Kurz vor dem Wald, am Ende des Universitätsgeländes steht das ESA-Wohnheim. Ganz aus Glas. Wie ein großes, modernes Gewächshaus schaut das Gebäude aus. Kurz vor dem Dachfirst erstreckt sich eine Photovoltaikanlage über die gesamte Breite des Hauses. Das besondere am ESA-Wohnheim: es ist eine Art Haus in Haus.
Studentenzimmer mit eigenem Garten in Kaiserslautern
Unter der Gewächshausfassade befinden sich einzelne kleinere Gebäude, in denen Zimmer, Küche, Wohnzimmer, Bäder und Toiletten untergebracht sind. Außerdem hat jedes der 20 Studentenzimmer einen eigenen Garten. Eines der Zimmer würde Anfang Oktober gerne die 21-jährige Emma Sattel beziehen. Denn, so erzählt die Studentin, ihre Eltern hätten sich im ESA kennengelernt.

"Also ich hab hier schon gewohnt als Baby. Und deswegen bin ich damit aufgewachsen."
Das soziale Konzept sei faszinierend und habe sich wirklich bewährt, erzählt Emma. Fast der ganze Freundeskreis ihrer Eltern bestehe aus Paaren oder Familien, die während ihrer Zeit im ESA-Wohnheim zusammengekommen seien. Daher möchte Emma unbedingt im ESA wohnen. "Alleine diese Möglichkeit zu haben, sich gestalterisch auszuleben, diese Gärten selbst anzulegen, in der Gemeinschaft zusammen zu kochen. Ich denke, da wird man bestimmt auch Spaß haben, zusammen etwas umzusetzen", hofft Emma.

20 Studenten können ESA Kaiserslautern gestalten
Das neu-sanierte ESA-Wohnheim ist wie ein weißes Blatt Papier, sagt Bauherrin und Uni-Stiftungsvorständin Annette Mechel. "Die Generation, die jetzt neu einziehen wird, die findet jetzt sozusagen eine leere Wand vor, die sie bespielen können." Es liege an den zukünftigen Bewohnern, das ESA einzurichten und zu gestalten. So, wie es auch schon unzählige Generationen vor ihnen getan haben.
Die hatten sich mit Kunstwerken, Fotos, Bildern und anderen Bau- und Bastelarbeiten im Foyer und ihren Zimmern verewigt. Jeder Student hat etwas hinterlassen. Wegen der Sanierungsarbeiten mussten neben diesen Werken auch alle Pflanzen im Gebäude weichen. Und auch Katze Müppi ist vorübergehend ausgezogen. Sie sei derzeit bei einem ehemaligen Bewohner des ESA-Wohnheims, der sie hüte und pflege, denn Müppi sei nicht mehr die Jüngste. "Wir hoffen, dass Müppi noch in einer guten Fasson ist und wieder einziehen kann", sagt Annette Mechel.









Das ESA-Wohnheim soll möglichst Co2-neutral funktionieren
Mehr als zwei Jahre lang hat die Sanierung des Wohnheims in Kaiserslautern gedauert. Dabei wurde die gesamte Außenfassade erneuert. Dazu gehörten neben dem Holztragwerk auch die Innenfassade, sämtliche Fenster und die Technik, erklärt Mechel. Die Heizung sei neu, die PV-Anlage auf dem Dach ebenfalls. Außerdem kann man das Gebäude nun anständig be- und entlüften, sagt Mechel. Auch sei die Glashülle innen mit einem Sonnenschutz versehen worden. Das alles sei nötig gewesen, um möglichst CO2-neutral zu werden. Um dieses Ziel zu erreichen, gibt es noch Wärmepumpen, eine Solarthermieanlage und eine Regenwasserzisterne. Für Letztere haben die ESA-Bewohner eine Crowdfundingaktion gestartet und so knapp 15.000 Euro selbst beigesteuert.
ESA-Bewohner bleiben "ihrem" Wohnheim verbunden
Bei der Sanierung des Wohnheims haben auch ehemalige und mögliche zukünftige Bewohner geholfen. Einer von ihnen ist Jakob Herz. Er hat fast sieben Jahre im ESA gewohnt – und möchte die Zeit nicht missen, erzählt der 28-Jährige. Dort habe man Platz, sich gesellschaftlich und gemeinschaftlich auszuprobieren.
"Es gibt keine bessere Schule im Umgang mit Menschen, als hier zu wohnen"
Wenn sich 20 Leute alles teilen müssen, gebe es ein riesiges Konfliktpotential. Diese Konflikte möchte man aber lösen, daher würde man ständig diskutieren und neue Regeln und Kompromisse finden, sagt Herz. Das sei unglaublich spannend. Mit vielen ehemaligen ESA-Bewohnern hat Jakob Herz noch Kontakt. Außerdem gebe es auch immer wieder Veranstaltungen, zu denen die Ehemaligen eingeladen würden. "Wer das möchte, der hat auch über seine Wohnzeit hinaus eine kleine, zweite Familie gefunden."
Geld für energetische Sanierung Energiesparendes Studentenwohnheim in Kaiserslautern soll wieder Vorzeigeprojekt werden
Für das "Energiesparende Studentenwohnheim Architektur" der RPTU Kaiserslautern-Landau - kurz ESA - gibt es von Bund und Land rund zwei Millionen Euro. Damit soll das Wohnheim saniert werden.