Rund vier Fußballfelder ist die Fläche groß, die der Steinbruch Frommenhausen nach Süden wachsen darf. Das Landratsamt Tübingen hat damit den Antrag der Betreiberfirma Bau-Union genehmigt. Das hat Folgen: Der Steinbruch reicht dann bis auf etwa 15 Meter an ein Naturschutzgebiet heran. Das wird von vielen kritisiert - auch von der Anliegergemeinde Hirrlingen.
Hirrlingen erwägt Klage gegen Steinbruch-Erweiterung
Nach Angaben von Bürgermeister Simon König warte man jetzt darauf, welche Vorgaben das Landratsamt in der Genehmigung formuliert hat. Dann wolle man über eine Klage beraten.
Die Gemeinde ist vor allem durch den massiven Lastwagenverkehr mit Lärm und Staub belastet. Außerdem befürchtet König, dass das Naturschutzgebiet Kapfhalde unter den weithin hör- und spürbaren Sprengungen leiden könnte.
Naturschutzgebiet Kapfhalde bedroht?
Auch Befürworter der Erweiterung wie die Grünen Gemeinderätin und Biologin Sabine Kracht teilen diese Sorge. Sie hätte sich einen größeren Abstand zum Naturschutzgebiet gewünscht.
So geht es auch dem Sprecher der Bürgerinitiative Aaron Wagner. Die Sprengungen, die beim Abbau von Fels nötig seien, seien teils über hunderte Meter hör- und spürbar, sagte er. Das könnte Tiere im Naturschutzgebiet vertreiben oder die Felsformationen im Naturschutzgebiet instabil machen.
Lärmbelastung in Hirrlingen und Frommenhausen
Die Bürgerinitiative wollte die Erweiterung des Steinbruchs nach Süden aber nicht nur wegen des Naturschutzgebiets verhindern. Auch sie kritisiert die Belastung der Bürger und Bürgerinnen durch Lärm und Staub. Vor allem durch Hirrlingen (Kreis Tübingen) fahren schon jetzt viele Laster mit Abbruchmaterial. Künftig werden es laut Bürgerinitiative noch mehr sein.
Bürgerinitiative behält sich rechtliche Schritte vor
Aaron Wagner sagte dem SWR, auch die Bürgerinitiative für einen regionalen und nachhaltigen Steinbruch in Hirrlingen und Frommenhausen behalte sich rechtliche Schritte gegen die jetzt vom Landratsamt Tübingen erteilte Erweiterungsgenehmigung vor. Außerdem sei man mit dem Landesnaturschutzverband Baden-Württemberg und mit dem BUND im Gespräch.
Landratsamt Tübingen: Erweiterung genehmigt
Das Landratsamt hat nach eigenen Angaben alle Belange des Naturschutzes sowie die Lärm- und Staubbelastung geprüft und hat keine Einwände gegen die Erweiterung. Dass die Genehmigung erfolgen würde, war allgemein erwartet worden, da die beantragten Flächen auch im Regionalplan bereits als Erweiterungsflächen für den Steinbruch vorgemerkt waren. Der Oberbürgermeister von Rottenburg Stephan Neher (CDU) hält die Belastung für die Anwohner für erträglich.
Keine neuen Steinbrüche erschließen
Es sei notwendig, Rohstoffe zu gewinnen, wenn man weiter Häuser und Straßen bauen wolle, so Neher. Im Regionalverband Neckar-Alb sei es erklärter politischer Wille, dass keine neuen Steinbrüche oder andere Rohstoffvorkommen erschlossen werden. Statt dessen sollen bestehende Abbaustellen wenn möglich erweitert werden. Das sei unterm Strich umweltverträglicher als neue zu erschließen.