Ausrutschen mit Albert Einstein - in Ulm ist das bei Regen oder Schnee gut möglich. Als Attraktion ist das aber nicht gedacht - ein Messingband wird zur Stolperfalle.
Der Albert-Einstein-Platz liegt gegenüber dem Ulmer Hauptbahnhof, im neu gebauten Stadtquartier Sedelhöfe. Die Namensgebung ist nicht rein zufällig. Hier stand das Haus, in dem der berühmte Physiker und Nobelpreisträger Albert Einstein 1879 zur Welt kam.

Das Haus gibt es längst nicht mehr. Aber in den Boden eingelassen ist ein schmales Messing-Band, in der Breite eines Schuhs. Es zeigt die Umrisse des Geburtshauses. Und es wird, wenn es nass wird, ungewollt zu einer ziemlich rutschigen Attraktion.
Einstein ist also "schuld" an der Rutschfalle. Und doch wieder nicht: Als Albert 15 Monate alt war, zog seine Familie mit ihm nach München. Später schrieb Einstein zu seinem Geburtshaus, das längst abgerissen ist:
"Zum Geborenwerden ist das Haus recht hübsch, denn bei dieser Gelegenheit hat man noch keine so großen ästhetischen Bedürfnisse, sondern man brüllt seine Lieben zunächst einmal an, ohne sich viel um Gründe oder Umstände zu kümmern."

Dieses Zitat ist auch auf dem Messingband zu lesen. Viel Text, ist ja auch ein langes Band. Es zieht sich um ein neugebautes Geschäftshaus. Und dort wird es, wenn es nicht knochentrocken ist, zur Rutschfalle. Das berichten zahlreiche Menschen, die hier schon ausgerutscht sind - oder zumindest gefährlich ins Rutschen kamen. Wenn es dunkel ist oder Schnee auf dem Platz liegt, ist die Rutschfalle nämlich noch nicht einmal zu sehen.
Auch dem Ulmer SPD-Landtags-Abgeordneten Martin Rivoir ist das schon aufgefallen: "Wenn man hier bei Nässe oder auch bei Schnee drüberläuft und das nicht sieht, kommt man ganz leicht ins Rutschen, ins Trudeln. Ich bin selber schon in der Luft gewesen, konnte mich gerade noch abfangen. Aber auch andere", sagt er.

"Es ist nicht reine Theorie, es passiert einfach!"
Kein Kommentar von der Stadt Ulm
Die Stadt Ulm will zu der ganzen Angelegenheit nichts weiter sagen und verweist für Auskünfte auf die Projektgesellschaft, die den Platz gestaltet hat. Und die wiederum spielt den Ball unter Ausnutzung der Gravitation elegant wieder zurück an die Stadt.
"Die Federführung, was (...) das Messingband betrifft, hat die Stadt übernommen. Zeitnah wird es Lösungen geben."

Weiteres Debakel: Das "vergrabene" Einstein-Denkmal
Das Ganze ist auch deshalb ziemlich peinlich für die Stadt Ulm, weil sie in direkter Nachbarschaft zu dem Band auch noch ein weiteres Debakel reparieren muss. Sie hat rund um das benachbarte Einstein-Denkmal das Niveau des Platzes angehoben und damit das Denkmal versehentlich zum Teil unter der Erde verschwinden lassen. Da könnte man sich auch aus Scham in ein schwarzes Loch zurückziehen. Vielleicht ist das auch der Grund, warum die Stadt dort noch keinen Selfie-Punkt für Handyfotos eingerichtet hat.

Was das Band betrifft, hat der Landtagsabgeordnete Martin Rivoir die Stadt schon vor Weihnachten aufgefordert, die Rutschgefahr zu entschärfen. Vielleicht lässt es sich ja aufrauhen oder sonstwie bearbeiten. Sichtbar passiert ist bislang nichts. Aber es ist ja alles relativ...
"Aber jetzt kommt ja bald das Frühjahr und der Sommer, und ich hoffe, dass bis zum nächsten Herbst eine Lösung für das Problem gefunden ist.“