Ingwerwurzel und aufgeschnittene Ingwerscheiben auf Teller serviert. (Foto: IMAGO, IMAGO / Imaginechina-Tuchong)

Superfood

Ingwer stärkt die Abwehrkräfte

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Ulrike Till
Portraitbild von Ulrike Till, Reporterin und Redakteurin SWR Wissen aktuell. (Foto: SWR, Jochen Krumpe)
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Lilly Zerbst

Lange war unklar, wie viel Ingwer verspeist werden muss, um das Immunsystem effektiv zu stärken. Dass schon übliche Mengen Ingwertee ausreichen könnten, hat jetzt ein Forschungsteam herausgefunden.

Es ist kein Wunder, dass Ingwer in Deutschland immer beliebter wird: In den letzten zehn Jahren hat sich die Einfuhrmenge fast vervierfacht. Manche Menschen mögen den fruchtig-scharfen Geschmack, andere setzen darauf, dass Ingwertee ihre Abwehrkräfte stärkt.

Hinweise auf positive Effekte auf das Immunsystem gibt es schon lange – bisher war jedoch nicht klar, welcher Mechanismus dahintersteckt und ob normale Ingwermengen überhaupt reichen, um die Abwehr zu stimulieren. Jetzt zeigen neue Ergebnisse des Leibniz-Instituts für Lebensmittel-Systembiologie an der TU München: Ingwer genießt zu Recht einen hervorragenden Ruf.

Nützliche Gingerole gelangen durch Ingwertee ins Blut

Wenn Ingwer nicht scharf wäre, wäre er nicht so gesund. Denn eine Schlüsselrolle bei der positiven Wirkung spielen Scharfstoffe, allen voran die sogenannten Gingerole.

Schon in einer früheren Studie konnte das Münchner Forschungsteam zeigen, dass Ingwertee nach 30 bis 60 Minuten die Blutwerte verändert. Bei den Probandinnen und Probanden ließ sich nach dem Konsum der Scharfstoff [6]-Gingerol im Blutplasma nachweisen. Allerdings mussten die Freiwilligen dafür auch einen ganzen Liter Ingwertee in nur zwanzig Minuten trinken. In diesem Tee steckten 100 Gramm chinesische Ingwerknolle, geschält und zerkleinert – das ist eine erhebliche Menge.

Ingwerwurzeln und Ingwertee werden auf einem Tisch serviert. (Foto: IMAGO, IMAGO / YAY Images)
Der typisch scharfe Geschmack von Ingwer entsteht durch Stoffe wie Gingerole und Shogaole.

Gingerole setzen Abwehrzellen in erhöhte Alarmbereitschaft

Bei neuen Testreihen im Labor haben die Forschenden nun untersucht, wie sich Gingerol auf Immunzellen auswirkt. Dass Immunzellen überhaupt auf Ingwer-Scharfstoffe reagieren, liegt daran, dass auch weiße Blutkörperchen über einen Rezeptor – also eine Andockstelle – für [6]-Gingerol verfügen. Bisher war das nur eine Vermutung, die aktuelle Studie bestätigt das nun.

Das Team konnte die Andockstelle in bestimmten Zellen nachweisen: Die sogenannten neutrophilen Granulozyten machen etwa zwei Drittel der weißen Blutkörperchen aus und dienen dazu, eindringende Bakterien abzuwehren. Schon geringe Konzentrationen des Scharfstoffes von knapp 15 Mikrogramm pro Liter reichten aus, um die nützlichen Abwehrzellen in erhöhte Alarmbereitschaft zu versetzen. Das entspricht etwa den Mengen an [6]-Gingerol, die bei der Studie mit Ingwertee im Blut gemessen wurden.

3D-Illustration von Granulozyten im Blut. (Foto: IMAGO, IMAGO / agefotostock)
Neutrophile Granulozyten sind weiße Blutkörperchen (Leukozyten). Sie dienen der Identifizierung und Zerstörung von Kranheitserregern wie Bakterien und Viren.

Immunaktivierung funktioniert schon bei üblichen Ingwermengen

Das sei ein erfreuliches Ergebnis, so sieht es die Hauptautorin der Studie, Gaby Andersen: Es zeige, dass man mit üblichen Ingwermengen das Immunsystem modulieren könne. Praktische Tipps standen nicht im Fokus der Untersuchung, aber Ingwer-Liebhaber sollten ein paar allgemeine Ratschläge beherzigen: Je feiner man die Knolle schneidet, desto mehr Scharfstoffe und ätherische Öle können sich lösen. Und am besten sollte man Bio-Ingwer kaufen – vor allem bei konventionell angebauten Knollen aus China wurden immer wieder bedenkliche Mengen an Pestiziden gemessen.

Der Heidelberger TCM-Experte Dr. Henry Johannes Greten empfiehlt bei herannahenden Erkältungen eine Art Grog für Kinder:

Wenn Sie was ganz Pragmatisches wissen wollen, womit Sie sich auch ein bisschen schützen können: Dann würde ich Ihnen raten, Ingwer und Zitronensaft und Honig mit heißem Wasser aufzugießen. Das ist unheimlich einfach und klappt ganz gut. Vor allem wissen wir, dass der Ingwer eine Eigenschaft hat zu erwärmen, aber eben auch das Immunsystem zu stimulieren. Die Zitrone hat nicht nur Vitamine, sondern eine Menge ätherischer Öle und andere Stoffe, die uns auch helfen, die Abwehr zu steigern. Und auch der Honig hat wertvolle Inhaltsstoffe, sodass sie da mit ganz einfachem Hausmittel eine etwas scharfe, "süß-saure Suppe" kriegen können, die sie dann löffeln. Es ist so eine Art Grog für Kinder, also ohne Alkohol.

Ingwer hat weitere positive Eigenschaften

Neben der positiven Wirkung auf das Immunsystem soll die Ingwerwurzel beispielsweise gegen schwangerschaftsbedingte Übelkeit und Entzündungen helfen. In einer systematischen Übersichtsstudie konnte Ingwer darüberhinaus signifikant die Symptome von Arthritis lindern. Desweiteren hat Ingwer positive Effekte auf die Verdauung gezeigt und soll möglicherweise das Risiko von Darmkrebs und anderen Krebsarten verringern können.

Bei der Einnahme von Ingwer sollte man es allerdings auch nicht übertreiben. Wie schon Paracelsus sagte, es ist die Dosis, die die Arznei vom Gift unterscheidet. Bei Sodbrennen können die enthaltenen Scharfstoffe des Ingwers eher kontraindiziert sein.

Ingwer wurde teilweise auch zugeschrieben, blutverdünnend zu wirken. Studien haben das allerdings widerlegt. Ebenso hat eine groß angelegte Studie aus Norwegen den Mythos entkräftet, Ingwer könne den Verlauf einer Schwangerschaft negativ beeinflussen oder zu Fehlbildungen führen. Grundsätzlich dürfte jedoch auch im Falle der Ingwerknolle gelten: In Maßen, nicht in Massen.

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