Prozess um tödlichen Jagdunfall

Freispruch für Jäger in Bad Kreuznach gefordert

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Im Prozess um den tödlichen Jagdunfall in Dalberg im Kreis Bad Kreuznach will die Verteidigung einen Freispruch erreichen. Der tödliche Schuss auf eine 86-Jährige sei ein Unfall gewesen.


Das erklärte der Anwalt des Angeklagten am Freitag im Amtsgericht Bad Kreuznach. Die Seniorin war 2018 in ihrem Garten in den Rücken getroffen worden. Kommenden Mittwoch will der Angeklagte bei einem Ortstermin im Wald den Unfallhergang erklären. Der Jäger sei bei Schüssen auf ein Wildschwein ausgerutscht, habe sich um die eigene Achse gedreht und dabei den tödlichen Schuss ausgelöst, so sein Verteidiger Ulrich Endres. "Mein Mandant hat nicht bewusst oder fahrlässig nach unten geschossen", so Endres. "Das war ein reiner Jagdunfall."

Die Anklage sieht das Geschehen jedoch anders. Sie wirft dem 61-Jährigen aus Bingen fahrlässige Tötung vor. Laut Anklage hatte der Mann mit seinem halbautomatischen Gewehr mindestens sechs Schüsse abgegeben. Bei der Jagd auf ein Wildschwein habe er durch blickdichtes Gebüsch und hangabwärts geschossen. Das sei gegen die Anweisung des Jagdleiters gewesen, so Gerichtssprecherin Brigitte Hill.

Kinder des Opfers: Mutter wird nicht wieder lebendig

Der Jäger zeigte sich bei der Gerichtsverhandlung angespannt. Er machte nur Angaben zu seiner Person. Als er 16 Jahre alt war, habe er mit dem Hobby begonnen. Ihn fasziniere die Jagd, das Naturerlebnis, weniger das Schießen - aber natürlich gehöre das dazu. Zum tödlichen Schuss bei der Jagd in Dalberg sagt er nichts.

Die sieben Kinder der getöteten Frau treten in dem Prozess als Nebenkläger auf. Sie sind nach Angaben einer SWR-Reporterin sichtlich angeschlagen und wollen sich nicht äußern. Im persönlichen Gespräch sagen sie, ihre Mutter sei nicht wieder lebendig zu machen, sie hätten sich aber gewünscht, dass der Jäger zu seiner Schuld stehe. Er sei bei der Jagd auf dem Grundstück ihrer Mutter gewesen, schon das sei ein Unding.

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SWR