Ärger für Kaffees, Geschäfte und Anwohner

Krähen-Plage in Ulm und Neu-Ulm: Hunderte Vögel nisten in Innenstädten

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Frank Wiesner
Frank Wiesner (Foto: SWR, SWR -  Oliver Schmid)

In Ulm und Neu-Ulm hat sich eine Krähenplage entwickelt. Hunderte Saatkrähen haben sich auf den Bäumen eingenistet - zum Ärger von Anwohnern, Laden- und Cafébesitzern.

Hunderte Saatkrähen sind in Ulm und Neu-Ulm zur Plage geworden. "Das Problem ist der Kot", sagt Wiltrud Spiecker vom NABU Ulm/Neu-Ulm - und zwar vor allem die Menge. Hinzu kommt der Lärm. In der Brutzeit, die noch bis Ende Juni dauert, machen die doch großen Rabenvögel gerne lautstark auf sich aufmerksam. Bei einigen hundert Tieren kommt da schnell ein signifikanter Geräuschpegel zusammen.

Eine Saatkrähe hält eine Walnuss im Schnabel.  (Foto: dpa Bildfunk, picture-alliance/dpa/dpaweb/Carsten Rehder)
Als Experte für die Nuss-Suche und das Knacken der Schale zeigt sich diese Saatkrähe. Die schlauen Vögel transportieren den Leckerbissen in luftige Höhe, um ihn dann zum Öffnen auf den harten Straߟenbelag fallen zu lassen.

Kein Eingreifen in der Brutzeit

Zum jetzigen Zeitpunkt könne man nicht eingreifen, so Spiecker. Jetzt sei noch Brutzeit. Für dieses Jahr müsse Ulm wohl da durch, meint sie. Später könne sie sich schon vorstellen, mit Falken die Krähen zu vergrämen. Ein System, das in Laupheim im Kreis Biberach seit Jahren angewendet wird. Aus Sicht des BUND ist eine Vergrämung gar nicht nötig. "Im Juni müssten die Saatkrähen ohnehin weiterziehen", sagt Jana Slave, Geschäftsführerin des BUND in Ulm.

Beschwerden über die Krähen

Ganz so schnell und leicht werde man die Vögel nicht los, glaubt dagegen Katrin Haas, bei der Stadt Ulm zuständig für Naturschutz. Sie verzeichnet seit Jahren eine ansteigende Zahl von Beschwerden über die Rabenvögel. "Es sei ja wie im Horrorfilm", heißt es da. Andere beschweren sich darüber, dass das Auto vollgeschissen wird. Kathrin Haas kann von sich aus aber nicht tätig werden. Dazu sei eine Beschluss von der Stadtspitze nötig. Handlungsbedarf sieht sie aber nicht. "Wenn man nach Neu-Ulm rüberschaut", sagt sie, "dann sieht man zum Beispiel in einer Straße 150 Brutpaare." Das seien mehr als im gesamten Ulmer Stadtgebiet, abgesehen vom Donautal.

Teure Vertreibung

Eine Vertreibung sei ohnehin nicht ohne weiteres möglich. Schließlich gehören Krähen zu den geschützten Arten. Sollte der Beschluss kommen, die Tiere doch noch zu vertreiben, würde auch Kathrin Haas für einen Falkner plädieren: "Das hat in Laupheim funktioniert". Billig war es aber nicht. Medienberichten zufolge hat die Stadt 80.000 Euro ausgegeben. Die Krähen seien dann an den Stadtrand gegangen, erzählt Haas. Dort waren sie aber auch nicht willkommen, weshalb dann doch einige Tiere wieder zurück in die Innenstadt gezogen sind. "Wenn man die vertreibt, dann weiß man halt nie, wo die hingehen", konstatiert Kathrin Haas. Das gelte auch für Ulm und Neu-Ulm.