Problem-Hunde im Tierheim (Foto: dpa Bildfunk, Picture Alliance)

Nach Abflauen der Corona-Pandemie

Hunde bereiten Tierheimen in RLP Probleme

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In der Corona-Zeit haben sich viele Menschen Hunde angeschafft, ohne sich artgerecht mit ihnen zu beschäftigen. Die Folgen bekommen jetzt auch die Tierheime in RLP zu spüren.

Das Tierheim in Koblenz etwa ist nach eigenen Angaben "komplett voll". Und das nicht nur mit Hunden, sondern auch mit Katzen und Kleintieren generell, sagt die stellvertretende Leiterin, Christiane Zerfass auf SWR-Anfrage. Seit Ende 2021 habe die Anfrage für Abgaben enorm zugenommen. Es vergehe kein Tag, an dem nicht jemand anruft, der sein Hund abgeben wolle.

Viele hätten sich einen süßen, kleinen Welpen angeschafft - und unterschätzt, dass der später etwa zu einem Herdenschutzhund mit mehr als 60 Zentimeter Schulterhöhe heranwächst. Mit dem Charakter der Tiere hätten sich auch nur die wenigsten befasst.

Hunde im passenden Alter zur Corona-Pandemie

Dass das Tier in der Corona-Zeit angeschafft wurde und jetzt die Zeit für das Tier fehle, darüber sagen die Halter selten etwas. Meist heiße es, der Hund sei bissig, oder er schnappe. Aber das Alter der Hunde passe: Die Tiere seien zwischen einem halben Jahr und anderthalb Jahren alt.

Ähnliches berichtet auch das Tierheim in Montabaur. Dort gebe es seit einem halben Jahr vermehrt Anfragen für die Aufnahme verhaltensauffälliger Hunde. Das Alter liege zwischen ein und zwei Jahren, daher lasse sich vermuten, dass es sich um Tiere handelt, die während der Pandemie übers Internet angeschafft und in "wenig kompetente Hände“ gegeben wurden.

Tierschutzbund: Tiere nicht unbedingt aggressiv, sondern oft verstört

Beim Deutschen Tierschutzbund Rheinland-Pfalz kennt man das Problem. Den Tierschützern macht nicht nur die Zahl der abgegebenen Hunde zu schaffen, sondern vor allem auch deren Verhaltensweisen. "Was aktuell besondere Schwierigkeiten bereitet, ist, dass es sich um viele verhaltensauffällige Tiere handelt", sagte der Landesverbandsvorsitzende Andreas Lindig. "Dabei muss es sich gar nicht unbedingt um Aggressivität handeln, manchmal sind es ganz einfache Dinge."

Fast kein Tierheim kann eine Therapie anbieten

Zum Beispiel hätten die Hunde Angst, könnten nicht alleine bleiben, würden Dinge in der Wohnung kaputt machen oder wollten nicht an der Leine laufen. "Diese Tiere bräuchten eine aufwändige Therapie", sagte Lindig. Häufig könnten die Tierheime dies nicht leisten, weil sie weder da Geld noch das Personal dafür hätten - eine Ausnahme ist das Tierheim in Kaiserslautern. Für die anderen gilt: "Die Hunde sitzen sehr lange in den Heimen und blockieren damit auch Plätze für andere. Und die Einrichtungen sind schnell voll." Damit sind genau jene Effekte eingetreten, vor denen die Tierschützer immer wieder gewarnt hatten.

Hundehändler aus dem Internet nehmen Tiere nicht zurück

Verschärft worden sind die Probleme noch dadurch, dass die Hunde auch oft von Hundehändlern aus dem Internet gekauft wurden, die die Tiere nicht mehr zurücknähmen. Das Tierheim Koblenz kennt so einen Fall: Ein Paar habe von einem angeblichen Züchter für 3.000 Euro einen Welpen gekauft - doppelt so teuer wie vom Züchter - inklusive gefälschter Papiere. Die Käufer seien dann komplett überfordert gewesen, das Tier landete im Tierheim.

Auch das Tierheim in Mayen sieht "Ebay & Co" als aktuell das größte Problem für die Tierheime. Diese Tiere benehmen sich oft verhaltensauffällig und landen dann in den Heimen, sobald die Besitzer nicht mehr klarkämen.

Bei den Hunden gäbe es derzeit eine Warteliste für Neuaufnahmen. Denn: Immer weniger Menschen wollen Tiere adoptieren - vermutlich wegen der immer weiter steigenden Preise für die Haltung, inklusive Hundefutter.

Ähnliche Situation im Saarland

Auch im benachbarten Saarland sieht es ähnlich aus. Frederick Guldner, Sprecher des Tierschutzvereins Saarbrücken sagte, viele hätten sich in Pandemie-Zeiten Tiere zugelegt, ohne sich groß darüber Gedanken zu machen, was das langfristig bedeute.

Durch das derzeitige Abflauen der Corona-Pandemie sei für viele Halter zudem die Zeit von Kurzarbeit und Homeoffice beendet. Sie hätten dann nicht mehr die Zeit, sich um die Tiere zu kümmern.

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SWR