Sieben Jungen und Mädchen der ersten und zweiten Klassen sitzen in der Neustadter Realschule Plus im Kreis. Draußen scheint die Sonne bei 25 Grad. Das bekommen die Kinder aber nur durch die Fenster eines Klassensaals mit. Denn sie wollen Deutsch lernen, genau wie 2.000 andere Schülerinnen und Schüler in Rheinland-Pfalz.
Bereits seit 2009 organisieren die Volkshochschulen im Land Feriensprachkurse für zugewanderte Kinder und Jugendliche, die keine oder nur schlechte Deutschkenntnisse haben. Immer in den letzten beiden Ferienwochen, sodass die Schülerinnen und Schüler fit in den Unterricht starten können.
Neustadt: Schüler kommen aus vielen verschiedenen Ländern
Im Neustadter Klassensaal zeigt die Sprachlehrerin Heidi Metzger Bilder in die Runde. Die Kinder rutschen ungeduldig auf ihren Stühlen hin und her und können es kaum abwarten zu sagen, was sie auf den Bildern sehen. Sie kommen aus unterschiedlichen Ländern, wie etwa aus der Ukraine, Türkei oder Spanien.
Für viele war es nicht leicht, in Deutschland anzukommen, weiß Heidi Metzger: "Viele tragen echt einen schweren Rucksack mit sich. Die Mutter eines Kindes ist mit insgesamt vier Kindern hier in Deutschland und der Papa in Kiew im Krieg."
Verschiedene Muttersprachen helfen beim Deutschlernen
Heidi Metzger war zehn Jahre lang Sprachförderkraft in einer Kita. Inzwischen ist sie in Pension. Aber beim Feriensprachkurs hilft sie gerne aus, mittlerweile das vierte Jahr in Folge. Sie weiß also, wie sie den Kindern am besten Deutsch beibringen kann: mit Spiel und Spaß.
Dass die Schülerinnen und Schüler so viele unterschiedliche Muttersprachen haben, sei dabei sogar förderlich: "Ich habe jetzt sieben Kinder und fünf Herkunftssprachen, was ein Vorteil ist. Wenn ich viele Kinder mit derselben Herkunftssprache habe, dann läuft viel darüber. So müssen sie aber Deutsch miteinander sprechen."
Schülerinnen und Schüler unterstützen sich bei Sprachkursen gegenseitig
Die Sprachkurse sind nicht nur für die ganz kleinen Schülerinnen und Schüler gedacht. Ein paar Räume weiter unterrichtet die junge Lehrerin Parthiga Palendran Fünft- bis Achtklässler. Sie sind bei ihren Sprachkenntnissen schon etwas weiter.
"Es gibt aber auch einen Schüler, der noch gar kein Deutsch kann. Das klappt aber trotzdem ganz gut, denn die anderen Schülerinnen und Schüler versuchen, ihm zu helfen. Auch wenn sie die Sprache selbst noch nicht perfekt können", freut sich Parthiga Palendran.
Dass die Schülerinnen und Schüler so hoch motiviert sind, Deutsch zu lernen, und dass sie untereinander Kontakte knüpfen - das sei das Schönste an den Sprachkursen. Da sind sich die beiden Sprachlehrerinnen einig.
Sprachkurse vom Land finanziert
Die Sprachkurse werden vom Ministerium für Bildung und dem Ministerium für Familie, Frauen, Kultur und Integration finanziert. Partner der Ministerien sind die Volkshochschulen in Rheinland-Pfalz. Sie organisieren die Sprachkurse und stellen die Dozentinnen und Dozenten.
"Es ist unsere Verpflichtung, jedes Kind darin zu unterstützen, seine Potenziale zu entfalten. Sprache ist dabei der Schlüssel für gesellschaftliche Teilhabe (…) und Basis für soziale Gerechtigkeit". So hat es Ministerpräsident Alexander Schweitzer (SPD) formuliert.
Und weiter: "Die Entfaltung eines Kindes darf nicht abhängig sein von der Herkunft oder den persönlichen Lebensumständen".