In wenigen Tagen beginnt die Fußball-Europameisterschaft der Männer in Deutschland. Und nicht nur die Fußballer trainieren schon lange dafür, sondern auch Polizei, Behörden, THW und Co. Wie gut steht es also um die Sicherheit bei der EM? Darüber hat SWR Aktuell-Moderator Florian Rudolph mit Hauptstadtkorrespondent Uli Hauck gesprochen.
SWR Aktuell: Wie gut sind Polizei und Behörden auf mögliche Anschläge während der Fußball-Europameisterschaft vorbereitet?
Uli Hauck: Die also der Eindruck bislang ist, dass man versucht, alles zu tun, was möglich ist. Man bereitet sich letztlich auf Bundes- und auf Landesebene seit fünf Jahren auf diese Europameisterschaft vor. Und während der Spiele während der vier Wochen Europameisterschaft wird eben versucht, so viel Polizei wie möglich bereit zu halten für den Fall, dass etwas passiert - aber natürlich auch präventiv. Es gibt zum Beispiel Kontrollen an allen deutschen Landesgrenzen. Also, man hat versucht, die Sicherheitsmöglichkeiten so hoch wie möglich zu fahren, ohne natürlich das komplette Land irgendwie lahmzulegen.
SWR Aktuell: Wie soll dieser Kraftakt denn bewerkstelligt werden? Werden da Polizeistaffeln aus mehreren Ländern zusammengezogen?
Hauck: Nein, das reicht gar nicht aus. Also, wir haben allein jeden Tag über 20.000 Beamte der Bundespolizei in im Einsatz. Sie sind natürlich an den deutschen Außengrenzen, machen Grenzkontrollen. Die sind aber natürlich auch auf den Bahnhöfen. Die Fans werden sich von den unterschiedlichen Spielorten von A nach B bewegen, also sind sie in den Zügen, auf den Bahnhöfen und natürlich auch an Flughäfen. Darüber hinaus sind dann an den Spielorten jeweils die Landespolizeien zuständig. Und um mal die Zahlen ein bisschen auch einschätzen zu können: Es werden in den Stadien 2,7 Millionen Besucher erwartet und in den Fan-Zones nochmal 12 Millionen. Das wird schon eine riesige Veranstaltung und es wird ein richtiger Kraftakt für die Sicherheitsbehörden, das alles zu sichern.
SWR Aktuell: Wie schätzt denn die Innenministerin überhaupt die Sicherheitslage rund um diese Fußball-Europameisterschaft ein?
Hauck: Die Sicherheitslage ist angespannt, das muss man ganz klar sagen. Und was die Gefährdungseinschätzung jetzt mit Blick auf islamistische Anschläge angeht, da haben die Sicherheitsbehörden zumindest offiziell aktuell keine Erkenntnisse für konkrete Anschläge. Also, es gibt diese sogenannten „abstrakte Bedrohung“. Die ist schon länger hoch, im Endeffekt seit dem 7. Oktober, seit des Angriffs der Hamas auf Israel. Insofern hat sich da wenig geändert, aber es gibt keine konkreten Anschlagsdrohungen im Moment.
SWR Aktuell: Wenn es jetzt beispielsweise Klimaaktivisten gelingt, mal ebenso aufs Rollfeld des zweiten zweitgrößten deutschen Airports in München zu gelangen, wie am 18. Mai geschehen, und da den Flugverkehr lahmzulegen, muss man dann nicht große Zweifel haben, dass man so ein großes Turnier für die Euro wirklich lückenlos schützen kann?
Hauck: Also, da waren sowohl der NRW-Innenminister Herbert Reul als auch die Bundesinnenministerin Nancy Faeser relativ klar: ein Komplettschutz wird und kann es nicht geben, auch nicht bei bester Vorbereitung. Natürlich versucht man bestmöglich, alles zu schützen. Und es ging auch nochmal der Aufruf raus, dass eben Bürger, die auf Fan-Festen beispielsweise sind, auch Dinge melden, wenn ihnen irgendetwas komisch vorkommt. Aber einen vollendeten Schutz für so eine Mammutveranstaltung über vier Wochen den kann es schlicht und einfach nicht geben.
SWR Aktuell: Was ist der Preis der Sicherheit? Wie hoch sind die Kosten am Ende?
Hauck: Die Bundesinnenministerin wollte es nicht beziffern, das ist wahrscheinlich auch schwerlich abzuschätzen. Aber es ist klar: wir werden Tausende Überstunden bei den Polizeibehörden haben, es gibt Urlaubssperre bei den Polizeibehörden und es wurden natürlich auch entsprechend Sicherheitsgeräte nochmal angeschafft. Es gab Schätzungen im Vorfeld von Spiegel und ZDF, da war mal die Rede von 650 Millionen Euro. Ob das am Ende die Zahl ist, die rauskommt, lässt sich aber vor dem Turnier schwerlich abschätzen.