Seit dem 2. November ist ein Backofen im All. Die Besatzung der ISS soll den Backofen testen- und zwar indem sie darin Kekse mit Schokochips backt. Was sich zunächst skurril anhört, ist durchaus durchdacht. Backen soll helfen, den Seelenfrieden und das Wohlbefinden der Astronauten auf langen Raumfahrten zu stabilisieren.

Backen auf dem Weg zum Mars
Eine Reise zum Mars dauert mehrere Monate. Unterwegs ist die Erde nicht mehr zu sehen. Sie verschwindet hinter der Sonne aus dem Blickfeld der Raumfahrer. Eine psychologisch kritische Phase des Flugs: Die Heimat nicht mehr im Blick und das Ziel, der Mars, noch nicht zu sehen. Um das Raumschiff herum das tödliche Vakuum des Weltalls. An Bord gibt es nicht viel tun. Eine Situation, die monatelang anhält. Die Crewmitglieder können sich langsam gegenseitig auf die Nerven gehen…was hilft dagegen? Backen! Das könnte jedenfalls ein Teil der Antwort sein.

Ein Riesentoaster soll in der Schwerelosigkeit backen
Ernsthaft: Alles, was einer interplanetar reisenden Crew das Gefühl von Normalität, Sicherheit, Geborgenheit verschafft ist den Mars-Missionsplanern willkommen. Auch ein Backofen. Getestet wird er jetzt auf der ISS. Der Zero G Kitchen Space Oven ist ein sehr gut isolierter Metallzylinder. Seine Innenwand ist mit Heizdrähten ausgestattet. Er wirkt deshalb eher wie ein Riesen-Toaster.

Der Raumfahrt-Backofen wird auf der ISS getestet
Das hat seinen Grund. Die Bäcker im All stehen vor dem Problem, dass heiße Luft in der Schwerelosigkeit nicht von selbst in die Höhe steigt und sich in der Backröhre verteilt. Die Heißluft bleibt nahezu an den Heizstäben kleben. Sie muss deshalb entweder im Backraum verwirbelt werden oder man heizt eben von allen Seiten ganz nah am Backgut. Ob die zweite Variante mit den Heizstäben zum Backen taugt, soll nun im Härtetest auf der ISS geklärt werden.
Eine amerikanische Hotelkette sponsert den Weltraum-Ofen
Damit der Teig nicht an die Heizdrähte heranschwebt und dort festbackt, wird er in einer Art Klarsichtfolie in den Ofen eingespannt. Bei knapp 180 Grad werden Cookies einer amerikanischen Hotelkette gebacken, die normalerweise ihre Gäste beim Einchecken mit dieser Art Gebäck begrüßt. Die Hotelkette finanziert den Weltraum-Ofen und nutzt die ganze Aktion natürlich als Werbemaßnahme.

Vorsicht: Schwebende Krümel sind zu vermeiden
Wer schon einmal mit warm duftenden Zimtschnecken die miese November-Stimmung vertrieben hat, der weiß, worauf es der NASA bei dem Experiment ankommt. Und Zimtschnecken krümeln nicht so sehr – deshalb wären sie auch weltraumtauglich. Denn Krümel auf einer Raumstation sind für Raumfahrer der Horror: Die Krümel können nicht einfach zusammengefegt werden, sondern schweben in Geräteöffnungen und Apparaturenritzen und damit an Stellen, an denen man sie überhaupt nicht brauchen kann. Zudem werden in der Schwerelosigkeit schwebende Krümel auch gerne mal eingeatmet. Gar nicht gut für das Wohlbefinden der Crew im All.
Keine Cookies für die ISS-Besatzung
Die ISS-Besetzung hat übrigens zunächst mal nichts von dem Testlauf - alle gebackenen Cookies sollen zur Untersuchung mit einem der nächsten Raumfrachter zur Erde zurückgebracht werden. So der Plan – aber wir wissen ja, dass es immer einen oder eine gibt, der die Finger nicht von den Zimtschnecken lassen kann, wenn sie gerade frisch aus dem Ofen kommen.