Durch Steinebrück, einen Ortsteil von Winterspelt in der Eifel, läuft eine Grenze. Sie teilt den Ort in eine deutsche und eine belgische Seite. Normalerweise spielt das keine Rolle, Belgier gelangen täglich über die Grenze nach Deutschland, Deutsche nach Belgien. Im Moment ist das anders. Im Moment läuft die Fußball-EM in Deutschland.
Deshalb ist am Grenzübergang Steinebrück an der A 60 seit einer Woche eine stationäre Grenzkontrolle eingerichtet. Rund um die Uhr kontrollieren Bundespolizisten stichprobenartig die Fahrer und Beifahrer. So wollen sie verhindern, dass Hooligans und Terroristen einreisen. Heute sehen die Beamten besonders viele Menschen in Schwarz, Gelb und Rot - die Fans reisen seit dem Morgen ein, um zum Spiel Belgien gegen Slowakei am Abend in Frankfurt zu fahren.
Gelassene Stimmung bei Grenzkontrollen
Der Verkehr wird hier über einen Parkplatz geleitet, es bleibt den Fahrern nichts anderes übrig, als in die Kontrolle zu fahren. Die Beamten schauen dort kurz ins Auto und winken einzelne heraus, um Ausweise aller Insassen, sowie Führerschein und Fahrzeugpapiere zu kontrollieren.
Jeder möchte einen friedlichen Fußball haben.
Die Stimmung zwischen Beamten und Kontrollierten ist locker und gelassen. Es werden Scherze gemacht, die Belgier nehmen die Kontrollen hin, sagt zum Beispiel eine Beifahrerin: "Ich finde das gut. Dann gibt es mehr Sicherheit und es möchte ja jeder einen friedlichen Fußball haben."

Auch die anderen Fahrer akzeptieren die Kontrollen und finden es gut, dass damit auch Terrorismus verhindert werden soll. Nur ein belgischer Fußballfan ist ungehalten. Er will sich vor dem Spiel mit Landsleuten auf der Fanmeile in Frankfurt treffen. "Ich habe grad schon auf der belgischen Post eine halbe Stunde verloren, jetzt verliere ich hier auch noch zehn Minuten. Da müssen wir umso schneller fahren." Ein bisschen besänftigt ist er, als die Beamten ihm und dem belgischen Team viel Erfolg wünschen und ihn fahren lassen.
Wie erkennt man Hooligans?
Die Fußballfans sind durch Trikots, Hüte und Schals als solche zu erkennen. Aber wie unterscheidet man denn nun Hooligans und andere Gefährder von normalen Fans? "Potenzielle Hooligans oder politisch motivierte Menschen zu erkennen, ist relativ schwierig", sagt Stefan Döhn, Sprecher der Bundespolizei Trier: "Die Kolleginnen und Kollegen haben Erfahrungswerte, nach denen sie rauswinken. Ein älteres Ehepaar ist selten gewalttätig im Sport unterwegs. Meist sind sie jünger oder mittleren Alters."

Um herauszufinden, ob jemand besser nicht einreisen sollte, arbeiten die Beamten auch mit einem Lagebild und der Liste "Gewalttäter Sport". Auch belgische Beamte sind heute dabei, um die Grenzkontrolle zu unterstützen. Indem sie die Daten der Belgier, die einreisen, abgleichen - oder beim Übersetzen helfen. Viele, die am Vormittag durch Steinebrück fahren, sprechen nur Französisch.
In ganz Deutschland 900 illegale Einreisen verhindert
Die Kennzeichen, die man hier sieht, stammen aber auch aus den Niederlanden, Luxemburg oder der Slowakei. Sozusagen als "Beifang" der Kontrollen wurden in der vergangenen Woche auch mehrfach Leute rausgezogen, die illegal nach Deutschland einreisen wollten. Zum Beispiel aus Nigeria oder Afghanistan. Insgesamt wurden in Deutschland seit Beginn der vorübergehenden Kontrollen 900 Menschen an der illegalen Einreise gehindert, 173 Haftbefehle wurden vollstreckt.
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Die Bundespolizei Trier hat auch ihren Teil dazu beigetragen, sagt Sprecher Döhn: "Auch wir haben Unerlaubte festgestellt und Haftbefehle vollstreckt. Unter den Fans, die zu den Spielen wollten, hatten wir Gott sei Dank noch keine aus der Kategorie 'Gewalttäter Sport'." Das zeige, dass die Kontrollen abschrecken und ihren Zweck erfüllen.
Grenzkontrollen im Schengenraum
Bei den Kontrollen sind bisher auch Cannabis und Kokain gefunden worden oder jemand hatte mehr Alkohol oder Zigaretten als erlaubt dabei. Die Bundespolizisten wissen also nicht, was sie erwartet, wenn sie ein Auto kontrollieren. Nervös sind die Beamten vor Ort trotzdem nicht. Sie sind besonders aufmerksam, geht eine Hand im Auto an das Handschuhfach oder in das Seitenfach der Tür. Wären sie angespannt, übertrage sich das aber auch auf die Menschen im Auto und das wolle man schließlich verhindern.
So gelassen die Stimmung am heutigen Vormittag bei der Kontrolle ist, gibt es trotzdem Kritik an den Grenzkontrollen. Die werden schließlich auch im Schengenraum durchgeführt, wo man offene Grenzen gewohnt ist. Deshalb ist es eine Herausforderung für die Bundespolizei, sagt Döhn, dass die Menschen Verständnis für die Kontrollen haben und sie akzeptieren: "Diese Kontrollen müssen sein während der EM. Wir versuchen, den Verkehrsfluss so wenig wie möglich zu beeinträchtigen. Aber wir müssen auch unsere polizeilichen Ziele erreichen."
An diesem Vormittag gibt keine besonderen Vorfälle oder Entdeckungen. Auch der Verkehr fließt und es gibt kaum Stau. So werden wohl alle belgischen Fans pünktlich zum EM-Auftaktspiel ihrer Mannschaft nach Frankfurt kommen.