Musikstück der Woche vom 10.11.2015

Diebische Elster

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AUTOR/IN
Doris Blaich

Ouvertüre zu Gioacchino Rossinis Oper

Denken Sie bei "Elster" an das Online-Steuerformular des Finanzamts? Oder lieber an Rossini? Dessen Ouvertüre zur Oper "Die diebische Elster" ist unser Musikstück der Woche (steuerfrei und als Geschenk!). Der Mitschnitt mit dem RSO Stuttgart und dem Dirigenten Michael Güttler stammt aus dem Beethovensaal der Stuttgarter Liederhalle, das Konzert war am 8.12.2011.

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Elstern sind klug. Sie lernen schnell, haben ein Ich-Bewusstsein und einen ausgeprägten Sinn für Zweckbauten: Ihre Nester zeichnen sich durch eine praktische Kuppel aus, die die Jungvögel vor Räubern schützt. Mit ihren abstehenden Ästen wirken sie ausgesprochen schlampig und unästhetisch. Was nicht heißt, dass Elstern Äußerlichkeiten gleichgültig gegenüberstehen – bekanntlich haben sie ja eine Vorliebe für alles, was glänzt und funkelt. Das erbeuten sie und verstecken es unter Laub oder Gras.

Opern-Elster

Mit ihrer Glitzer-Kleptomanie ist die Elster in die Operngeschichte eingegangen: In Gioacchino Rossinis Oper "Die diebische Elster" raubt eine Elster einen silbernen Löffel. Der Diebstahl wird dem Dienstmädchen Ninetta angehängt und nach damaligem Recht droht ihr die Todesstrafe. Die kann in letzter Minute abgebogen werden, als man die Elster auf einem erneuten Beutezug ertappt (diesmal hat sie ein silbernes Kreuz geklaut) und in ihrem Nest auch den Silberlöffel findet.

Rossinis Renner

Rossini schrieb die Oper 1817 für die Mailänder Scala. Sie wurde sofort ein riesiger Erfolg und eroberte Europas große Bühnen. Die Ouvertüre ist einer von Rossinis Rennern: schwungvoll und eingängig, großartig instrumentiert und ideal ausbalanciert zwischen großer Geste und Delikatesse, Spannung und Witz. Rossini selbst hat die Entstehung so geschildert (auch in diesen Zeilen spürt man den begnadeten Dramatiker): "Das Vorspiel zur Diebischen Elster habe ich am Tag der Uraufführung unter dem Dach der Scala geschrieben, wo mich der Direktor gefangengesetzt hatte. Ich wurde von vier Maschinisten bewacht, die die Anweisung hatten, meinen Originaltext Blatt für Blatt den Kopisten aus dem Fenster zuzuwerfen, die ihn unten zur Abschrift erwarteten. Falls das Notenpapier ausbleiben sollte, hatten sie die Anweisung, mich selbst aus dem Fenster zu werfen."

RSO Stuttgart

Seit seiner Gründung 1945 hat das Radio-Sinfonieorchester Stuttgart des SWR eine beeindruckende Entwicklung und einen enormen künstlerischen Aufschwung vollzogen. Heute ist das Orchester einer der bedeutendsten musikalischen Botschafter des Landes. Pro Saison spielt das RSO rund 80 Konzerte in Stuttgart und im Sendegebiet des Südwestrundfunks; es gastiert in nationalen und internationalen Musikzentren und bei internationalen Festspielen, darunter seit über 50 Jahren bei den Schwetzinger SWR Festspielen. Ergänzt wird die Konzerttätigkeit durch zahlreiche Studioproduktionen für Radio und Fernsehen des SWR sowie für den Tonträgermarkt, vor allem für das SWR-eigene Label SWRmusic.

Das RSO Stuttgart pflegt einerseits das klassisch-romantische Repertoire der sinfonischen Tradition in exemplarischen Interpretationen, andererseits setzt es sich mit Nachdruck für zeitgenössische Musik und selten gespielte Werke und Komponisten ein. Seit seiner Gründung hat das RSO Stuttgart weit über 500 Werke uraufgeführt. Viele bedeutende Komponisten, darunter Strawinsky, Hindemith, Boulez, Henze, Penderecki, Lachenmann, Kagel, Ruzicka und Pintscher, haben ihre eigenen Werke für Konzerte des RSO Stuttgart einstudiert. In der Konzertreihe attacca – Geistesgegenwart.Musik finden junge Komponisten der Avantgarde ein Podium, um ihre musikalischen Klangvorstellungen und Experimente zu realisieren.

Prägende Dirigentenpersönlichkeiten waren - neben zahlreichen renommierten Gastdirigenten - Sergiu Celibidache, Gianluigi Gelmetti, Sir Neville Marriner und Sir Roger Norrington als Chefdirigenten. Seit 2011 steht Stéphane Denève als Chefdirigent an der Spitze des Orchesters.

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Doris Blaich