckender. Ob sie generell für schwerere oder leichtere Erkrankungen sorgt, ist noch nicht klar. Das sind die ersten schnellen Informationen, die gerade erst bekannt werden. Die zeigen erst mal Trends auf, geben aber noch kein Gesamtbild. Was sich aber abzeichnet: Menschen mit Auffrischungsimpfung sind auch gegen die Omikron-Variante besser geschützt. Daher ist die Booster-Impfung auf jeden Fall ratsam.

„Es ist weiterhin zu früh, um abzuleiten, wie stark der Impfschutz gegenüber Omikron eingeschränkt wird. Aber ich gehe davon aus, dass wir mit deutlich mehr Durchbruchinfektionen rechnen müssen, aber Booster werden einen positiven Effekt haben."

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