Musikstück der Woche vom 26.10.2015

Landschaftsbilder zum Hören

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AUTOR/IN
Kerstin Unseld

Ottorino Respighi: Pini di Roma. Sinfonische Dichtung für Orchester

Erinnern Sie sich an den us-amerikanischen Trickfilm "Fantasia 2000" und haben noch die Buckelwale vor Augen, die durch die Luft schwimmen, mitten zwischen Eisbergen hindurch? Ganz in der Tradition des wortlosen Fantasia-Klassikers von 1940 erklingt dazu Musik, die aus einem ganz anderen Kontext stammt. Im Falle der Buckelwale sind es Ottorino Respighis düstere "Pini presso una catacomba" aus seiner sinfonischen Dichtung "Pini di Roma". Es spielt das SWR-Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg, das in einem Konzert am 28.3.2014 von Maxime Pascal geleitet wurde.

Programm-Musik ist Filmmusik fürs innere Auge

Wer einmal in Italien und natürlich in Rom war, erinnert sich an sie. Die Pinien, die wie große grüne Regenschirme mit überlangem Stock in der Landschaft stecken, die an heißen Tagen Schatten spenden und von weit oben große schwere Pinienzapfen abwerfen - aus deren Kernen leckeres Konfekt hergestellt wird. Wie Aussichtsplattformen stehen sie hier und da, und prägen so auch das Stadtbild von Rom: an der Villa Borghese, bei einer Katakombe, auf dem Ianiculum oder entlang der Via Appia.

Der Komponist Ottorino Respighi
Der Komponist Ottorino Respighi

Mit seiner Sinfonischen Dichtung "Pini di Roma" schildert Ottorino Respighi diese Pinienbäume, und er tut das so realistisch, als wolle er mit dem Orchester und seinen Klangfarben Fotographien, zumindest aber extrem realistische Abbilder schaffen. Respighis Realismus geht so weit, dass auch die Vögel in den Pinien bei seinem Klangbild zu hören sind. In den Pinien auf dem Hügel Ianiculum, der sich von Trastecere das Tiberufer entlang bis zum Vatikan erstreckt, singt eine Nachtigall. Und Respighi, der diese Nachtigall "I pini del Gianicolo", dem dritten Satz seiner sinfonischen Dichtung, möglichst 'echt' hören wollte, verlangte, dass ihr Gesang von Schallplatte Nr. 6105 der Deutschen Grammophon für eine Aufführung des Stücks eingesetzt werde. So ist diese Schallplatte mit dem Titel "Il canto dell'usignolo" Teil der Besetzung in der Partitur.

Die Sinfonische Dichtung "Pini die Roma" entstand 1924 und wurde im gleichen Jahr uraufgeführt. Sie gehört zur sogenannten "Römischen Trilogie", die - gemeinsam mit "Fontane die Roma" und "Feste Romane" - Respighis Erfolg begründeten.

Ottorino Respighi notiert in der Partitur zu den einzelnen Sätzen:

SWR Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg

1946 wurde das SWR Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg gegründet. Bis heute identifiziert es sich mit den Idealen seiner "Gründerväter", die der festen Überzeugung waren, dass die engagierte Förderung der neuen Musik ebenso wichtiger Bestandteil des Rundfunk-Kulturauftrags ist wie der Umgang mit der großen Tradition.

In diesem Sinne haben die Chefdirigenten von Hans Rosbaud über Ernest Bour bis zu Michael Gielen gearbeitet und ein Orchester kultiviert, das für seine schnelle Auffassungsgabe beim Entziffern neuer, "unspielbarer" Partituren ebenso gerühmt wird wie für exemplarische Aufführungen und Einspielungen des traditionellen Repertoires eines großen Sinfonieorchesters. An die 400 Kompositionen hat das Orchester bisher uraufgeführt und damit Musikgeschichte geschrieben; es gastiert regelmäßig in den (Musik)-Hauptstädten zwischen Wien und Amsterdam, Berlin und Rom, Salzburg und Luzern. Michael Gielen prägte das Orchester als Chefdirigent in den Jahren 1986-1999, dann übernahm Sylvain Cambreling. Seit September 2011 steht François-Xavier Roth an der Spitze. Die Aufnahme der Sinfonischen Dichtung "Pini di Roma" von Ottorino Respighi am 28.03.2014 dirigierte Maxime Pascal, kurz nachdem er den "Young Conductors Award" der Salzburger Festspiele 2014 erhalten hatte.

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Kerstin Unseld