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Liz Kosack erhält den SWR Jazzpreis 2019

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Liz Kosack hat den renommierten SWR Jazzpreis erhalten. Die Keyboarderin und Synthesizer- Spezialistin favorisiert offene Konzepte der Improvisation, tritt live nur mit selbst angefertigter Maske auf und liebt es, „Erwartungen zu untergraben“, wie sie in SWR2 sagt. Als Mitglied des KIM-Kollektivs realisiert Liz Kosack immer wieder beeindruckende Konzertabende in multimedialen Aufführungsformaten und stellt die traditionellen Parameter des Jazz in Frage. Die Preisverleihung fand am 7.11. statt.

Das Konzert des SWR Jazzpreis 2019

Bei der Verleihung des SWR Jazzpreis hat Liz Kosack gemeinsam mit ihrem Trio VAX gespielt. Die Musikerin spielt am liebsten im Ensemble, hat dieses Mal aber auch Solostücke aufgeführt.

Impressionen von der Verleihung des SWR Jazzpreis 2019 an Liz Kosack (Foto: SWR, Paul Gärtner)
Die Verleihung des SWR Jazzpreises 2019 an Liz Kosack, die in der Öffentlichkeit immer nur mit selbst angefertigten Masken auftritt, fand im Rahmen des Festivals „Enjoy Jazz“ am 7.11. in Ludwigshafen statt. Bild in Detailansicht öffnen
Impressionen von der Verleihung des SWR Jazzpreis 2019 an Liz Kosack (Foto: SWR, Paul Gärtner)
Die Bürgermeisterin der Stadt Ludwigshafen, Cornelia Reifenberg, würdigte die Künstlerin Liz Kosack. Rechts im Bild die SWR2 Jazzredaktuerin Julia Neupert. Bild in Detailansicht öffnen
Impressionen von der Verleihung des SWR Jazzpreis 2019 an Liz Kosack (Foto: SWR, Paul Gärtner)
Die Preisübergabe übernahm SWR2-Programmchef Wolfgang Gushurst. Er würdigte die Keyborderin und Synthesizer-Spezialistin Liz Kosack als herausragende Musikerin. Bild in Detailansicht öffnen
Impressionen von der Verleihung des SWR Jazzpreis 2019 an Liz Kosack (Foto: SWR, Paul Gärtner)
Die US-Amerikanerin und Wahlberlinerin favorisiert offene Konzepte der Improvisation und spielt in unterschiedlichen Jazz-Formationen, wie etwa dem KIM-Kollektiv. Hier gibt sie eine Kostprobe ihres Könnens. Bild in Detailansicht öffnen
Impressionen von der Verleihung des SWR Jazzpreis 2019 an Liz Kosack (Foto: SWR, Paul Gärtner)
Durch den Abend führte Julia Neupert. Die Jury des SWR Jazzpreises besteht aus Vertretern des SWR und des Landes Rheinland-Pfalz, einem Mitglied einer Jazzorganisation und unabhängigen Musikkritikern. Bild in Detailansicht öffnen
Impressionen von der Verleihung des SWR Jazzpreis 2019 an Liz Kosack (Foto: SWR, Paul Gärtner)
„Expressiv und klangvirtuos gestaltet Liz Kosack musikalische Welten, regt neue und oft überraschende Hörerfahrungen an“, begründete die Jury ihre Entscheidung. Bild in Detailansicht öffnen
Impressionen von der Verleihung des SWR Jazzpreis 2019 an Liz Kosack (Foto: SWR, Paul Gärtner)
Für das anschließende Preisträgerkonzert wechselte Liz Kosack zu einer leichteren Maske. Bild in Detailansicht öffnen
Impressionen von der Verleihung des SWR Jazzpreis 2019 an Liz Kosack (Foto: SWR, Paul Gärtner)
Begleitet wurde sie vom Schlagzeuger Devin Gray ... Bild in Detailansicht öffnen
Impressionen von der Verleihung des SWR Jazzpreis 2019 an Liz Kosack (Foto: SWR, Paul Gärtner)
... und von Patrick Breiner am Saxophon. Bild in Detailansicht öffnen
Impressionen von der Verleihung des SWR Jazzpreis 2019 an Liz Kosack (Foto: SWR, Paul Gärtner)
Liz Kosack entlockt ihren elektronischen Instrumenten flirrende, elegische Klänge, die irritieren und liebt es, Erwartungen zu untergraben, wie sie gegenüber SWR2 sagt. „Musik ist dann interessant, wenn sie absurd ist.“ Bild in Detailansicht öffnen
Impressionen von der Verleihung des SWR Jazzpreis 2019 an Liz Kosack (Foto: SWR, Paul Gärtner)
Das Publikum im Ludwigshafener dasHaus war begeistert. Bild in Detailansicht öffnen

„Expressiv und klangvirtuos gestaltet sie musikalische Welten, regt neue und oft überraschende Hörerfahrungen an.“

Liz Kosack kann wie eine verwitterte Orgel klingen, wie ein hitziges Saxofon oder eine elektrifizierte singende Säge. Oder sie verwebt flirrende und elegische Klänge zu einem Solo, das wie ein Streifzug durch urbane Betonwüsten oder ein Science-Fiction-Szenario wirkt.

Video: Warum die Maske, Liz Kosack?

Unverwechselbarer Synthesizer-Klang

„Ich spiele sehr oft Synthesizer, vor allem mit anderen Musikern. Gerade wenn noch mehr elektronische Instrumente dabei sind, kann ich mit dem Synthesizer Klänge erzeugen, die zunächst irritieren.“

Ihr Ton auf dem Keyboard und auch auf dem Synthesizer ist mittlerweile unverkennbar. Dafür schätzen sie Musikerinnen und Musiker in Berlin, Köln, Norwegen und den Vereinigten Staaten.

Auftritt mit Maske

Liz Kosack tritt immer mit Maske auf. Es gibt kaum Bilder von ihr ohne eine ihrer vielen Masken.

Musikalische Ausbildung in den USA

Aufgewachsen ist Liz Kosack im US-Staat Maine. Sie hat in New Jersey an der William Patterson University Jazzpiano studiert, anschließend tauchte sie in die experimentierfreudige Szene in Brooklyn ein.

Seit 2013 wohnt sie in Berlin und ist Mitgründerin des Kollektivs für improvisierte und komponierte Musik, kurz KIM, das Konzertreihen und Festivals mit Berliner Musikschaffenden und auswärtigen Gästen von anderen Kollektiven realisiert.

Vorliebe für gemeinschaftliches Musizieren

„Alle meine Gruppen entwickeln ihre Musik gemeinschaftlich. Wenn die Menschen und Umstände zusammenpassen, können wir etwas in Gang setzen. Genau wie in der Improvisation.“

Bei Liz Kosack finden der Sinn für kollektive Spielweisen und der Weitblick für andere künstlerische Handlungsfelder zusammen. Nicht zuletzt durch sie lässt sich das Keyboard in der improvisierten Musik noch einmal neu entdecken.

SWR Jazzpreis und Preisträgerkonzert

Der SWR Jazzpreis ist der älteste Jazzpreis Deutschlands. Die Jury besteht aus je zwei Vertretern des SWR und des Landes Rheinland-Pfalz, einem Mitglied einer Jazzorganisation und zwei unabhängigen Musikkritikern. Der Preis ist mit 15.000 Euro dotiert.

Jazzpreis 2018 geht an Sebastian Gille

Der in Köln lebende Saxofonist Sebastian Gille wurde mit der ältesten Jazz-Auszeichnung im deutschsprachigem Raum ausgezeichnet. Der Preis ist mit 15.000 Euro dotiert und wird alljährlich gemeinsam vom Land Rheinland-Pfalz und dem Südwestrundfunk vergeben. Das Preisträgerkonzert fand im Rahmen des Enjoy Jazz Festivals am 15. Oktober statt.

Wenn Sebastian Gille in sein Instrument bläst, denkt er nicht ans Saxofon oder daran, wie ein Saxofon klingen muss. Mit ihm gewinnt ein Bläser den SWR Jazzpreis, der ein großer Klang-Beseeler ist. Ein Improvisator, der Sound-Dynamik zum Mittel seines Ausdrucks macht.

Musikalisches Zentralgestirn in Köln

Für seine 34 Jahre hat der Saxofonist schon viel erlebt. Er war mit der um zwei Generationen älteren Saxofon-Legende Dave Liebman auf Tour. Er hat eigene Stücke mit der NDR Bigband gespielt – arrangiert vom europäischen Schwergewicht Michael Gibbs. Lange Zeit war Gille der Hamburger Szene verbunden, bis er im vergangenen Jahr nach Köln zog. Dort ist er zu einem musikalischen Zentralgestirn im Kreis der Bands um Pablo Held, Robert Landfermann oder des Klaeng-Kollektivs geworden. Und auch SWR2 Hörer kennen ihn: Zuletzt hat er das 50. SWR NEWJazz Meeting mitgeprägt.

YouTube-Video: Sebastian Gille beim 50. SWR NEWJazz Meeting

Aufgewachsen ist Sebastian Gille in Hoym, einem Dorf nahe bei Quedlinburg. Dort entstand der brennende Wunsch Saxofon zu spielen beim Hören von Pop-Musik. Michael Breckers Solos auf Donalds Fagens Album „Nightfly“ wiesen ihm anfangs den Weg. Dann entdeckte Gille über Chris Potter und Joe Lovano ältere Saxofon-Sprachen; die großen, dunklen, rauchigen, luftigen Sounds der frühen Tenorsaxofonisten. Ihr Volumen und die Kunst, den Klang zu formen und zu verändern, faszinieren ihn.

Verliebt in den Live-Moment

Sebastian Gille hat erst eine einzige Platte unter eigenem Namen gemacht. Kein Makel: Gille sträubt sich dem Dokumentarischen, er liebt den Live-Moment und ist als gleichberechtigte Stimme heute im deutschsprachigen Raum so gefragt wie nur wenige andere Jazzbläser zwischen Tradition und Experiment. Die 15.000 Euro Preisgeld will er nutzen, um ein neues Album zu realisieren. So vielfältig seine Musik ist, eines ist klar: Wenn Sebastian Gille ins Saxofon bläst, dann hört man kein Saxofon. Man hört Sebastian Gille.

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SWR