Prozess um Anlagebetrug im Internet - vor dem Landgericht Koblenz wird die Verhandlung gegen sieben Beschuldigte eröffnet

Sieben Beschuldigte angeklagt

200 Personen um Millionen geprellt: Geständnisse im Prozess in Koblenz

Stand
Autor/in
Constantin Pläcking
SWR-Reporter Constantin Pläcking aus dem Studio Koblenz.

Sieben Angeklagte sollen als kriminelle Bande ihre Opfer über Anlageplattformen im Internet abkassiert haben. Drei geben das auch zu, wollen aber nicht allein verantwortlich sein.

Im Anlagebetrugsprozess am Landgericht in Koblenz haben am Dienstag drei der Angeklagten die Taten gestanden, unter ihnen die beiden mutmaßlichen Gründer der Firma. Zwei weitere stritten eine Beteiligung ab. Die letzten beiden wurden zum Auftakt des Verfahrens noch nicht vor Gericht gehört. Den Angeklagten wird vorgeworfen fast 200 Menschen im Internet betrogen zu haben und dabei knapp 10 Millionen Euro erbeutet zu haben.

Generalstaatsanwaltschaft Koblenz: Kriminelle Vereinigung gebildet

Die Generalstaatsanwaltschaft wirft den sieben Angeklagten konkret vor, eine kriminelle Vereinigung gegründet zu haben. Es geht um mehr als 700 Fälle. Fast sechs Jahre lang sollen die fünf Männer und die beiden Frauen auf betrügerischen Internet-Anlageplattformen einen vermeintlichen Online-Handel mit Finanzprodukten angeboten haben.

Nach Angaben der Generalstaatsanwaltschaft wohnten acht der Geschädigten in Rheinland-Pfalz. Der Fall eines geprellten Kunden in Cochem an der Mosel löste die Ermittlungen aus.

Zehn Millionen Euro Gesamtschaden durch Anlagebetrug

Den Angaben zufolge sollen zwei der Angeklagten als Geschäftsleitung des Firmengeflechts tätig gewesen sein. Diese mutmaßlichen Chefs der Firma äußerten sich am Dienstag, sie hätten die Firma ehrlich gründen wollen, dann aber dann die Kontrolle verloren. Sie beschuldigten auch zwei andere Personen, die bislang nicht angeklagt sind, das Heft bei dem Anlagebetrug im großen Stil in der Hand gehabt zu haben.

Bei den weiteren Beschuldigten soll es sich um drei leitende Angestellte und zwei Callcenter-Mitarbeiter handeln.

Angeklagte versprachen hohe Gewinne mit Online-Geldanlagen

Die Anleger sollen auf der Webseite des vermeintlichen Online-Handels ein Handelskonto eröffnet und dafür zunächst 250 Euro gezahlt haben. Danach seien die Kunden von Callcenter-Mitarbeitern vor allem von Bulgarien aus kontaktiert worden. Diese hätten behauptet, über Erfahrung im Online-Handel zu verfügen, und den Kunden dann eine angeblich risikolose Geldanlage mit außerordentlich hohen Renditen angeboten, unter anderem in Kryptowährungen.

Zusätzlich hätten viele Kunden mit dem Betreiber der Plattform einen "Kapitalsicherungsvertrag" geschlossen, so die Generalstaatsanwaltschaft in ihrer Anklage. Damit hätten die mutmaßlichen Betrüger den Kunden suggeriert, dass sie ihr Geld nicht verlieren können. Die Callcenter-Mitarbeiter sollen hierbei falsche Namen verwendet haben. Auch die Angaben zum Unternehmenssitz seien auf den Webseiten falsch angegeben worden.

Ein Geschädigter sagt als Zuschauer in einer Prozesspause im größten Saal des Landgerichts: "Das war super professionell gemacht." Mit technisch hervorragenden Grafiken und Statistiken im Internet sowie mit telefonischer Beratung und auch kleineren Zahlungen auf sein Konto. "Ich ziehe den Hut davor", ergänzt der 61-Jährige aus Nordrhein-Westfalen. Er habe trotz kaufmännischer Kenntnisse mehrere Zehntausend Euro verloren. "Ich ärgere mich über mich selbst."

Generalstaatsanwaltschaft geht von 200 Geschädigten aus

Eine Software habe Kunden zudem falsche Wertsteigerungen ihrer Anlagen angezeigt. Hierbei soll es sich jedoch um reine Simulationen gehandelt haben. Diese endeten, wenn ein Kunde die Auszahlung des Anlagegewinns verlangte.

Tatsächlich seien die Einzahlungen der Kunden zu keinem Zeitpunkt investiert worden und eine Auszahlung an die Kunden sei niemals geplant gewesen. Betroffen sind den Angaben zufolge rund 200 Geschädigte. Der Prozess ist vorerst bis zum 29. Dezember terminiert.