Klinikum Ludwigshafen geht neue Wege

In Ludwigshafen informieren sich bundesweit erstmals Imame zum Thema Organspende

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Autor/in
Frank Schumann

Die Möglichkeit zur Organspende wird von muslimischen Bürgerinnen und Bürgern so gut wie nie genutzt. Im Klinikum Ludwigshafen konnten islamische Geistliche Vorurteile abbauen.

Organspenden nach dem Tod: Davon gibt es im Bundesgebiet jährlich etwa 900 Fälle, sagt Ana Barreiros von der Deutschen Stiftung für Organtransplantation in Mainz.

Was die Expertin nicht sagen kann: ob es unter den Spendern auch Menschen mit muslimischen Glauben gibt. Denn es ist gesetzlich nicht erlaubt, die Zugehörigkeit des Spenders zu einer Kirche oder Religion abzufragen.

Organspende: Medizinprofessor aus Istanbul treibt Thema um

Ilhan Ilkilic ist Medizinprofessor aus Istanbul. Er hat viele Gespräche mit Ärzten in Deutschland geführt und daraus leitet er ab: Unter den letzten 500 Organspenden stammt keine einzige von einem Menschen mit muslimischem Glauben. Das möchte er durch Aufklärung ändern. Der Professor, der 2012 bis 2020 Mitglied des Deutschen Ethikrates war, ist extra für die Veranstaltung im Klinikum aus der Türkei nach Ludwigshafen gereist.

Medizinprofessor Ilhan Ilkilic aus Istanbul. Er ist extra nach Ludwigshafen gereist, um dort Imame von der Organspende zu überzeugen.
Medizinprofessor Ilhan Ilkilic ist aus Istanbul extra nach Ludwigshafen gereist, um dort Imame von der Organspende zu überzeugen.

Imame nicht zu Organspende überreden, sondern informieren

"Das Treffen ist einmalig" sagt der Professor vor seinem 45-Minuten-Referat vor 25 Imamen und 20 muslimischen Seelsorgern im großen Konferenzraum des Klinikums, bei dem keine Fotos gemacht werden dürfen. Der Wissenschaftler wertet es als einen ersten Erfolg, dass die Imame und Seelsorger aus der Rhein-Neckar-Saar-Region zu der Veranstaltung gekommen sind.

Ilkilic ist der Meinung, dass eine Organspende mit dem islamischen Glauben vereinbar ist, weiß aber auch, dass es dazu auch andere Meinungen gibt. "In der Türkei ist die Spendenbereitschaft niedrig, in Deutschland noch niedriger", stellt er fest. Er will die Imame nicht überreden, sich für Organspenden einzusetzen. Es geht ihm darum, Vorurteile abzubauen: "Imame müssen selber entscheiden, wie sie mit den Informationen umgehen."

In der Türkei ist die Spendenbereitschaft niedrig, in Deutschland noch niedriger.

Imame als Meinungsführer bei Muslimen

Professor Ilkilic geht davon aus, dass Imame durchaus von den Gemeindemitgliedern um Rat gefragt werden, wenn es um das Thema Organspende geht. Allerdings seien die Geistlichen nicht in dieser Frage ausgebildet. Daher will er aufklären.

Er geht davon aus, dass ein Imam seine Informationen weitergeben kann und damit zwischen 100 und 200 Gemeindemitglieder erreichen kann. So werde das sensible Thema den Menschen mit Migrationsgeschichte näher gebracht.

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Bewegende Gespräche mit Imamen zu Organspenden im Klinikum

Ganz nah an den Menschen und dem Thema ist Fatma Tastan. Die 50-jährige Krankenschwester arbeitet über ihren Beruf hinaus im Ludwigshafener Klinikum seit 2017 zusätzlich noch ehrenamtlich als muslimische Seelsorgerin. Dabei wird sie mit schwer kranken Patienten konfrontiert, denen eine Organspende helfen könnte.

Sie erinnert sich an einen besonders bewegenden Fall. Ein muslimischer Patient war schwer leberkrank. Sein krankes Organ hätte durch eine Organspende ausgetauscht werden können - doch der Moslem lehnte ab. "Inzwischen ist er verstorben", sagt Fatma Tastan leise.

Krankenschwester Fatma Tastan. Sie arbeitet auch als muslimische Seelsorgerin und hofft, künftig mehr Muslime von der Organspende zu überzeugen.
Krankenschwester Fatma Tastan. Sie arbeitet auch als muslimische Seelsorgerin und hofft, künftig mehr Muslime von der Organspende zu überzeugen.

Seelsorgerin hat lange überlegt

Auch sie persönlich hat lange mit sich und mit Argumenten gerungen. Dabei hat sie auch mit ihrem Ehemann über das Thema häufig gesprochen. Vor nicht allzu langer Zeit hat die 50-Jährige sich aber entschieden: Sie besitzt nun erstens einen Organspendeausweis und sie ist zweitens bereit, im Fall ihres Todes ein Organ zu spenden.

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