Donaueschinger Musiktage 2017 | Werkbeschreibung

Werke des Jahres 2017: "Memory Spaces (appearances)"

Stand

Chiyoko Szlavnics

für 14 Streichinstrumente (2017)
Kompositionsauftrag des SWR

"Memory Spaces (appearances)" von Chiyoko Szlavnics für 14 Streichinstrumente (2017) Kompositionsauftrag des SWR.

"Memory Spaces (appearances)" nutzt die Skordatur zur Erzeugung einer erweiterten Palette von Intervallen und Akkorden, die die höheren Lagen verschiedener Obertonreihen widerspiegeln. Einige Instrumente sind zu äquivalenten Oktaven des fünften, siebten und dreizehnten Teiltons gestimmt, die nicht nur die Tonhöhen der offenen Saiten erweitern, sondern auch die der reinen Stimmung dieser Instrumente.

Im Unterschied zu den meisten meiner Kompositionen seit 2000 fordert "Memory Spaces (appearances)" die Musiker dazu auf, das Material in verschiedener Hinsicht zu gestalten. Das wichtigste Gestaltungsmittel ist die Verlängerung von jeder Note durch wiederholte Impulse. Dies erhöht die Kommunikation und Interaktivität innerhalb des Ensembles. Noch wichtiger ist aber vielleicht die Aufforderung, an einer dynamischen Formung zu partizipieren – dies erlaubt schließlich eine "kollektive Dynamik".

Aufgrund dieser "kollektiven Dynamik" ist jede Aufführung von "Memory Spaces (appearances)" singulär. Die "kollektive Dynamik" ist jedesmal anders – es ist die Summe individueller Erfahrungen, Stimmungen und Energien. Sie kann ebenso durch die Erfahrungen beeinflusst werden, die das Ensemble vor den Proben oder der Aufführung teilt.

Vielleicht liegt es an der Offenheit der Partitur, dass die sich ergebende Musik ein gewisses Maß an Bewusstsein zu besitzen scheint – möglicherweise weil sie von einem "kollektiven Bewusstsein" der Musiker geformt wird. Für mich gleicht dies einem Fließen der Gedanken oder Erinnerungen und – möglicherweise – (gemeinsamer) Träume.

Dem Ensemble Kaleidoskop danke ich von ganzem Herzen für die zahlreichen Proben, in denen die bemerkenswerte Offenheit, Bereitwilligkeit und Geduld des Ensembles uns erlaubt hat, gemeinsam die außergewöhnliche reine Stimmung zu erkunden.

In "Memory Spaces (appearances)", scordature are used to create an expanded palette of intervals and chords that mirror higher areas of certain overtone series. Some instruments are re­tuned to octave equivalents of the 5th, 7th, or 13th partials, which not only expands the pitch material on the open strings, but also of those strings' natural harmonics.

In a departure from most of my compositions since 2000, "Memory Spaces (appearances)" invites the musicians to shape the material in several ways. The most significant of these is the option to prolong any note via repeated impulses. This increases communication and interactivity within the ensemble. But perhaps even more significant is an invitation to participate in the dynamic shaping – this allows a 'collective dynamic' to emerge.

Because of this 'collective dynamic', every performance of "Memory Spaces (appearances)" will be unique. The 'collective dynamic' is always different – it is the sum of individual experiences, moods, and energies. It can also be influenced by experiences the ensemble shares before a rehearsal or performance.

Perhaps because of the openness of the score, the resulting music seems to possess a kind of 'consciousness' – perhaps because it is shaped by the 'collective consciousness' of the musicians. To me, it seems to resemble fleeting thoughts or memories, and – perhaps – even (collective) dreams.

My heartfelt thanks to Kaleidoskop for the numerous workshop rehearsals, in which the ensemble's remarkable openness, willingness, and patience allowed us to vigorously explore the remarkable just intonation tuning system together.

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Autor/in
SWR