Raumfahrt

Wo ist das Leck in der ISS?

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AUTOR/IN
Uwe Gradwohl

Die Internationale Raumstation hat ein Problem. Sie verliert Luft. Das ist auf die Dauer nicht gut, wenn man im Weltall überleben will. Die Besatzung muss deshalb nun….nichts tun!

Oder fast nichts tun. Ein ganzes Wochenende lang. Auf viel engerem Raum als sonst. Die drei Besatzungsmitglieder der Internationalen Raumstation werden das Wochenende ausschließlich in einem der russischen Segmente der Station verbringen.

Dass die ISS ungewöhnlich viel Luft verliert, war schon länger bekannt

Die ISS verliert ständig ein wenig Luft, die dann routinemäßig wieder aufgefüllt wird. Das ist normal, aber bereits im September 2019 stellte man erstmals fest, dass da gerade mehr Luft als üblich verloren geht.

An Bord sind derzeit Chris Cassidy, der amerikanische Kommandant und seine russischen Kollegen Ivan Wagner und Anatoly Ivanishin.  (Foto: NASA/Roskosmos)
An Bord sind derzeit Chris Cassidy, der amerikanische Kommandant, und seine russischen Kollegen Ivan Wagner und Anatoly Ivanishin.

Diesen nur leicht größeren Verlust an Luft definitiv nachzuweisen und das Leck zu orten, war aber in den vergangenen Monaten nicht so schnell möglich. Denn: Es gab sehr viele An- und Abkopplungsmanöver von Raumschiffen und Aus- und Einstiege von Astronauten für Außeneinsätze im Weltraum. Die dabei notwendige Nutzung der Luftschleusen verdeckt die sehr kleinen Luftdruckschwankungen, die man im Blick behalten muss, um ein Leck nachzuweisen.

Auch während des Aufenthalts von Alexander Gerst auf der ISS wurde nach einem Mini-Leck gesucht. (Foto: NASA/Roskosmos)
Auch während des Aufenthalts von Alexander Gerst auf der ISS wurde nach einem Mini-Leck gesucht.

Jetzt aber hat man genügend Daten zusammen, um sehen zu können, dass die Leckage nach und nach leicht zunimmt. Deshalb nun der Plan: Die Besatzung zieht sich von Freitagabend bis Montagfrüh in eines der 21 Bauteile der Station zurück: In das russische Swesda-Modul.

Swesda ist das russische Wohn- und Navigationsmodul der Internationalen Raumstation. (Foto: NASA/Roskosmos)
Swesda ist das russische Wohn- und Navigationsmodul der Internationalen Raumstation.

Danach werden alle Schleusen zwischen den unter Druck stehenden Modulen der ISS geschlossen, jedes Bauteil ist dann für sich isoliert und die Bodenkontrollen in den USA und Russland können gemeinsam beobachten, wie sich der Druck in jedem einzelnen Modul entwickelt. Die Ergebnisse sollen frühestens Ende kommender Woche veröffentlicht werden.

Für den Notfall ist gesorgt

Das Leck stellt keine Bedrohung für die Besatzung dar. An Bord sind derzeit Chris Cassidy, der amerikanische Kommandant und seine russischen Kollegen Ivan Wagner und Anatoly Ivanishin. Das Swesda-Modul, in das sie sich jetzt zurückziehen, verfügt über alle Systeme, die eine ISS-Besatzung für das Leben im All und die Kommunikation zur Erde benötigt. Für den Notfall ist dort außerdem ein Sojus-Raumschiff für die schnelle Rückkehr zur Erdoberfläche angedockt.

Eine Sojus-Kapsel steht als Rettungsboot für den Rückflug zur Erdoberfläche bereit. (Foto: Nasa7Roskosmos)
Eine Sojus-Kapsel steht als Rettungsboot für den Rückflug zur Erdoberfläche bereit.
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Uwe Gradwohl