Morgens ist es meist noch ruhig im Laden für Cannabis-Anbau hinter dem Trierer Hauptbahnhof. Aber spätestens ab mittag tummeln sich oft viele Menschen in dem Geschäft. Säcke mit Spezialerde stapeln sich auf der einen Seite, auf der anderen stehen einige Regale mit Fläschchen und Büchern. Dünger für die Hanfanzucht. Ratgeber für Hobby-Gärtner. Der Laden erlebt einen regelrechten Boom - erzählen beide Betreiber. Ähnliches berichtet ein Grow Shop-Betreiber aus Wittlich. Viele wollten nun eigene Pflanzen haben.
Unterschiedliche Kunden interessieren sich für Hanf
Die Betreiber des Trierer Shops sagen, sie hätten seit April drei neue Mitarbeiter eingestellt, weil viele Kunden beraten werden wollen. Auch einige Gartencenter aus der Region Trier melden Kundennachfrage nach Zubehör und Dünger. Für andere Gartenmärkte spielt das eher eine untergeordnete oder gar keine Rolle.
Die Interessenten kämen aus völlig unterschiedlichen Schichten, vom Ungelernten bis zum Akademiker. Klar, das Klischee gebe es auch: Junge Menschen, die kiffen und jetzt selbst Hanfpflanzen anbauen wollen. Überrascht hätte ihn aber vor allem, dass seit drei Monaten auch ältere Menschen sich erkundigen und selbst anbauen möchten, erzählt Sven-Eric Meisl.
Es ist halt doch schon erstaunlich, wie viele Leute da eben ohne Vorgeschichte Interesse dafür zeigen.
Auf der anderen Seite haben wir natürlich auch Leute, die damit noch nie etwas zu tun gehabt haben, die dann aufgrund von botanischem Interesse sagen: "Ja, ich würde mir gerne mal so eine Pflanze zuhause hinstellen und schauen, wie das so wächst. Viele haben gehört, dass die Pflanze gut riecht. Und ja, es ist schon erstaunlich, wie viele Leute ohne Vorgeschichte Interesse dafür zeigen", so Meisl.
Manche ältere Menschen seien auch interessiert, weil sie gehört haben, dass Cannabis gegen Schmerzen helfe, wie Studien zeigten. Aber alle wollten weder Zierhanf oder medizinisches Cannabis, sondern "die echten Pflanzen" anbauen. Beide Betreiber gehen davon aus, dass sie erst einmal im Laden weder Hanfsamen noch Setzlinge verkaufen dürfen. Der Gesetzestext sei da nicht so eindeutig, aber sie wollen da nichts riskieren, sagen sie unisono.
Abgabe nur an Anbauvereine
Allerdings gebe es Unterschiede in den einzelnen Bundesländern: So sei es beispielsweise in Berlin kein Problem, an Cannabis-Pflanzen oder Samen zu kommen. Seit Montag können sich in Deutschland Anbauvereine, sogenannte Social Clubs, von den zuständigen Behörden lizensieren lassen. Diese Clubs dürfen später Pflanzen an Mitglieder abgeben.
Kommunen müssen Aufgabe übernehmen Cannabis-Kontrollen in RLP: Kommunen fühlen sich überfordert
In Rheinland-Pfalz gibt es Ärger um die Cannabis-Kontrollen. Die Landesregierung hat die Aufgabe den Kommunen übertragen. Diese verlangen Unterstützung, sonst seien die Regeln nicht kontrollierbar.
Auch Sven-Eric Meisl und Philipp Schmitt haben eine Lizenz für einen solchen Social Club beantragt. Sie gehen davon aus, dass sie von den Behörden innerhalb von drei Monaten erfahren, ob er genehmigt wird. Wie Philipp Schmitt sagt, müssen die Clubs vor allem sicherstellen, dass Kinder und Jugendliche geschützt werden. Daher dürften die Pflanzen nicht frei zugänglich angebaut werden.
Nach dem Entwurf hört es sich so an, als sollte die Stelle für den Cannabis-Anbau am besten Fort Knox sein.
Klare Vorgaben für den Anbau
Beim Indoor-Anbau darf das Gebäude nicht von außen einsichtig sein. So hat Philipp Schmitt die Anforderungen verstanden. Es müsse gesicherte Fenster haben oder am besten gar keine Fenster. Damit man wirklich nicht hineingucken kann. "Nach dem Entwurf hört es sich so an, als sollte die Stelle für den Cannabis-Anbau am besten Fort Knox sein", sagt Schmitt.
Legal kiffen Mannheimer Cannabis Social Club: Zwischen Euphorie und Bürokratie
Ab 1. Juli können Cannabis Social Clubs eine Anbaulizenz beantragen, um legal Cannabis auszugeben. Der Mannheimer Verein "Pot-Pals" sieht darin auch ein Risiko, sagen Mitglieder.
Sollte ihr Anbauverein genehmigt werden, hätten sie schon etwa 60 Interessenten, die mitmachen wollen, sagen sie. Aber noch müssten diese sich gedulden, auf die Erteilung der Lizenz warten. Und noch länger auf das Cannabis. Beide Betreiber gehen davon aus, dass die erste Ernte nicht vor Januar möglich sein wird.