Bekannte erinnert sich an verunglückten Schwäbisch Gmünder

Überreste nach 60 Jahren in Alpen gefunden: "Er war ein freundlicher junger Mann"

Stand
Autor/in
Ole Hilgert

Vor 60 Jahren ist ein Mann aus Schwäbisch Gmünd in den Ötztaler Alpen tödlich verunglückt, erst jetzt wurden seine sterblichen Überreste gefunden. Eine Bekannte erinnert sich an ihn.

Die Geschichte ist so tragisch wie spektakulär: Nach fast sechs Jahrzehnten werden Knochenteile eines verunglückten Skifahrers aus Schwäbisch Gmünd (Ostalbkreis) in den österreichischen Bergen gefunden. Sein Name ist Dietmar Elsässer. Der damals 30-Jährige war auf einer Skiwanderung in den Ötztaler Alpen unterwegs, als er in eine Gletscherspalte stürzte. Jetzt wurden seine Gebeine gefunden und identifiziert.

Eine, die Dietmar Elsässer gut kannte, ist Adelheid Weiss. Die heute 80-Jährige sitzt in ihrem Wohnzimmer und berichtet lebendig aus ihrer Erinnerung. Die Elsässers waren Stammkunden im Schreibwarengeschäft ihrer Familie in Schwäbisch Gmünd. Daraus entstand eine Freundschaft. Mit einem Lächeln im Gesicht spricht sie über den damals acht Jahre älteren Dietmar: "Er war ein gut aussehender junger Mann. Sportlich war er - und immer freundlich."

Eisiger Tod auf über 3.000 Metern Höhe

Doch wenn sich Weiss an Ostern 1967 erinnert, wird sie nachdenklich: "Wir haben es gleich erfahren. Es hieß, den Elsässers sei etwas Furchtbares passiert. Dann stand es auch ausführlich in der Zeitung." Die Nachricht von seinem Unfalltod in Österreich sei ein Schock für viele in Gmünd gewesen. Die Familie von Dietmar Elsässer habe lange in tiefer Trauer gelebt.

In der Bildmitte der Rotmoosferner, rechts davon der Wasserfallferner (Gletscher), davor das Rotmoostal mit dem Bach, der das Wasser beider Gletscher zu Tal führt im UNESCO-Biosphärenpark Gurgler Kamm in den Ötztaler Alpen in Tirol, Österreich. Hier verunglückte der Mann aus Schwäbisch Gmünd.
In der Bildmitte der Rotmoosferner, rechts davon der Gletscher Wasserfallferner, davor das Rotmoostal. Hier verunglückte Dietmar Elsässer aus Schwäbisch Gmünd 1967 bei einer Skitour auf mehr als 3.000 Metern Höhe.

An jenem schicksalhaften Morgen des Ostermontags, am 27. März 1967, hatte sich Elsässer mit einem Bekannten auf eine Skitour ins Ötztal aufgemacht. Von Obergurgl aus ging es durchs Rotmoostal zum Wasserfallferner. Plötzlich zog am Gletscher schlechtes Wetter auf. Im dichten Schneefall kamen die beiden Alpinisten von der Spur ab. Elsässer brach in eine schneebedeckte Gletscherspalte und stürzte mehr als 60 Meter in die Tiefe.

Aufwendige Rettungsaktion bleibt erfolglos

Der Unfallhergang ist akribisch in den Archiven der Landespolizeidirektion Tirol festgehalten. Die Akten stützen sich auf Aussagen des Begleiters, der im Tal Hilfe holte. Sprecher Erwin Vögele kann die anschließende Bergungsaktion bis ins Detail berichten: "Um circa 16 Uhr sind acht Mann wieder zur Unfallstelle hoch. Die Witterungsverhältnisse waren aber sehr schlecht. Sie mussten abbrechen. Das Ganze zog sich über drei Tage." Eine Rettungsmannschaft seilte sich in die Gletscherspalte ab, sogar ein Hubschrauber soll im Einsatz gewesen sein. Doch die Suche blieb ohne Ergebnis.

Sie hatten kein Handy, kein GPS, keinen 5-Tages-Wetterbericht und keinen Lawinenbericht, der ihnen hätte helfen können. Sie mussten am Schnee überprüfen, wie die Situation ist.

Tragisches Detail im Bericht der Polizei: Ein Sicherungsseil habe sich während des Unfalls in Elsässers Rucksack befunden. Einen Vorwurf könne man daraus aber nicht ableiten, findet Martin Barth, Vorsitzender der Sektion Schwäbisch Gmünd des Deutschen Alpenvereins: "Womöglich gab es Gründe, die damals gegen die Sicherung mit dem Seil sprachen." Der Deutsche Alpenverein, wo Elsässer zum Zeitpunkt des Unglücks Mitglied war, bereite Bergsportler bestmöglich auf solche Touren vor. Gefahren ließen sich aber nie ganz ausschließen. Vor 60 Jahren habe es zudem weder verlässliche Wettervorhersage, noch technische Hilfsmittel wie GPS gegeben.

Ein schwarz-weiß Bild eines Mannes. Er war 1967 in den Ötztaler Alpen an einem Gletscher tödlich verunglückt. Erst jetzt wurden sterbliche Überreste gefunden und identifiziert. Der Tote stammt aus Schwäbisch Gmünd.
Dietmar Elsässer studierte Jura in Tübingen. Dieses Bild zeigt ihn als Gerichtsreferendar im Jahr 1963, vier Jahre vor seinem Tod im Tiroler Gletscher.

DNA-Analyse bestätigt: Zufallsfund ist Toter aus Schwäbisch Gmünd

Das Eis werde die Leiche konservieren und womöglich erst nach Jahrzehnten freigeben, schrieb damals eine Tiroler Lokalzeitung. Sie sollte damit Recht behalten. Zunächst wurden in Folge der Gletscherschmelze 2006 in der Nähe der Unfallstelle Gebeine gefunden. Und mit einer DNA-Probe der damals noch lebenden Schwester Dietmar Elsässers verglichen. Ergebnis: negativ.

Sölden

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Der Skifahrer, dessen sterbliche Überreste jetzt in Österreich identifiziert wurden, stammte aus Schwäbisch Gmünd. Der damals 30-jährige Mann war vor fast 60 Jahren verunglückt

Im Sommer 2024 fand eine Schäferin dann aber Hunderte Meter tiefer im Tal erneut Knochenteile. Diesmal stimmte bei der Gerichtsmedizin in Innsbruck die DNA-Probe überein. Dass man nach 60 Jahren einen solchen Fall zuordnen könne, sei außergewöhnlich, sagt Polizeisprecher Vögele dem SWR: "Vor allem, dass der zunächst negative DNA-Test von 2006 am Ende doch hilfreich war, hat uns überrascht."

Toter soll letzte Ruhestätte in der schwäbischen Heimat bekommen

Geboren wurde Dietmar Elsässer 1937, wuchs in Schwäbisch Gmünd in behüteten Verhältnissen auf. Nach der Schule studierte er in Tübingen Jura, zog nach Nürnberg und arbeitete dort für die Deutsche Post. Nachfahren hatte Elsässer keine. Seine Schwester starb vor einigen Jahren. Laut Adelheid Weiss hatte sie den tragischen Tod ihres Bruders bis zuletzt betrauert.

Ein Familienporträt in schwarz-weiß. Bei dem Jungen (re.) handelt es sich um den Skifahrer aus Schwäbisch Gmünd, der 1967 in den Ötztaler Alpen tödlich verunglückte. Erst jetzt wurden sterbliche Überreste gefunden und identifiziert.
Ein Foto des später verunglückten Dietmar Elsässer (re.) mit seiner Schwester Ingeborg und seiner Mutter Else Mitte der Viezigerjahre in Schwäbisch Gmünd.

Entfernte Verwandte wollen nun seine sterblichen Überreste in Österreich kremieren und nach Deutschland überführen lassen. Im Familiengrab in Schwäbisch Gmünd soll die Asche bestattet werden, damit Dietmar Elsässer seine letzte Ruhestätte in der Heimat findet.

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