Kopfschmerzen und Migräne: Welchen Einfluss hat die Ernährung?

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Andreas Böhnisch
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Stefan Eich

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Es pocht, hämmert und zieht im Kopf, manchmal ist es einem sogar übel, es flimmert vor den Augen und man reagiert empfindlich auf Licht. Kopfschmerzen sind eine Volkskrankheit. In Deutschland sind 47 Millionen Erwachsene zumindest zeitweise davon betroffen. Bei 25 Millionen Menschen handelt es sich um Spannungskopfschmerz, bei 18 Millionen um Migräne. Um auf dieses Leiden aufmerksam zu machen, ist heute der europäische Kopfschmerz- und Migränetag. Welche Rolle die Ernährung bei Migräne spielt, darüber hat SWR-Aktuell-Moderator Andreas Böhnisch mit Dagny Holle-Lee gesprochen. Sie ist Neurologin, Leiterin des Westdeutschen Kopfschmerzzentrums Essen und Buchautorin.

SWR Aktuell: Es gibt den „Hot-Dog Kopfschmerz“ und das „Chinarestaurant- Syndrom“. Was hat es damit auf sich?

Dagny Holly-Lee: Es gibt bestimmte Beistoffe in Nahrung, die Kopfschmerzen auslösen. Das ist häufig histaminreiche Kost, das können aber auch Geschmacksverstärker sein, die bestimmte Kopfschmerzarten auslösen. Da ist es dann einfach. Dann verzichtet man eben einfach auf das Essen außer man ist riesiger Hot-Dog-Fan.

SWR Aktuell: Von Hot-Dog-Kopfschmerz und Chinarestaurant-Syndrom sind nur bestimmte Menschen betroffen. Können denn Lebensmittel grundsätzlich das Entstehen von Kopfschmerzen und Migräne begünstigen?

Holly-Lee: Meistens wird die Rolle von Ernährung deutlich überschätzt. Ganz viele monitoren ganz akribisch ihre Ernährung und haben dann das Gefühl, dass bestimmte Nahrungsmittel den Kopfschmerz auslösen. Meistens ist das aber gar nicht der Fall, sondern man ist in so einer Prodromalphase von Kopfschmerzen, einer Vorläuferphase. Man erlebt großen Heißhunger. Und dann ist schon das die eigentliche Migräne. Wir wissen nur von ganz bestimmten Nahrungsmitteln, dass sie wirklich Kopfschmerzen auslösen. Das kann zum Beispiel Rotwein sein.

SWR Aktuell: Warum gerade Rotwein?

Holly-Lee: Wahrscheinlich ist es so, dass der Rotwein auch bestimmte Beistoffe enthält, die bei einigen Menschen Migräne auslösen können. Und selbst dann ist es so, dass es nicht immer die Migräne auslöst, sondern auch nur, wenn man gerade in einer empfindlichen Phase ist.

SWR Aktuell: Den Heißhunger als Vorboten von Kopfschmerzen und Migräne haben Sie gerade schon angesprochen. Wie kommt das?

Holly-Lee: Man denkt immer, Migräne seien nur Kopfschmerzen. Aber die Migräne geht häufig schon Tage vorher los, mit bestimmten Aktivierungen im Gehirn. Da kommt es zur Aktivierung zum Beispiel vom Hypothalamus, und diese Aktivierung zeigt sich dann in zum Beispiel Heißhunger. Deswegen dachte man früher, dass Schokolade Migräne auslöst. Heute weiß man: Dieser Heißhunger auf Schokolade ist eigentlich schon eine Vorläuferphase der Migräne.

SWR Aktuell: Es gibt auch Lebensmittel, die als Hausmittel gelten gegen Kopfschmerzen, Kaffee mit Zitrone zum Beispiel oder auch Cola. Kann das wirklich helfen?

Holly-Lee: Auf jeden Fall. Da geht es vor allem um das Koffein, das sich in diesen Getränken befindet. Und das hat selbst analgetische Wirkung. Das wirkt wie ein Schmerzmittel und wirkt deswegen auch positiv auf den Kopfschmerz.

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