Raumfahrt

ISS bekommt ein neues Weltraumklo

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AUTOR/IN
Uwe Gradwohl
ONLINEFASSUNG
Ralf Kölbel

Sechs Jahre hat seine Entwicklung gedauert, 23 Millionen Dollar hat die NASA investiert. Nun ist das neue Weltraumklo auf den Weg zur ISS.

Universal Waste Management System, zu deutsch ungefähr: universell einsetzbares Abfall-Behandlungssystem lautet der offizielle Name für die neue Weltraumtoilette. Was ist daran so besonders?

Urin wird zu Trinkwasser, der Rest verglüht in der Erdatmosphäre

Die Internationale Raumstation ISS verfügt derzeit über zwei Toiletten. Und sie zu benutzen erfordert Übung. Denn in der Schwerelosigkeit sitzen zu bleiben geht nicht. Man muss sich irgendwie auf der Toilette festklemmen. Und damit in der Schwerelosigkeit nichts von selbst in die Toilettenschüssel fällt, wird der Urin in einen Saugschlauch gepinkelt. Und die festen Ausscheidungen werden, wenn es klappt, zielgenau in Richtung einer im Toilettenboden eingespannten Tüte abgesaugt.

Die wird versiegelt und gelagert, bis die Fäkaliensammlung zusammen mit anderen Abfällen mit einem zur Erde zurückfliegenden Frachtraumschiff in die Erdatmosphäre eindringt und dort verglüht. Der Urin dagegen kann wiederaufbereitet werden – zu Trinkwasser. Das ist alles soweit bereits Stand der Technik.

Neue gendergerechte Toilette mit mehr Treffsicherheit

Das neue Weltraum-Toilettensystem ist aber nun wesentlich kleiner als seine Vorgänger. Es ist so kompakt gebaut wie eine Wohnmobil-Toilette und – die Urinabsaugung weitaus besser den Anforderungen des weiblichen Körpers angepasst. Der neue Sitz ist so geformt, dass die Astronautinnen und Astronauten mit weniger Übung als früher schon erfolgreich in die Fäkalien-Tüte treffen.

Die ISS bekommt eine neue Toilette. Die soll jetzt leichter zu bedienen sein und auch von Frauen besser benutzt werden können. (Foto: Pressestelle, NASA)
Die ISS bekommt eine neue Toilette. Die soll jetzt leichter zu bedienen sein und auch von Frauen besser benutzt werden können.

(K)ein stilles Örtchen im All

Das neue Weltraumklo kann darüber hinaus mehr als nur drei Personen als Örtchen dienen – still ist es allerdings nicht, wegen der sirrenden Absaugventilatoren. Das aus Titan im 3D-Druck hergestellte Gebläse braucht weniger Energie und der Luftstrom springt jetzt automatisch an, Schalter drücken ist nicht mehr nötig

Außerdem: Anstelle eines Bügels über den Oberschenkeln kann man sich jetzt auch geschickt mit den Zehen am Boden vor der Toilette festklemmen – und dazu noch mit den Händen am Sitz, also die Hände frei zum Lesen einer Toilettenlektüre geht im All noch nicht.

Das leider nicht ganz stille Örtchen fürs All: So sieht das Weltraumbad mit Toilette der Zukunft aus. (Foto: Pressestelle, NASA)
Das leider nicht ganz stille Örtchen fürs All: So sieht das Weltraumbad mit Toilette der Zukunft aus.

Toilette wird auf Tauglichkeit für längere Flüge zum Mars getestet

Allzu viele technische Feinheiten dürfen im Weltraumklo aber nicht verbaut sein, denn das Gerät muss von der Besatzung ohne Zuhilfenahme eines Klempners repariert werden können. Gerade auch dann, wenn es nicht nur um einen Aufenthalt auf der ISS geht, sondern ein jahrelanger Flug zum Mars absolviert wird. Und genau deshalb soll das neue Modell jetzt in den kommenden 3 Jahren auf der ISS auf Bedienkomfort und Funktionalität getestet werden.

Geben die Toilettentester aus der Erdumlaufbahn grünes Licht, kann das Universal Waste Management System zur Standardtoilette für alle amerikanischen Raumschifftypen werden.

Weltraumklempner*innen gibt es bisher leider keine in der Erd-Umlaufbahn. Daher müssen die Weltraumtoiletten so konstruiert sein, dass sie auch von den Astronaut*innen an Bord repariert werden können.  (Foto: Pressestelle, NASA)
Weltraumklempner*innen gibt es bisher leider keine in der Erd-Umlaufbahn. Daher müssen die Weltraumtoiletten so konstruiert sein, dass sie auch von den Astronaut*innen an Bord repariert werden können.
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