In Mengen (Kreis Sigmaringen) gibt es Streit um die Benutzung der Friedhofskapelle. Die Türen sollen für freie Trauerfeiern geschlossen bleiben, wenn kein Geistlicher dabei ist. Die Schwäbische Zeitung hatte darüber zuerst berichtet.
Kirchengemeinde hat Hausrecht
Das Problem: Auf dem Mengener Friedhof gibt es keine städtische Aussegnungshalle, sondern nur eine kirchliche Friedhofskapelle. Das Hausrecht liegt nach deren Angaben bei der dortigen katholischen Kirchengemeinde. Wer die Kapelle für Trauerfeiern nutzen darf, kann also Pfarrer Stefan Einsiedler bestimmen. Und er besteht darauf, dass für Trauerfeiern ein Geistlicher vor Ort ist - also eine Person, die ein geistliches Amt der Kirche innehat.
Die Kapelle sei ein Kulturgut, erklärte Einsiedler dem SWR. Es gehe darum, den Charakter beizubehalten. Trauerfeiern mit freien Trauerrednern sollen deshalb außerhalb der Kapelle stattfinden. Einsiedler meinte das sei halb so wild. Während der Corona-Pandemie habe man Trauerfeiern ausschließlich vor der Kapelle gefeiert, so der Pfarrer.
Unverständnis bei Bestattungsunternehmer
Für Trauergemeinden mit freien Trauerrednern sind das aber schlechte Neuigkeiten. Besonders im Winter lasse sich bei Wind und Wetter nur sehr schwer Abschied nehmen, sagte Bestattungsunternehmer Sascha Kraft dem SWR. Er kennt das Organisationsproblem mit der Kapelle.
Erst kürzlich sollte er als freier Trauerredner eine Trauerfeier in der Friedhofskapelle organisieren - auf Wunsch des Verstorbenen. Spontan musste er dann mit der Familie einen Pfarrer auftreiben, erzählt Kraft. Ein 90-jähriger pensionierter Pfarrer und alter Bekannter der Familie war schließlich bereit. Sonst hätte die Trauerfeier nicht in der Friedhofskapelle stattfinden können. Und das, obwohl der Verstorbene ein aktives Kirchenmitglied war. Mit Pfarrer Einsiedler habe er wegen der Problematik schon Kontakt aufnehmen wollen, so Kraft. Vergebens.
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Leichenhalle gehört Mengen
Eine adäquate Alternative zur Friedhofskapelle gibt es für freie Trauerfeiern im Winter nicht. Gegenüber ist zwar die Leichenhalle mit einem Abschiedsraum. Dort gibt es laut Kraft aber nur Platz für maximal zehn Personen. Sie ist damit zu klein.
Die Leichenhalle gehört der Stadt. Die hat der Bestattungsunternehmer deswegen kurzerhand kontaktiert. In einem Brief hat er vorgeschlagen, das Gebäude zu renovieren und auszuweiten. Er hoffe auch darauf, dass zwischen Stadt und Kirche eine Vereinbarung getroffen werden könne, so Kraft. In Bad Saulgau (Kreis Sigmaringen) funktioniere das. Dort dürfe die Kapelle von allen genutzt werden.