Die ISS ist die komplexeste Maschine, die die Menschheit je gebaut hat. Daran waren 100.000 Menschen beteiligt. Und sie ist im Orbit zusammengebaut worden aus Teilen, die sich auf der Erde nie getroffen haben. Die mussten auf ein hundertstel Millimeter zusammenpassen und wurden erst im Orbit zusammengesteckt – ein faszinierendes Gerät.
Wie jede Maschine muss die natürlich gewartet werden. Da geht’s darum, dass man die Lebensdauer verlängert – das macht man hauptsächlich von innen. Aber bei der Raumstation haben wir auch die Chance, weil wir als Menschen in einen Raumanzug schlüpfen können, draußen Dinge zu reparieren und zu warten.
Bei uns ging es darum, eine Kühlpumpe, die defekt war, auszutauschen ein paar Kabel zu verlegen für einen zukünftigen Anbau an der Raumstation. Und wir haben einen Scheinwerfer ausgetauscht. Wir, das sind mein Kollege Reid Wiseman und ich, sind für sechseinhalb Stunden in den freien Weltraum geschwebt und haben dort draußen gearbeitet. Und das ist natürlich schon ein faszinierendes Erlebnis.
Kann man das üben?
Ja. Das Training ist eins der härtesten, die man als Astronaut hat. Man trainiert das in einem richtigen Raumanzug, der schon mal geflogen ist und dann ausgemustert wurde, und zwar in einem Unterwasserbecken. In Houston und in Köln am Europäischen Astronautenzentrum haben wir große Wasserbecken, wo wir Teile der ISS in Originalgröße nachgebaut haben. Dort führen wir die Originalarbeiten genau so durch, wie wir’s dann da oben machen müssen.
So kennt man also alle Handgriffe und weiß, wie man kommuniziert, wo man sich an der Raumstation lang hangeln muss und wie man seine Sicherheitsleinen bedient, damit man nicht im freien Weltraum wegschwebt.
So hat man das ganz gut im Griff und ist technisch sehr gut vorbereitet, wenn man da rauskommt.
Der Unterschied ist natürlich der, dass – wenn man im Pool aus der Luftschleuse rauskommt – man unter sich den Beckenboden hat. Und im Weltraum hat man 400 Kilometer nichts unter sich; das ist natürlich ein Unterschied.
Und wer macht die Fotos?
Wir beide draußen hatten eine Kamera dabei; da geht’s um technische Dokumentationen von Dingen, die man gerade repariert hat, damit die Techniker am Boden das überprüfen können. Aber natürlich schießt man auch mal ein paar Bilder gegenseitig oder macht ein Selfie, wenn grad niemand da ist.
Die Kollegen drinnen haben natürlich auch versucht, durchs Fenster einen Blick auf uns zu erhaschen, weil’s halt schon ein besonderer Moment ist, wenn man da draußen ist. Das ist auch als Astronaut so – das ist die Königsdisziplin.