Heiko Walther, Christian Eisen, Paul Broß und zwei weitere Schornsteinfeger wohnen in dem 600-Seelen-Dorf Nieder-Wiesen im Kreis Alzey-Worms. Sie kehren bei der Kundschaft nicht nur die Schornsteine, checken die Rauchmelder und führen Energieberatungsgespräche. Sie bringen auch Glück. Zumindest glauben das viele Menschen und zelebrieren den Besuch des Schornsteinfegers gerade im neuen Jahr.
Ich hatte schon Frauen, die extra Piccolöchen bereitgestellt und das zelebriert haben, wenn ich zu ihnen gekommen bin.
Heiko Walther ist seit 40 Jahren Schornsteinfeger. Er ist Obmann der Kreisgruppe Alzey-Worms. Ihm ist es mit zu verdanken, dass es so viele Schornsteinfeger in Nieder-Wiesen gibt. Denn fast alle hat er als Lehrlinge ausgebildet. Nur ein einziger der sechs Schornsteinfeger ist aus einem anderen Ort und der ist ausgerechnet für Nieder-Wiesen zuständig und fühlt sich in der glücklichen Schornsteinfeger-Gemeinde pudelwohl.
Fast alle Schornsteinfeger kannten sich schon vorher
Man kennt sich in Nieder-Wiesen: Ob vom Fußball spielen, von der Freiwilligen Feuerwehr oder weil man schon zusammen in die Schule gegangen ist. Man unterhält sich und spricht natürlich auch über den Job. Das war der Beginn seiner Schornsteinfeger-Karriere, lacht Christian Eisen. Er war eigentlich Heizungsbauer, hatte aber Lust auf was Neues. Da kam die Frage seines zukünftigen Chefs gerade Recht.
Da kam der Herr Walther und hat gefragt: Willst du nicht noch Schornsteinfeger werden?
Christian Eisen wollte, hängte seinen alten Job an den Nagel und ging nochmal in die Lehre. Inzwischen ist er seit zehn Jahren dabei.
Der Jüngste in der Schornsteinfeger-Riege ist Paul Broß. Er ist 16 Jahre alt und im ersten Lehrjahr. In den Schulferien hat er ein Praktikum bei Obmann Heiko Walther gemacht. Das habe ihm Spaß gemacht und er sei nach der Schule als neuer Auszubildender herzlich aufgenommen, so der 16-Jährige. Der Job sei vielseitig, sagt er und es gefalle ihm, dass er so viel persönlichen Kontakt zur Kundschaft habe.
Viele Umarmungen für Schornsteinfeger
"Früher", sagt Heiko Walther, "war der Hype um Schornsteinfeger noch größer". Die Menschen hätten seine schwarze Kleidung anfassen wollen oder die Knöpfe an seiner Jacke. Vor allem ältere Frauen hätten auf ihn gewartet und das gefeiert, wenn er kam. Wenn er mal keinen Glücksbringer in der Tasche hatte, seien sie wirklich enttäuscht gewesen. Als er 2007 für Frankenthal zuständig war, sei es nicht selten vorgekommen, dass ihn in der Fußgängerzone ungefragt Passanten umarmt hätten.

Heute gehe er nie ohne Glücksbringer in der Tasche aus dem Haus. Denn er wisse, dass sich die Menschen freuen, wenn sie eine kleine Schornsteinfeger-Figur oder ein vierblättriges Kleeblatt von ihm bekommen.
Sein Sohn, Pale Walther, der natürlich auch Schornsteinfeger geworden ist, ist sich sicher, dass er Glück bringen kann, wie er augenzwinkernd sagt. Zum Beispiel einen Lottogewinn: Ein Kunde habe nach seinem Besuch Lotto gespielt und tatsächlich einen kleinen Betrag gewonnen.