Die Tübinger Ärztin Lisa Federle fordert mehr PCR-Tests im Kampf gegen Corona. Viktor Dietrich (l), Mitarbeiter der Teststation, führt bei Marwied Hakimi, Leiter der Teststation, einen Nasenabstrich durch.  (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/dpa | Andreas Arnold (Symbolfoto))

Symptome trotz negativer Tests

Unzuverlässige Schnelltests? Tübinger Ärztin Federle fordert mehr PCR-Tests wegen Corona

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Schnelltests geben Menschen eine falsche Sicherheit, kritisiert die Medizinerin Federle. Um unentdeckte Corona-Infektionen zu minimieren, will sie mehr PCR-Tests einsetzen.

Die Tübinger Ärztin Lisa Federle hat den verstärkten Einsatz von PCR-Tests gefordert. Bei ihren Patientinnen und Patienten seien Schnelltests oft nicht zuverlässig, sagte sie am Donnerstag. Viele Menschen machten sogar mehrere Schnelltests, die negativ ausfielen, und hätten dennoch offensichtliche Symptome. Machten die Betroffenen danach einen PCR-Test, falle das Ergebnis derzeit häufiger als früher positiv aus, sagte Federle.

"Ich würde mir deshalb wünschen, dass wieder verstärkt PCR-Tests gemacht werden und die Zuverlässigkeit dieser Tests stärker hervorgehoben wird", so die Ärztin. Federle wurde früh in der Pandemie durch das sogenannte Tübinger Modell bekannt. Außerdem wurde sie Pandemie-Beauftragte in Tübingen.

Lisa Federle am 4. Mai 2022 bei SWR1 Leute:

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Was ein Corona-Schnelltest leisten kann - und was nicht

Aus Sicht von Christine Falk, Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Immunologie, sei es wichtig, den Menschen bewusst zu machen, was ein Corona-Schnelltest leisten könne und was nicht. Ein Schnelltest zeige nicht so gut an, ob jemand gerade infiziert sei. Aber er zeige recht zuverlässig, wenn jemand infektiös sei. "Also, ob jemand über eine hohe Viruslast verfügt und damit andere anstecken könnte", sagte Falk.

Außerdem sei bei Corona-Schnelltests extrem wichtig, wie der Abstrich vorgenommen werde. Grundsätzlich solle man erst im Rachen und dann in beiden Nasenlöchern abstreichen, so Falk, die auch dem Corona-Expertenrat der Bundesregierung angehört. "Auch wenn manche Corona-Schnelltests etwa nicht für den Abstrich im Rachen zugelassen sind, spricht aus immunologischer Sicht nichts dagegen, sie so zu nutzen", sagte Falk.

Federle: Falsche Sicherheit durch Schnelltests

Die Tübinger Ärztin Federle befürchtet, dass die Schnelltests einen in falscher Sicherheit wiegen könnten, da viele Menschen derzeit einen Schnelltest machten und dann etwa ihre Großmutter besuchten. Es sei zu vermuten, dass die Corona-Impfung, die Technik des Abstreichens sowie die veränderte Virusvariante einen Einfluss auf die Zuverlässigkeit der Schnelltests hätten, sagte Federle.

Einen direkten Einfluss der Corona-Impfung auf die Zuverlässigkeit des Schnelltests sieht die Immunologin Falk aber nicht. Es lasse sich zudem erkennen, dass die Omikron-Varianten des Coronavirus derzeit keinen Einfluss auf die Zuverlässigkeit der Schnelltests hätten. "Nach rund neun Monaten mit den Omikron-Varianten sehen wir, dass die Schnelltests bei infektiösen Menschen immer noch gut anschlagen", sagte Falk. Dennoch funktionierten nicht alle Schnelltests gleich gut. Es sei deshalb wichtig, sich über die Qualität der Tests zu informieren, sagte Falk. Eine Übersicht dazu gibt es beim Paul-Ehrlich-Institut.

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