Jagwilderei: nach Polizistenmord im Kreis Kusel

Menschen in Kusel offenbar aufmerksamer für Schüsse

Stand

Jagdwilderei kommt in der Westpfalz immer wieder vor. Auffliegen tun allerdings nur wenig Fälle. Im Kreis Kusel wurden mehr Fälle bekannt als in anderen Kreisen.

Fünf Fälle von Wilderei im Jahr 2022 und sieben Fälle im vergangenen Jahr im Kreis Kusel. Das ist die Bilanz der Polizei. Damit sind im Kreis Kusel geringfügig mehr Fälle als in anderen Kreisen registriert worden.

Mehrere Ursachen für Jagdwilderei im Kreis Kusel

Die Wildbestände im Kreis Kusel seien sehr hoch, sagt Kreisjagdmeister Bernd Klinck. Zudem gebe es große Flächen, auf denen wenig Menschen lebten, daher hätten es Wilderer dort leichter. Außerdem hätten sich die Menschen durch den nahen Truppenübungsplatz an Schüsse gewöhnt.

Menschen im Kreis Kusel sind seit den Polizistenmorden aufmerksamer

Doch nach den Morden an den beiden Polizeibeamten durch einen Wilderer im Januar 2022 habe sich das geändert, erzählt Klinck. Die Bürger und auch die Jäger seien wesentlich sensibler geworden und würden inzwischen alles bei der Polizei melden, was ihnen in Wald und Flur seltsam vorkommt. Höre ein Jäger beispielsweise während eines Ansitzes einen Schuss, so frage er bei seinem Reviernachbarn nach, ob dort jemand jagdlich unterwegs sei. Und auch die Polizei, sagt der Kreisjagdmeister, nähme Schussmeldungen ernster als zuvor.

Bei Jagdwilderei ist die Dunkelziffer sehr hoch

Erst vor einiger Zeit hätte die Polizei das Gebiet rund um Ulmet mehrere Stunden mit einem Hubschrauber abgesucht, nachdem Schüsse gemeldet worden waren, die nicht zugeordnet werden konnten. Gefunden haben die Beamten allerdings nichts. Denn, so sind sich Kreisjagdmeister und Polizei einig, es sei schwierig, Wilderern auf die Schliche zu kommen. Diese nähmen geschossene Tiere zumeist mit. Wenn überhaupt, würde man noch Teile des erlegten Wildes finden. Aus diesen Gründen gehen die Behörden bei der Jagdwilderei auch von einer hohen Dunkelziffer aus.

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In Rheinland-Pfalz sind im vergangenen Jahr 130 Fälle von Jagdwilderei erfasst worden. Das ist ein leichter Rückgang. Die wirkliche Zahl liegt aber wohl deutlich höher.

Ungeklärte Schüsse und unbekannte Autos im Wald

Im Kreis Kusel fielen immer wieder Schüsse, die nicht zuzuordnen sind, sagt Kreisjagdmeister Klinck. Auch unbekannte Autos, teilweise sogar ohne Kennzeichen, hätten Jäger schon im Wald gesehen. Das alles könnten Indizien für Wilderei sein. Allerdings hätten auch schon Jugendliche ohne kriminelle Absichten im Wald geschossen. Daher bleibe nur eins: Menschen, die im Wald Hinweise finden, die auf Wilderei hindeuten könnten, sollen unbedingt die Polizei verständigen.

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SWR