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„Strike Germany“: Eine internationale Kulturszene boykottiert deutsche Institutionen wie das Berghain

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Jan Tussing

Deutschland sei zu israelfreundlich und diskriminiere die palästinensische Bevölkerung, so der Vorwurf der rund 1300 internationalen Künstlerinnen, Autoren und Schauspielenden, die sich an einem kulturellen Streikaufruf gegen Deutschland beteiligen. Tobias Timm findet die Vorwürfe überzogen. „Es gibt keine Zensur, wie ,Strike Germany‘ behauptet“, sagt der „Zeit“-Journalist.

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Technoszene von Berlin besonders betroffen

„Strike Germany“ trifft vor allem jene Kulturszene, die eng mit dem Ausland zusammenarbeitet – Kollaborationen zwischen progressiven Kunstschaffenden aus den USA, England, Lateinamerika, Frankreich und Menschen in Berlin.

Es trifft die elektronische Musikszene. Beim international bekannten Technoclub Berghain gab es Absagen von DJs.

Antidiskriminierungsklausel war der Auslöser

„Die zum Boykott aufrufenden Personen scheinen ein kleines Organisationsteam zu sein, das sich in der Nähe von BDS bewegt, der Boykott-Bewegung gegen Israel“, so Tobias Timm nach seinen Recherchen. „Jetzt ist eben auch Deutschland dran, weil es sich angeblich zu deutlich an die Seite Israels stellt“, so Timm.

Die Kampagne gilt unter anderem als Reaktion auf die Ankündigung des Berliner Kultursenators Joe Chialo, öffentliche Fördergelder für Kulturprojekte künftig an eine Antidiskriminierungsklausel zu koppeln. Diese Klausel wurde nach öffentlichem Druck nun wieder ausgesetzt.

Kommentar Kulturschaffende kritisieren Berliner Antidiskriminierungsklausel

Der Berliner Kultursenator Joe Chialo hat eine Antidiskriminierungsklausel vorgeschlagen, um die nun ein Streit entbrannt ist: Kulturschaffende sollen sich künftig gegen Antisemitismus positionieren, um die Chance auf eine Förderung zu erhalten. Kritikerinnen und Kritiker fürchten um ihre Kunstfreiheit.

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SWR2 Feature Vorwurf Antisemitismus – Vom Umgang mit einem scharfen Schwert

Von Heike Brunkhorst und Roman Herzog
(Produktion: WDR)

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