Im Konflikt um zwei Konzerte zum Thema Krieg haben die Wiener Festwochen den umstrittenen Dirigenten Teodor Currentzis mit seinem SWR Symphonieorchester wieder ausgeladen. Die ukrainische Dirigentin Oksana Lyniv, die am 2. Juni das Requiem "Babyn Yar" des ukrainischen Komponisten Jevhen Stankovych leiten wird, hatte sich zuvor ablehnend zum Engagement von Currentzis geäußert. "In den Gesprächen der letzten Tage hat sich herauskristallisiert, dass eine Präsentation beider Konzerte im Rahmen der Wiener Festwochen aktuell nicht machbar ist", teilte die Festivalleitung am Montag mit.
Currentzis steht in der Kritik, da er sich öffentlich bisher nicht eindeutig vom russischen Angriffskrieg in der Ukraine distanziert hat. Der Grieche hatte im Jahr 2014 die ihm vom russischen Staatspräsident Wladimir Putin per Dekret verliehene russische Staatsbürgerschaft angenommen.
"Wir respektieren Lynivs Wunsch, aktuell nicht in einen inhaltlichen Kontext mit Currentzis gestellt zu werden. Leider war dadurch unsere Entscheidung für die Absage des geplanten Konzerts unter dem Dirigat von Teodor Currentzis, den wir als Künstler sehr schätzen, alternativlos", sagte der Intendant der Festwochen, Milo Rau. Geplant war eine Aufführung des "War Requiems" von Benjamin Britten am 12. Juni im Burgtheater. Mit den beiden Konzerten sollte laut den Veranstaltern die Frage nach der Verantwortung und den Grenzen der Kunst als utopischem Raum bei den Festwochen (17. Mai bis 23. Juni) thematisiert werden.
Lyniv reagierte erleichtert: "Wir sind froh, dass die Wiener Festwochen eine Lösung gefunden haben und freuen uns sehr, das Kaddish Requiem 'Babyn Jar' schlussendlich doch in Wien aufzuführen." Für die Wiener Aufführung werde nun zusätzlich ein aktuelles zeitgenössisches ukrainisches Stück von einem Schüler des Kaddish Requiem "Babyn Jar"-Komponisten Yevhen Stankovich komponiert.
SWR-Programmdirektion bedauert Absage
Die SWR-Programmdirektorin für Kultur, Anke Mai, bedauerte die Absage. "Mit den Aufführungen des 'War Requiems' von Benjamin Britten im Juni dieses Jahres senden das SWR Symphonieorchester und Teodor Currentzis eine Botschaft, die nicht missverstanden werden kann. Diese Botschaft hätten gerne alle Beteiligten auch nach Wien gebracht", so die Programmdirektorin. Dennoch habe sie Verständnis für Lyniv und die Mitglieder des Kyiv Symphony Orchestra, die sich ein öffentliches Bekenntnis von Currentzis gegen den russischen Angriffskrieg gewünscht hätten. "Mit Rücksicht auf die Konsequenzen, die ein solches Bekenntnis für Currentzis in Russland mit sich brächte, haben wir dies aber nie von ihm verlangt", sagte Mai.