Honigbienen sind unter anderem durch Varroa-Milben bedroht (Foto: picture-alliance / dpa, picture-alliance / dpa - Foto: Julian Stratenschulte)

Bienensterben

Neue aggressive Virus-Variation

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Annegret Faber
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Ralf Kölbel
Ralf Kölbel, Online-Redakteur bei SWR Wissen aktuell sowie Redakteur bei SWR2 Wissen. (Foto: SWR, Christian Koch)

Wissenschaftler entdeckten eine neue Genvariante des Flügeldeformationsvirus. Befallene Bruten schlüpfen mit verkrüppelten Flügeln und können nicht fliegen , das heißt, sie sind nicht lebensfähig. Dadurch sterben Bienenvölker offenbar noch schneller.

Wenn wir vom Bienensterben sprechen geht es um die Honigbiene. Also Bienen, die wir in Kästen halten um dann ihren Honig zu ernten. Honigbienen und Wildbienen unterscheiden sich insofern, dass Honigbienen in Völkern leben und Wildbienen solitär, also allein. Die meisten jedenfalls. In Deutschland gibt es über 50 Wildbienenarten und nur ein paar von denen gründen Völker. Die sind dann aber sehr klein.

Wildbienen leben in kleinen Völkern

Zirka 10 Bienen gehören zu einem Volk. Wildbienen sind für die Bestäubung unserer Pflanzen aber ebenso wichtig wie Honigbienen. Die meisten Menschen denken aber an die Honigbienen wenn sie von Bienen hören, oder selbst über sie sprechen. Was nicht verwunderlich ist, denn diese Bienen sammeln für uns ja auch den süßen Honig. Unfreiwillig, aber sie tut es. Der Imker stellt ihr dann statt dessen Zuckerwasser hin, damit das Bienenvolk etwas zu futtern hat und über den Winter kommt.

Imker Norbert Backes mit Honigwabe (Foto: SWR, SWR - Martin Schmitt)
Auch Imker Norbert Backes muss dieses Jahr mit Einbußen rechnen

Milbe überträgt Virus

Bis zu 50.000 Bienen leben in einem Honigbienenvolk und wenn so ein Volk von einer Krankheit befallen wird, ist der Schaden sehr groß. Seit einigen Jahrzehnten sterben Bienenvölker nun auffallend oft. Einen Grund dafür konnten Wissenschaftler aber zuerst nicht finden. Sie waren schlicht und einfach ratlos. Bis dann im Jahr 2000 eine Milbe in so einem kranken Honigbienenvolk entdeckt wurde – die Varroamilbe. Sie wird einen bis eineinhalb Millimeter lang und befällt die verdeckelte Brut des Bienenvolkes. Sie lebt also in der Wabe, bevor die Biene schlüpft.

Diese Milbe schwächt so ein Volk erst mal grundsätzlich. Aber vor allem überträgt sie einen Virus und wie Wissenschaftler heute vermuten, ist dieser Virus Grund für das Bienensterben. Der Name dieses Virus wird ins Deutsche mit Flügeldeformationsvirus übersetzt. Ganz einfach deshalb, weil befallene Bruten mit verkrüppelten Flügeln schlüpfen und nicht fliegen können, das heißt, sie sind nicht lebensfähig.

Eine Biene ist an ihrem Hinterleib von einer Varroa-Milbe befallen (Foto: picture-alliance / dpa, picture-alliance / dpa - Foto: Andreas Lander/dpa)
Eine Biene ist an ihrem Hinterleib von einer Varroa-Milbe befallen

Virus nur ein Faktor?

Einige Wissenschaftler stellen aber in Frage, ob nun wirklich dieser Virus Grund für das Bienensterben ist, oder ob es nicht Umwelteinflüsse sind. Die Tiere könnten durch Insektizide, die sie auf den Feldern mit einsammeln, geschwächt sein, durch veränderte Wetterbedingungen, oder weil sie zu wenig Futter finden, denn es gibt immer weniger blütenreiche Wiesen. Die Milbe ist dann nur das Tüpfelchen auf dem I. Die geschwächten Völker sind ihr wehrlos ausgeliefert, bzw. dem Virus, und sterben.

Neuer, aggressiver Stamm des Virus

Nun liefern Wissenschaftler einen neuen Grund für das Honigbienensterben und behaupten – dies ist nun wirklich der Grund für die schlimme Situation unter den Bienenvölkern: Sie entdeckten einen gefährlichen, noch viel aggressiveren Stamm des  Flügeldeformationsvirus. Durch ihn würden Bienenvölker noch schneller sterben. Die Forscher vermuten, dass das Virus schon seit 10, 20 Jahren für das Honigbienensterben verantwortlich ist. Dieser aggressive Stamm sei weltweit verbreitet, aber noch nicht in Asien und Nordamerika.  Aus diesem Grund sind diese Länder natürlich sehr interessiert in den Forschungsergebnissen. Denn sie möchten Wege finden, damit sich der neue, noch aggressivere Virus gar nicht erst auf ihrem Kontinent ausbreitet.

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Ralf Kölbel, Online-Redakteur bei SWR Wissen aktuell sowie Redakteur bei SWR2 Wissen. (Foto: SWR, Christian Koch)