Traktoren fahren heute mit Diesel. Könnten Elektro-Antriebe oder Biokraftstoffe den Diesel in der Landwirtschaft ersetzen? (Foto: IMAGO, imago stock&people gmbh)

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Elektro-Antrieb oder Biokraftstoff: Was kann Diesel in der Landwirtschaft ersetzen?

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INTERVIEW
Dr. Edgar Remmele
MODERATOR/IN
Jochen Steiner
ONLINEFASSUNG
Martina Janning

In der Landwirtschaft ist der Einsatz von Elektro-Antrieben schwierig, weil große Traktoren und Maschinen viel Energie benötigen. Wären Biokraftstoffe eine Alternative zu Diesel?

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Ob Traktoren, Mähdrescher oder andere Landmaschinen: In der Landwirtschaft wird mit Diesel gefahren. Doch Wissenschaftler arbeiten daran, Landmaschinen unabhängiger von Dieselkraftstoffen zu machen. Welche umweltfreundlichen Alternativen sind denkbar?

Elektro-Antrieb in der Landwirtschaft nur begrenzt möglich

Viele Fahrzeuge sind längst mit E-Antrieb unterwegs. Doch in der Landtechnik ist der Einsatz von Elektro-Antrieben kompliziert. Denn große Landmaschinen brauchen viel Energie. Eine komplette Umstellung auf Elektro-Antrieb hält Dr. Edgar Remmele aktuell für unmöglich, weil die Betriebe dann ihren ganzen Maschinenpark durch elektrische Maschinen austauschen müssten, erläutert der Leiter der Abteilung "Erneuerbare Kraftstoffe und Materialien" am Technologie- und Förderzentrum im Kompetenzzentrum für Nachwachsende Rohstoffe im bayerischen Straubing.

Mähdrescher sind oft lange Zeit am Stück im Einsatz. Die Leistung der Batterien von Elektro-Motoren reicht dafür nicht aus. Deshalb ist E-Antrieb in der Landwirtschaft keine Alternative für Diesel oder Biokraftstoff. (Foto: IMAGO, images/CHROMORANGE)
Mähdrescher und andere große Landmaschinen sind oft lange Zeit am Stück im Einsatz. Die Leistung der Batterien von Elektro-Motoren reicht dafür nicht aus. Deshalb ist E-Antrieb keine Alternative für Diesel als Kraftstoff.

Doch für einzelne Fahrzeuge und Maschinen kann Remmele sich eine Umstellung auf E-Antrieb grundsätzlich gut vorstellen. Wichtig sei die Nähe zum Hof, um die Batterien immer wieder nachladen zu können. Bei großen Fahrzeugen und besonders zu Erntezeiten sei das nicht möglich. Dann müssten Traktoren und Mähdrescher oft tagelang und rund um die Uhr im Einsatz sein, wenn die Witterung gerade passend für die Ernte sei.

Das Gewicht der Batterien ist ein Problem

Edgar Remmele kennt noch weitere Gründe, die gegen einen E-Antrieb bei Landmaschinen sprechen: Bei großen Traktoren scheitere ein elektrischer Antrieb am fehlenden Platz für die benötigten Batterien, berichtet der Experte.

Außerdem sei das Gewicht der Batterien ein Problem. Denn schwere Fahrzeuge üben einen großen Druck auf den Boden aus. Das verdichte den Boden derart, dass er über längere Zeit nicht mehr für den landwirtschaftlichen Anbau nutzbar sei, erläutert Remmele.

Schwere Landmaschinen verdichten den Boden, wenn sie über einen Acker fahren. Die Batterien von Elektro-Antrieben machen Traktoren unnötig schwer. Ein Nachteil gegenüber Diesel oder Biokraftstoffen in der Landwirtschaft (Foto: IMAGO, IMAGO/Panthermedia)
Schwere Landmaschinen verdichten den Boden. Die Batterien von Elektro-Antrieben machen Traktoren unnötig schwer. Ein Nachteil gegenüber Diesel oder Biokraftstoffen in der Landwirtschaft.

Biokraftstoffe als Alternative zu E-Antrieb und Diesel

Als Alternative zu Elektro-Antrieb und Diesel schlägt Remmele zum Beispiel Pflanzenölkraftstoffe oder Biodiesel vor.

Er rät dazu, Rohstoffe zu verwenden, die lokal hergestellt und verarbeitet werden können. Denn die Landwirtschaft brauche eine sichere Energieversorgung, um die tägliche Lebensmittelproduktion garantieren zu können. Außerdem bliebe die Wertschöpfung bei lokaler Produktion in der Region. Ein Vorteil, den man nicht außer Acht lassen sollte, findet Remmele.

Landwirtschaft findet oft an Gewässern statt. Biokraftstoffe tragen zum Boden- und Wasserschutz bei. Diesel nicht. (Foto: IMAGO, imago stock&people gmbh)
Biokraftstoffe in der Landwirtschaft tragen zum Boden- und Wasserschutz bei, weil sie biologisch abbaubar sind und Gewässer wenig belasten. Ein Pluspunkt gegenüber Diesel als Kraftstoff.

Für Biokraftstoffe spricht aus Remmeles Sicht auch, dass die Landwirtschaft sich oft in umweltsensiblen Bereichen wie in Wasserschutzgebieten bewege. Hier sei es von Vorteil, dass Biokraftstoffe sehr gut biologisch abbaubar und wenig toxisch für Gewässer seien.

Biokraftstoffe ausreichend vorhanden

Laut Remmele werden Biokraftstoffe in der Landwirtschaft im Moment kaum eingesetzt. Der niedrige Mineralölpreis hätte dafür gesorgt, dass Dieselkraftstoff benutzt wird. Zwischen 2006 und 2008, als der Mineralölpreis hoch war, sei das anders gewesen.

Rapsanbau für Biokraftstoff. Könnte Biokraftstoff den Diesel in der Landwirtschaft ersetzen? (Foto: IMAGO, IMAGO/Artur Widak)
Biokraftstoffe für die Landwirtschaft, die in Deutschland angebaut und verarbeitet werden, können auch die regionale Wirtschaft stärken.

Es stünden ausreichend Biokraftstoffe zur Verfügung, sagt Remmele. Außerdem rechnet er damit, dass mehr Elektro-Antriebe bei PKW und leichten Fahrzeugen zu einem sinkenden Verbrauch von Dieselkraftstoff führen. Dadurch werde weniger Biodiesel gebraucht, um ihn dem herkömmlichen Diesel beizumischen. Heute sind etwa sieben Prozent Biodiesel in Dieselkraftstoff enthalten.

Allein mit diesen eingesparten Mengen Biodiesel ließe sich die Landwirtschaft bedienen, erklärt Edgar Remmele. Zumal es durch die Elektrifizierung in denjenigen landwirtschaftlichen Teilbereichen, wo es möglich ist, zu Einsparungen im Energieverbrauch kommen werde.

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