Sind alle im Bild?
Bei der Bildgestaltung, etwa in Illustrationen, Comics oder bei Fotos, ist besondere Sensibilität gefragt, denn sie sendet immer eine Botschaft aus. Mit der Wahl, wer wie dargestellt wird, kann man entweder Vorurteile fördern oder ihnen entgegenwirken.
Umso wichtiger ist es, dass die Individualität jedes Menschen ehrlich, realistisch und in verschiedenen Rollen dargestellt wird, dass diverse Personengruppen gleichermaßen und gleichwertig vorkommen, um so Stereotype und Klischees abzubauen.
Gefühle des Andersseins und des Nicht-Dazugehörens können sich durch eine eindimensionale Bildsprache verfestigen. Wenn sich Menschen in Kunst und Medien dagegen wiedererkennen, führt das zu einem Gefühl der Zugehörigkeit, Anerkennung und Teilhabe.
Diversitätssensible Bildgestaltung hat zum Ziel, die gesellschaftliche Realität abzubilden, um Diskriminierungen abzubauen und Chancengleichheit zu fördern – und das funktioniert, indem man alle miteinschließt.
Worauf es bei der diversitätssensiblen Bildgestaltung ankommt
Es spielt nicht nur eine Rolle, wer abgebildet wird, sondern auch, wie Personen auf einem Bild komponiert und präsentiert werden. Dabei können verschiedene Faktoren zusammenwirken und sich damit verstärken oder abschwächen.
Wichtige Kriterien bei einer diversen Bildgestaltung sind zum Beispiel: unterschiedliche Charaktere, die Anordnung der Person(en) im Raum, ihre Tätigkeit, die Blickrichtung, ihre Körperhaltung, ihre Kleidung, Vorbilder/Role models und der Kontext – wer also in welcher Umgebung gezeigt wird.
Die Diversitätskategorien sind auf vielfältige Weise miteinander verbunden. Sie helfen dabei, Menschen, die bisher unterrepräsentiert und damit benachteiligt waren, sichtbar zu machen und damit mehr Gerechtigkeit herzustellen.
Kinder- und Schulbücher haben Nachholbedarf
Diversität hat in Kinder- und Schulbüchern lange nicht stattgefunden. Seit ein paar Jahren tut sich aber was: Immer mehr Verlage und Autor*innen haben sich dem Thema Vielfalt angenommen. Ein wichtiger Schritt, denn diverse Bücher helfen Kindern, sowohl ein positives Selbst- als auch Weltverhältnis aufzubauen. Wenn sie sehen, dass sie gesellschaftlich vorkommen und einen Beitrag zur Gesellschaft leisten, beeinflusst das ihre persönliche und berufliche Entwicklung im positiven Sinne.
SWR2 Tandem Schreibtalent seit Kindertagen: Die Dreh- und Kinderbuchautorin Zoe Magdalena
Zoe Magdalena gewann mit neun Jahren einen Schreibwettbewerb, war Poetry-Slammerin und arbeitet für die Heute-Show. Mit “Mina Wirbelfee” hat sie jetzt ein diverses Kinderbuch geschrieben.
Kinderbücher helfen auch, die Welt zu verstehen und erweitern den Horizont. Sie prägen Kinder nachhaltig, indem sie im besten Fall vielfältige Lebenswelten zeigen. Somit wird eine diverse Gesellschaft schon früh etabliert.
Bis sich die Vielfalt in den Beständen von Kitas, Schulen und Bibliotheken niederschlägt, wird es allerdings noch weitere Jahre brauchen. Denn über Jahrhunderte verankerte Ungleichheiten lassen sich nicht über Nacht verändern – aber die Auseinandersetzung mit dem Thema Diversität hat immerhin begonnen.
Diversität ist mehr als nur ein „nice to have“
Seinen Ursprung hat der Diversitäts-Ansatz in den USA, in den 1990er-Jahren kam der Vielfaltsgedanke auch nach Deutschland, indem ihn amerikanische Großkonzerne, die Standorte hier haben, importierten. Seitdem läuft der wissenschaftliche Diskurs im deutschsprachigen Raum, der unter anderem dazu führte, dass 2006 das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) erlassen wurde.
Es regelt alle Fälle von Diskriminierung bezüglich ethnischer und kultureller Herkunft, Hautfarbe, sexueller Orientierung, Behinderung, Alter oder Religion. Diversität ist damit nicht nur ein „nice to have“, also eine nette Idee, sondern gesetzlich verankert und damit Pflicht, wodurch Chancengleichheit und Gleichbehandlung bindend sind.
Perspektivwechsel: Die Illustratorin Saliha Soylu aus Ludwigsburg
Die diversitätssensiblen Illustrationen von Saliha Soylu aus Ludwigsburg beinhalten genau das: eine große Vielfalt in der Darstellung der Menschen. Mit ihrer Kunst setzt sich die Illustratorin und Eventzeichnerin für Perspektivenwechsel, empowernde Botschaften und Vielstimmigkeit in der Gesellschaft ein.
Ihre Inspirationen und Ideen sammelt und skizziert sie oft auf der Straße, in Cafés oder Bibliotheken – mitten im Geschehen und mitten in der Gesellschaft.
Saliha hat die Flyer und Plakate für die im März 2024 stattfindenden Aktionswochen gegen Rassismus in Stuttgart gestaltet. Eine bundesweite Veranstaltung, die sich für den Abbau von Barrieren und für eine offene Gesellschaft einsetzt.