Titelbild "Ich bin alles" Forum (Foto: Webseite ich-bin-alles.de)

Gesundheit

Erstes Infoportal zu Depressionen bei Kindern

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Anja Braun
Anja Braun, Reporterin und Redakteurin SWR Wissen aktuell. (Foto: SWR, Christian Koch)
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Vinetta Richter
Vinetta Richter, Reporterin und Social Media Redakteurin SWR Wissen aktuell (Foto: SWR, SWR, privat)

Das erste wissenschaftlich fundierte digitale Infoportal „ich bin alles“ zum Thema Depression und psychische Gesundheit bei Kindern und Jugendlichen ist gestartet.

Die Corona-Pandemie hat psychische Belastungen, Depression und psychische Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen verstärkt. Mittlerweile liegt die Zahl der Kinder und Jugendlichen in Deutschland mit psychischen Auffälligkeiten bei rund 30%.

Die LMU München und die Beisheim Stiftung haben zusammen ein Multimediaangebot aufgelegt, bei dem sich Kinder und Jugendliche informieren können wie zum Beispiel Anzeichen einer depressiven Erkrankung aussehen und wie man sich davor schützt. Die Macher der interaktiven Website ist wichtig, dass die Tipps, Erklärungen und Ratschläge von „Ich bin alles“ auf wissenschaftlich evidenten Studien basieren.

Forschung für Kinder und Jugendliche

Im Netz gibt es unzählige Informationen zu Depressionen, aber es ist nicht klar, was davon Kindern und Jugendlichen mit Depressionen wirklich weiter hilft, sagt Gerd Schulte-Körne, Direktor der Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie am LMU Klinikum München, einer der Gründer von „ichbinalles“.

Auf der Plattform „ichbinalles“ werden deshalb aktuelle Forschungsergebnisse zum Thema Depression und psychische Gesundheit übersetzt von der Fachsprache in verständliche Hinweise und Tipps für Kinder und Eltern. Bei der Erstellung dieser Website haben die Gründer eng mit Kindern und Jugendlichen zusammengearbeitet.

Kinder und Jugendliche waren an der Entwicklung beteiligt

Die Beteiligung von Jugendlichen und Kindern an dem Infoportal sei wichtig, um die Zielgruppe auch zu erreichen, sagt Schulte-Körne von der LMU München. Gerade während der Corona-Pandemie haben seelischen Belastungen bei Kindern und Jugendlichen extrem zugenommen. Trotzdem wird das Thema psychische Gesundheit und Depressionen immer noch stigmatisiert.

Kinder in der Krise (Foto: IMAGO, I)
In Deutschland leidet fast jedes drittes Kind an einer psychischen Erkrankung.

Wir sehen, dass viele Kinder und Jugendliche gar nicht Bescheid wissen, was eine psychische Erkrankung ist. Das führt dazu, dass sie sich oft viel zu spät Hilfe suchen. Und Erwachsene wissen häufig gar nicht, was das bedeutet, dass Kinder psychisch erkrankt sind. Viele blenden das aus und sagen, das wächst sich aus.

Auch für Eltern von psychisch kranken Kindern

Die zweite große Zielgruppe der Plattform „ichbinalles“ sind die Eltern. Kinder-und Jugendpsychiater Experte Schulte-Körne berichtet, dass gerade während der Corona-Pandemie sehr viele Anfrage von Eltern gekommen sind, die um Rat gebeten hätten, wie sie ihren Kindern helfen können. Auf der Seite von „ichbinalles“ gibt es daher ein Angebot speziell für Eltern.

Vater und Tochter sitzen auf Couch vor Laptop (Foto: IMAGO, Imago / Westend61)
Auch Eltern können die Webseite nutzen und Tipps für den Umgang mit psychisch kranken Kindern dort finden.

Mit Tipps zum Thema, was ich als Mutter oder Vater tun kann, wenn mein Kind zum Beispiel immer häufiger traurig ist. Es sei zur Prävention enorm wichtig, rechtzeitig in der Familie zu erkennen, wo psychische Belastungen für Kinder und Jugendliche entstehen und wie man damit umgehen kann. Gerd Schulte-Körne:

Unsere Hoffnung ist und das zeigen auch die wissenschaftlichen Studien, dass man mit so einem präventiven Ansatz tatsächlich Erkrankungen verhindern kann. Das ist ein ganz zentrales Ziel unserer Seite.

Prof. Schulte-Körne.  (Foto: privat)
Gerd Schulte-Körne, Direktor der Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie

Bereits vor der Corona Pandemie waren fast 20 Prozent der Kinder und Jugendlichen in Deutschland von psychischen Auffälligkeiten betroffen. Rund 10 Prozent der Kinder und Jugendlichen zeigten depressive Symptome. Die Corona Pandemie hat diese Entwicklung verstärkt.