Gespräch

"Der Humor der Titanic hat sich immer weiterentwickelt": Der frühere Chefredakteur Hans Zippert über das drohende Aus

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INTERVIEW
Pia Masurczak

Auch die „Titanic“ hat es erwischt: Inflation, steigende Papierpreise und sinkende Abozahlen machen der Satirezeitschrift zu schaffen. 5000 neue Abos seien nötig, um das Heft vor der Pleite zu bewahren. Hans Zippert war von 1990 – 1995 Chefredakteur der Titanic und sagt: „Wenn irgendwo Leute wissen, wie man Satire macht, dann ist das in der „Titanic“ – und das in der besten Darreichungsform.“

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„Das Blatt ist immer auf der Höhe der Zeit“

Bei der „Titanic“ denken viele an legendäre Titelblätter wie jenes der „Zonen-Gabi“ und an den derben Humor, den das Satiremagazin seit jeher pflegt. Doch Kritik daran lässt Zippert in SWR2 nicht gelten.

Der Humor der Titanic habe sich immer weiterentwickelt, sagt er, denn es gelte das Verjüngungsprinzip. Der oder die Chefredaktorin könne nicht länger als fünf Jahre im Amt verbleiben. „So ist das Blatt immer auf der Höhe der Zeit“.

Satire im Netz ist zu kurzlebig

Neben einer starken Präsenz im Netz sei ein Printmagazin weiterhin notwendig, sagt Zippert. Es gebe schließlich auch die Satire, „die etwas mehr Zeit braucht, die gut durchdachte Schmähkritik, der Cartoon, der Fotoroman.“

Grenzüberschreitung in der Form von Schmähkritik, wie sie etwa der türkische Präsident Erdogan erleben musste, brauche es heute mehr denn je. „Man erkennt ja nicht die Grenzen, wenn man sie nicht überschreitet.“ Das mache Satire so wichtig für unsere Gesellschaft.

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