Die neue Glocken in Tübingen-Lustnau wird erstmals angeschlagen (Foto: Pressestelle, Kirchengemeinde Lustnau / Thomas Gauggel)

Ersatz für geraubte Glocke aus Tschechien

Neue Glocken für katholische Kirche Tübingen-Lustnau geweiht

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Drei neue Glocken für die katholische Kirche in Tübingen-Lustnau sind am Sonntag geweiht worden. Sie werden eine von den Nationalsozialisten in Tschechien geraubte Glocke ersetzen.

Feierlich wurden die drei neuen Glocken für die St. Petrus Kirche in Tübingen-Lustnau am Sonntag im Rahmen eines Gottesdienstes geweiht. Sie werden die Glocke ersetzen, die im 2. Weltkrieg in einer Gemeinde im heutigen Tschechien abgehängt und ins damalige Deutsche Reich transportiert wurde.

Pfarrer von Lustnau gerührt und glücklich

"Ich freue mich, dass die Glocken nun geweiht sind und die alte Glocke nach Tschechien zurückkehren kann", sagte Pfarrer Ulrich Skobowsy nach der feierlichen Weihe der drei neuen Glocken vor der Lustnauer Kirche. Die Glocke zurückzugeben sei ein Zeichen der Wiedergutmachung, der Versöhnung und besonders wichtig in einer Zeit, in der so viele Konflikte wieder neu aufbrächen. Als besonders anrührend empfand er den Moment, als die neuen Glocken zum ersten Mal angeschlagen wurden. Da dies zur Mittagszeit geschah, läutete nämlich die alte Glocke zeitgleich los.

Gäste kamen auch aus Tschechien

Zur Weihe waren auch Gäste aus Tschechien gekommen. Die freuten sich, dass ihre Glocke in absehbarer Zeit wieder den Weg nach Hause findet. Sie wird im Rahmen der Aktion "Friedensglocken für Europa" an ihren Heimatort zurückgebracht. Dort läutete sie vom Jahre 1511 an bis in den 2. Weltkrieg. Nun wird sie eine von vielen Glocken sein, die auf Initiative des Rottenburger Bischofs Gebhard Fürst zurückgegeben werden.

Als Kind den Abbau der Glocke in Tschechien erlebt

Zur feierlichen Glockenweihe, berichtete Pfarrer Skobowsky, sei auch ein ganz besonderer Gast gekommen. Er habe als Neunjähriger in Tschechien erlebt, wie die Glocke abgehängt und abtransportiert wurde. Eigentlich hätte sie, wie zigtausende andere Glocken, eingeschmolzen werden sollen, um kriegswichtige Güter zu produzieren. Nur wenigen Glocken blieb dieses Ende erspart. Eine davon ist die in Tübingen-Lustnau.

Im Advent wird die tschechische Glocke abgehängt

Bis zum Anfang der Adventszeit wird die alte Glocke noch schlagen. Dann soll sie abgehängt und für den Rücktransport nach Tschechien vorbereitet werden. Die neu gegossenen Glocken zu finanzieren, war ein Gemeinschaftsprojekt. Eine wurde von der Diözese Rottenburg-Stuttgart bezahlt. Für die beiden anderen sei das Geld von einem Team der Lustnauer Gemeinde gesammelt worden, so Pfarrer Ulrich Skobowsky.

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SWR