Donaueschinger Musiktage 2016 | Werkbeschreibung

Werke des Jahres 2016: "Twist für Orchester und Elektronik"

Stand
AUTOR/IN
Franck Bedrossian

Kompositionsauftrag des SWR und des IRCAM.

Fremde Instrumente – elektrische ebenso wie akustische – wurden deterritorialisiert und in die sinfonische Sphäre eingefügt. Hier sind sie, bereit, das traditionelle Orchesterbild zu verzerren; sie beeinflussen seine Physiognomie, elektrifizieren die Klangfarbe. Schließlich werden sie Zwischenräume oder Brücken zwischen der akustischen Welt und den Lautsprechern bauen, die rastlos hektisches Rauschen und Transformationen ausspucken. Zudem wurden manche traditionellen Geräte verworfen und durch andere ersetzt, deren nicht-sinfonische Vergangenheit in Schlüsselmomenten gewaltsame Wechsel provozieren wird. Diese klanglichen Außenseiter – nun im Orchester anwesend und im Begriff, wesentliche Charaktere zu werden – dienen dem Zweck, das erwartete "face à face" zwischen den akustischen und elektronischen Welten zu stören. Eine unerwünschte und versteckte Jazzgruppe könnte eventuell jenes offizielle Duo in ein verdrehtes ["twisted"] Trio verwandeln, das wild zwischen einem Ideal klanglicher Verschmelzung und der drohenden Gefahr seiner Fragmentierung fluktuiert. Möglicherweise treten mehr Solos und polyfone Situationen aus dem erschütterten Rahmen hervor und ergeben dabei manchmal Anomalien und spannende Mehrdeutigkeiten – während gesättigte Farben, komplexe Klänge und hybride Texturen die musikalische Dramatik auf jeden Fall gestalten werden.

Ich möchte mich bei allen am IRCAM bedanken, die an diesem Projekt mitgewirkt haben, insbesondere bei Robin Meier für seinen geduldigen und wertvollen Sachverstand bei der Gestaltung der Elektronik.

English

Foreign instruments – plugged or unplugged – have been deterritorialized and inserted in the symphonic sphere. They are here, ready to distort the traditional image of the orchestra, influencing its physiognomy, electrifying the timbre. Eventually they will build intermediate spaces or bridges between the acoustic world and the loudspeakers, the ones who are restlessly spitting hectic white noises and transformations. Moreover, some traditional devices have been dropped and substituted by others, whose non-symphonic history will provoke violent switches at key moments. Those sonic outsiders – now present within the orchestra and gradually becoming prominent characters – are designed to disturb the expected face. face between the acoustic and electronic worlds. An unwanted and hidden jazz group could possibly transform that official duo into a twisted trio, which oscillates wildly between an ideal of sonic fusion and the threat of ist fragmentation. More solos and polyphonic situations might emerge from the shaken orchestral framework, sometimes forming freaks and thrilling ambiguities – whilst saturated colors, complex sounds and hybrid textures will definitely shape the musical drama.

I would like to thank everybody involved in this project at IRCAM, and especially Robin Meier for his patient and precious expertise in the making of the electronic part.

Stand
AUTOR/IN
Franck Bedrossian