Organspenden nach dem Tod: Davon gibt es im Bundesgebiet jährlich etwa 900 Fälle, sagt Ana Barreiros von der Deutschen Stiftung für Organtransplantation in Mainz.
Was die Expertin nicht sagen kann: ob es unter den Spendern auch Menschen mit muslimischen Glauben gibt. Denn es ist gesetzlich nicht erlaubt, die Zugehörigkeit des Spenders zu einer Kirche oder Religion abzufragen.
Organspende: Medizinprofessor aus Istanbul treibt Thema um
Ilhan Ilkilic ist Medizinprofessor aus Istanbul. Er hat viele Gespräche mit Ärzten in Deutschland geführt und daraus leitet er ab: Unter den letzten 500 Organspenden stammt keine einzige von einem Menschen mit muslimischem Glauben. Das möchte er durch Aufklärung ändern. Der Professor, der 2012 bis 2020 Mitglied des Deutschen Ethikrates war, ist extra für die Veranstaltung im Klinikum aus der Türkei nach Ludwigshafen gereist.

Imame nicht zu Organspende überreden, sondern informieren
"Das Treffen ist einmalig" sagt der Professor vor seinem 45-Minuten-Referat vor 25 Imamen und 20 muslimischen Seelsorgern im großen Konferenzraum des Klinikums, bei dem keine Fotos gemacht werden dürfen. Der Wissenschaftler wertet es als einen ersten Erfolg, dass die Imame und Seelsorger aus der Rhein-Neckar-Saar-Region zu der Veranstaltung gekommen sind.
Ilkilic ist der Meinung, dass eine Organspende mit dem islamischen Glauben vereinbar ist, weiß aber auch, dass es dazu auch andere Meinungen gibt. "In der Türkei ist die Spendenbereitschaft niedrig, in Deutschland noch niedriger", stellt er fest. Er will die Imame nicht überreden, sich für Organspenden einzusetzen. Es geht ihm darum, Vorurteile abzubauen: "Imame müssen selber entscheiden, wie sie mit den Informationen umgehen."
In der Türkei ist die Spendenbereitschaft niedrig, in Deutschland noch niedriger.
Imame als Meinungsführer bei Muslimen
Professor Ilkilic geht davon aus, dass Imame durchaus von den Gemeindemitgliedern um Rat gefragt werden, wenn es um das Thema Organspende geht. Allerdings seien die Geistlichen nicht in dieser Frage ausgebildet. Daher will er aufklären.
Er geht davon aus, dass ein Imam seine Informationen weitergeben kann und damit zwischen 100 und 200 Gemeindemitglieder erreichen kann. So werde das sensible Thema den Menschen mit Migrationsgeschichte näher gebracht.
Organspendezahlen niedrig FAQ Organspende: Das müssen Spender und Empfänger wissen
Die Organspendezahlen sind in Rheinland-Pfalz nach wie vor auf sehr niedrigem Niveau. Mit diesem Thema sind viele Fragen verbunden. Ein FAQ:
Bewegende Gespräche mit Imamen zu Organspenden im Klinikum
Ganz nah an den Menschen und dem Thema ist Fatma Tastan. Die 50-jährige Krankenschwester arbeitet über ihren Beruf hinaus im Ludwigshafener Klinikum seit 2017 zusätzlich noch ehrenamtlich als muslimische Seelsorgerin. Dabei wird sie mit schwer kranken Patienten konfrontiert, denen eine Organspende helfen könnte.
Sie erinnert sich an einen besonders bewegenden Fall. Ein muslimischer Patient war schwer leberkrank. Sein krankes Organ hätte durch eine Organspende ausgetauscht werden können - doch der Moslem lehnte ab. "Inzwischen ist er verstorben", sagt Fatma Tastan leise.

Seelsorgerin hat lange überlegt
Auch sie persönlich hat lange mit sich und mit Argumenten gerungen. Dabei hat sie auch mit ihrem Ehemann über das Thema häufig gesprochen. Vor nicht allzu langer Zeit hat die 50-Jährige sich aber entschieden: Sie besitzt nun erstens einen Organspendeausweis und sie ist zweitens bereit, im Fall ihres Todes ein Organ zu spenden.